Dinslaken. Die Dinslakener Stadtverwaltung hat ein Personalproblem. Das sind die aktuellen Zahlen. Grüne und SPD suchen nach Gründen für die Misere.
Dass die Stadtverwaltung Dinslaken ein Personalproblem hat, ist bekannt – die Dimension offenbart aber nun eine Antwort der Stadtverwaltung auf eine entsprechende Anfrage der Grünen. Diese haben sich im Dezember nach offenen Stellen im Rathaus erkundigt – und nach den Problemen, diese zu besetzen.
Mit 1195 Beschäftigten ist die Stadtverwaltung einer der größten Arbeitgeber in Dinslaken. Dennoch hat die Stadt große Probleme, freie Stellen zu besetzen. So sind aktuell noch 38 Stellen offen – die meisten in den Vorstandsbereichen III (Geschäftsbereiche 4, 5 und 8 – Liegenschaften, Bauaufsicht/Bauen/Din-Service – sowie die Stabsstelle Stadtentwicklung) und IV (Geschäftsbereiche 2 und 3 – Finanzen/ Bürgerservice, Recht, Ordnung – und die Stabstelle Digitalisierung). Im vergangenen Jahr wurden 118 Stellenbesetzungsverfahren bearbeitet. 13 Stellen mussten mehrfach ausgeschrieben werden – dennoch fand sich kein passendes Personal.
96 Mitarbeitende verließen Dinslaken im vergangenen Jahr
Insgesamt 96 Mitarbeitende – das sind acht Prozent des Personals – haben der Stadtverwaltung Dinslaken im vergangenen Jahr den Rücken gekehrt, teils unfreiwillig, teils freiwillig: 72 tariflich Beschäftigte sind gegangen – weil sie etwa nach der Probezeit gekündigt wurden oder weil sie selbst gekündigt haben, weil Zeitverträge ausliefen (6,3 Prozent der Beschäftigten haben befristete Verträge), es gab Auflösungsverträge, um vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze in den Ruhestand zu treten oder um ohne Einhaltung der Kündigungsfrist das Arbeitsverhältnis zu beenden.
Zwölf Beamtinnen und Beamte haben die Stadt Dinslaken verlassen – fünf wurden in den Ruhestand versetzt, einer ist durch die Laufbahnprüfung gefallen, sechs wurden versetzt – sowohl auf höher dotierte als auch auf gleichwertige Stellen zum Beispiel in Wesel.
Stadt: Es ist „schwierig, das Personal zu halten“
Die Stadt erkundige sich bei Versetzungsersuchen oder Kündigungen nach den Gründen, um Abhilfe zu schaffen – vielfach vergeblich. Danach steige neben der „altersbedingten Fluktuation“ auch „die Bereitschaft des vorhandenen Personals den Arbeitgeber aus persönlichen Gründen“ (Anfahrtswege, berufliche Neuorientierung, höheres Gehalt, Wechsel in die Privatwirtschaft) zu wechseln. Deswegen sei es „oftmals schwierig, das Personal zu halten“, so die Stadt. Außerdem sei fehlendes Fachfachpersonal „kein spezifisches Problem der Stadtverwaltung Dinslaken“: „Alle Kommunalverwaltungen und auch zunehmend die Privatwirtschaft in bestimmten Bereichen“ finde „kein qualifiziertes Personal“.
Diese Geschäftsbereiche haben die höchsten Krankenstände
Zur Fluktuation kommen viele krankheitsbedingte Ausfälle: Der Krankenstand liegt laut Stadtverwaltung bei 11,68 Prozent. Zum Vergleich: Der Krankenstand bei gesetzlich Versicherten in Deutschland lag im vergangenen Jahr bei 5,4 Prozent. In jedem Geschäftsbereich der Stadtverwaltung liegt der Krankenstand über dem Bundesdurchschnitt, zweistellige Quoten finden sich im Geschäftsbereich 1 (Steuerung, Verwaltungsmanagement, inklusive Vorstandsbereich der Bürgermeisterin und angehängter fünf Stabsstellen) mit 10,52 Prozent, im Geschäftsbereich 7 (Jugend und Soziales plus Stabsstelle Sozial- und Jugendhilfeplanung) mit 11,46 Prozent, im Geschäftsbereich 8 (Din-Service) mit 12,38 Prozent. Den höchsten Krankenstand hat der Geschäftsbereich 3 (Bürgerservice, Recht, Ordnung) mit 15,51 Prozent. Außerdem seien im Jahr 2022 57 Überlastungsanzeigen eingegangen, davon 28 von Kita-Beschäftigten.
Die Stadtverwaltung hat den Fragenkatalog der Grünen „soweit möglich“ beantwortet. Eine „vollumfängliche Beantwortung“ sei „mit einem unverhältnismäßigen Aufwand verbunden“ und werde deswegen abgelehnt.
SPD: Ruf der Stadt Dinslaken als Arbeitgeberin habe „deutlich gelitten“
Die SPD hatte sich jüngst nach den Gründen für die Personalabgänge erkundigt und will dieses Thema nun in der Ratssitzung am 21. März vertiefen. Die Fraktion hat beantragt, dass der Personalrat der Stadtverwaltung im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung die „aktuelle Situation der städtischen Beschäftigten“ schildert – dabei geht es der SPD vor allem um Informationen und Eindrücke zu „Arbeitsklima, Arbeitsbelastung, Arbeitsplatzzufriedenheit und Beschwerdeaufkommen“.
Es würden immer wieder Hinweise auf „Überlastung, wachsende Unzufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld, sowie darin begründete langfristige Krankschreibungen und Kündigungen“ eingehen, so die SPD.
Gespräche mit Gewerkschaftsvertreterinnen und Vertretern des ver.di-Bezirks Duisburg-Dinslaken hätten „jüngst ebenfalls ergeben, dass der Ruf der Stadt Dinslaken als Arbeitgeberin deutlich gelitten“ habe, so die SPD.
„Das Wohlergehen und die Arbeitsplatzzufriedenheit der Beschäftigten müssen absolute Priorität haben – nicht nur innerhalb der Verwaltung, sondern auch aus der Perspektive der Dinslakener Bürgerinnen und Bürger und eben auch der Ratsmitglieder“, so die Fraktion. „Wir alle sind Dinslaken – aber darin liegt auch der Auftrag, aufeinander zu achten.“
Durch den direkten Austausch mit der Interessensvertretung der städtischen Beschäftigten „erhalten die Stadtverordneten die Gelegenheit, sich ein besseres Bild von der tatsächlichen Situation zu machen.“