Dinslaken. Das Instrument des Jahres stand im Mittelpunkt des Konzertes des Mandolinenorchesters „Harmonie“ 1931 in der Kathrin-Türks-Halle.
Die Mandoline ist das Instrument des Jahres 2023. Dies strahlte am Sonntag bis nach Dinslaken aus. Denn die Mandoline soll in diesem Jahr in all ihren Facetten beleuchtet werden und wer könnte dies besser tun als ein Mandolinenverein wie die „Harmonie“ 1931? Von Barock bis Rock’n’Roll reichte die stilistische Bandbreite, mit der das Orchester unter der Leitung von Michael Jakob das Zupfinstrument am Sonntagnachmittag in der Kathrin-Türks-Halle vorstellte. Aber halt! Muss man das namensgebende Instrument des Mandolinenorchesters in Dinslaken tatsächlich noch vorstellen? Die Antwort gab Sanne Buskermolen. Die niederländische Musicaldarstellerin war mit ihrem Duopartner Moritz Gastreich (Gitarre) musikalische Gast des Konzerts. Noch bevor sie ihr erstes Lied begann, gestand sie dem Dinslakener Publikum, dass sie gerade zum ersten Mal ein Mandolinenorchester höre - und sie würde es sehr genießen.
Als sie das sagte, hatte sie gerade die Mandoline in ihrem historischen Klangbild gehört. Die „Harmonie“ begann den Konzertnachmittag mit Charpentiers „Prelude“, Händels „Einzug der Königin von Saba“und dem dreisätzigen Trio G-Dur des gebürtigen Neapolitaners Emanuele Barbella (1718 - 1777). Ein musikalischer Block also aus der Zeit, als die Mandoline ganz selbstverständlich Teil der Kammermusik war, ausgereift in ihrer Bauweise als doppelchöriges Instrument in Violinenstimmung. Hell und schnell erklingt die verspielt-motorische Händel-Melodie, die Klangfarbe der Mandoline passt perfekt. An dieser Stelle darf aber auch nicht vergessen werden, dass „Zupforchester“ es besser trifft als Mandolinenorchester, denn komplettiert wird die Partitur erst durch die Stimmen für Mandola, Gitarre und Kontrabass.
Und das Publikum sang leise mit
Was man im barocken Spiel auf der Mandoline nicht findet, ist das Tremolieren. Dieser Klang, der heute allgemein mit dem Instrument assoziiert wird, ist eine Erfindung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, setzte sich zeitgleich mit dem ausgeprägten Vibratospiel auf der Violine durch. Das Tremolo der Mandolinen erklang am Sonntag also erst im zweiten Block. Bei den populären „Über den Wolken“, und „Ich war noch niemals in New York“, die vom Publikum leise mitgesungen wurde, sowie in der „Suite Americana“ von Klaus Schindler beim nostalgische Ragtime und dem „New York Skyline“ mit Swing und Boogie-Bass. Genau diese beiden Stilrichtungen beschlossen auch das Konzert. Die Gitarrenlehrer-Koryphäe Dieter Kreidler zitiert im „Zupf-Boogie“ „klassische“ Rock ‘n’ Roll-Hits um 1959, „Glenn Miller for Strings“ ist ein Potpourri rund um die „Moonlight Serenade“. Und auch hier fühlen sich die Mandolinen so wohl wie die Gitarren: schließlich hat die moderne E-Mandoline auch ihren Platz in der Rockmusik gefunden.
So weit geht das Mandolinenorchester allerdings nicht. Musikalisches Feuer verbreitete es mit „Zwei Gitarren“ von Willi Althoff“ und italienisches Flair mit „Racconto del Nonno“ von Giacomo Sartori. Einen „Verwandtenbesuch“ beim griechischen Bouzouki machte man mit „Zorba’s Dance“ und „Na Luz“ von Takashi Yusasa zeigte, dass die Mandoline auch in Japan populär ist: Lehrbücher gibt es dort seit 120 Jahren.
Zum Abschluss fanden dann die Musicalstimme und das Mandolinenorchester zusammen: „Bei mir bist du schön“ und als Zugabe, „What a wonderful world“, dem sich das Publikum mit seinem Applaus am Ende des musikalischen Nachmittags anschloss.