Dinslaken. Mit seinen Ostfriesenkrimis ist Autor Klaus-Peter Wolf bekannt geworden. So begeisterte er bei einem Gastspiel in Dinslaken das Publikum.
Die E-Mail an die Presse ging um 15.13 Uhr heraus: Platz Eins der Spiegel-Bestsellerliste in der Startwoche des neuen Romans, der 17. Spitzenplatz für den Autoren in Folge. Wer sich nur schwer eine Vorstellung davon machen kann, was es bedeutet, wenn ein Verlag zwei Tage nach der Veröffentlichung vermeldet, alle 250.000 Exemplare der Erstauflage seien ausgeliefert, brauchte am Mittwoch nur einmal bei der Kathrin-Türks-Halle vorbeischauen. Dorthin lud Klaus-Peter Wolf seine Fans mit Frau Bettina Göschl sowie Susanne und Martin Kaminski als Veranstalter zur Lesepremiere des ersten Bands der zweiten „Dr. Sommerfeldt“-Trilogie „Ein mörderisches Paar - Das Versprechen“.
Schlangen vor und in der Kathrin-Türks-Halle
Tatsächlich machte der Autor der Ostfriesland-Krimireihen mit berüchtigter Schwäche für Serientäter das Foyer der „Dinslakener Elbphilharmonie“ (Susanne Kaminski) zur Schlangengrube. Die erste Schlange fiel der Hallen-Security gegen 17 Uhr vor dem noch geschlossenen Eingang auf. Die zweite schlängelte sich von 18 bis 19.25 Uhr den aufgetürmten Büchertisch und den Marzipan-Versuchungen vom Café ten Cate zum Signiertisch von Wolf und Göschl entlang.
Nicht wesentlich kürzer war die Schlange in der Pause und selbst um 22.30 Uhr war der „Spuk“ noch nicht vorbei. Die KTH war annähernd ausverkauft und von den weit über 500 Fans schien keiner gewillt zu sein, ohne signierte Bücher nach Hause zu gehen.
Klaus-Peter Wolf hat eine Familie geschaffen
Rock-Star-Rummel für ein Paar, das ostfriesisch bodenständig geblieben ist. Im Saal erinnert Klaus-Peter Wolf an die kleinen Anfänge vor elf Jahren. Art Inn Hotel, Lesung neben dem Kuchenbuffet. 50 Leute. Mit dem deutschlandweiten Erfolg und den Fernsehverfilmungen wuchsen die Leserschaft und die Locations. Dachstudio, Autokino, der Tenderingssee, der in die Romanwelt einging wie Susanne Kaminski, die am Mittwoch richtig gehend gerührt war, als Wolf von ihr als Romanfigur las.
Wolfs Erinnerungen. Bettina Göschls Lieder über die Charaktere ihres Mannes (sie wurde am Mittwoch von Bassist Heinz Edzards begleitet). Das schallende Lachen im Saal, wenn nur der Name „Rupert“ fällt. Klaus-Peter Wolf ist es gelungen, sich und seine Frau, seine Leserschaft und seine Buchcharaktere zu einer großen Familie zusammenwachsen zu lassen.
Serienkiller in trauter Zweisamkeit
Auch deshalb scheint er jetzt mit der neuen Dr. Sommerfeldt-Trilogie den Nerv zu treffen. Sommerfeldt, der Serienkiller aus Idealismus und die starke Frauke mit ihrer halbseidenen Vergangenheit erleben traute Zweisamkeit, weil sie sich nicht voreinander verstellen brauchen. Gleichzeitig sind sie gesellschaftliche Außenseiter, die Missständen aktiv und tabulos begegnen können, wo sich in der realen Welt nur Wut, Frust und Hilflosigkeit aufstauen können. Genussvoll liest Wolf, wie sich ein vermeintliches erpresstes „Schäferstündchen“ für den Peiniger zur quälend schmerzhaften Golfstunde wird und das Publikum amüsiert sich.
„Lesen macht durch die Perspektivwechsel in den Büchern empathischer“, erklärt Wolf. Krimis sind aber auch Ventile für das persönliche Gerechtigkeitsempfinden. In diesem Sinne ist Dr. Sommerfeldt wirklich ein guter Arzt.