Dinslaken. Ein Film zur Geschichte der Stadt entsteht in Animation und aktuellen Drehszenen. Die wurden in der Kathrin-Türks-Halle aufgenommen.
Für Freunde von Terra X und anderen historischen Dokumentationen ist dieser Film über die Geschichte Dinslakens einfach ein Muss. Für Fans der Stadt ohnehin. Denn hier darf eingetaucht werden in eine Zeit, die es gar nicht mehr gibt, die wieder ersteht in fantastischen 3-D-Animationen. „Wir machen sichtbar, was längst vergangen ist“, fasst Dr. Frank Dießenbacher kurz seine Arbeit zusammen. „Wir rekonstruieren das, was Archäologen ausbuddeln und füllen es mit Leben“, ergänzt sein Bruder Prof. Claus Dießenbacher.
Bereits 1994 haben die beiden Fachleute angefangenen einen römischen Tempel in Xanten zu rekonstruieren, im Laufe der Zeit kamen andere Rekonstruktionen hinzu. Damals noch absolutes Neuland, dies alles auf Zelluloid zu bannen oder besser am Computer realistisch zu erstellen. Schnell sprangen andere Vereine und Institutionen auf den Zug auf – die Zeche Zollverein, das Landesmuseum Trier, die Stadt Cottbus. „Es hat uns jede Menge Spaß gemacht, doch eigentlich wollten wir uns danach zur Ruhe setzen“, erzählt Frank Dießenbacher.
Kostüme stellt die Hanse Gilde
Daraus wurde nichts. 2016 bat die Stadt Wesel um Unterstützung. Dabei lernten die beiden Medienleute den Gildemeister Ludwig Maritzen kennen, der seitdem fester Bestandteil aller weiterer Arbeiten ist. Und auch in Dinslaken sorgt Maritzen für vor allem die Requisiten und Kostüme aus längst vergangenen Zeiten. Kalkar, Büderich folgten und schon wieder ist ein neues Projekt geplant – über die Hansegilde Wesel.
Doch jetzt wird erst einmal die Geschichte Dinslakens dargestellt, wobei die Burg den Mittelpunkt der 3-D-Animationen bildet. „Sicher, so Frank Dießenbacher, „kann die Rekonstruktion der Burg nur eine Fiktion sein. Wir wissen nicht wirklich ob sie im Detail so ausgesehen hat.“ Der Grundriss stimme zwar, auch habe man sich in der Umgebung noch vorhandene Burgen aus jenen Zeiten um 1250 und 1600 angeschaut, doch einen wissenschaftlichen Beleg gibt es aus jenen Anfängen nicht. Die sind erst für die späteren Rekonstruktionen gegeben, aus den Zeiten also, aus denen es zahlreiche Unterlagen gibt.
Um die Animationen mit Leben zu füllen wurde am Samstag in der Kathrin-Türks-Halle mit Laiendarstellern vor dem Greenscreen gedreht, einem grünen Tuch, das später am Computer durch die jeweiligen Hintergrunde ersetzt wird – das Burgtor, eine Arztstube, eine Mühle beispielsweise. So ächzt dann auch Thomas Müller im 15. Jahrhundert unter einem schweren Mehlsack, muss sich von seinem Müllermeister Heinz Wansing zurechtweisen lassen. In einer weiteren Szene spielt Adrian Schnura einen Patienten mit Armwunde dermaßen gut, dass die Filmemacher mit ihm zittern und wehklagen. Zur Gaudi von Tochter Clara spielt Ingo Tenberg den Medicus, der einem kleinen Trunk nie abgeneigt ist.
Szene wurde immer wieder geprobt
Um 1600 streiten Jan Homberg als spanischer Soldat und Marc Hoffacker als Niederländer vor den Toren Dinslakens. Sie alle haben sichtbaren Spaß, wenn gleich ihnen der Schweiß in Strömen fließt. Einmal wegen der Scheinwerfer, dann weger der wärmenden Kostüme und nicht zuletzt spielt wohl auch ein wenig Lampenfieber eine Rolle. Lediglich die beiden kleinsten Darsteller, Jakob und Clara, nehmen es gelassen.
„Ganz schön anstrengend“, meinen hingegen die beiden kämpfenden Soldaten, deren Kampfszenen immer wieder geprobt werden. „Denkt an Star Wars“, mahnt Kameramann Justin. Eher wohl Errol Flynn, aber den kennen die jungen Leute nicht mehr. Absolute Ruhe und Anspannung wechseln sich mit herzerfrischenden Lachen ab. „Eine tolle Erfahrung“, sind sich alle schließlich, selbst die Profis, einig.
Im August wird der Film gezeigt
Noch viele Drehtage warten auf die Akteure des Geschichtsfilms rund um die Stadt Dinslaken. Die Idee zum Film hatte Walter Hoffacker vom Dinslakener Filmclub schon lange, doch immer wieder verschob er die Idee. Schließlich aber kamen die ehemalige Stadtarchivarin Gisela Marzin, Museumsleiter Dr. Peter Theißen und Horst Miltenberger zum Team. Die Sache nahm Gestalt an. Mit Frank Dießenbacher war schließlich ein Profi gefunden, der für die 3-D-Animationen zuständig war.
„Das hätten wir alleine nie so hingekriegt“, sagt Hoffacker. Die Komparsen waren schnell gefunden und los ging es. Noch viel Arbeit muss hereingesteckt werden bevor der Film am 4. August, 18 Uhr, in der Kathrin-Türks-Halle gezeigt werden kann.