Voerde. Zum 17. Mal brachte Fotograf Rolf Nißen ein Jahrbuch zu seiner Heimat heraus. Dabei befasste er sich erstmals nicht nur mit lokalen Ereignissen.
Das Jahr 2022 war gerade einmal vier Wochen vorbei, da gab es bereits den Jahresrückblick von Götterswickerhamm als Bildband. Ein Jahr lang war Fotograf Rolf Nißen wieder unterwegs, um die Geschehnisse in seinem Heimatdorf in Bildern festzuhalten. Dies geschieht nun seit 17 Jahren, 2006 war der erste Band erschienen. In den vergangenen Bildbänden hatte sich Nißen „nur“ auf Götterswickerhamm konzentriert, ließ die Bilder sprechen mit nur wenigen Stichpunkten als Text.
In dieser Chronik ist es anders – Götterswickerhamm ist eingebettet ins Weltgeschehen. „Das interessiert die Menschen“, erklärt der Hobbyfotograf. „Immer wieder haben mich meine Leser angesprochen, ich sollte doch Wichtiges aus der Welt mit hineinnehmen, man vergesse so leicht. Das habe ich mir in diesem Buch zu Herzen genommen.
Erstmals werden auch internationale Ereignisse im Jahrbuch aufgegriffen
So liest man hier vom Krieg in der Ukraine, verfolgt die Coronageschehnisse, weiß, wann die Olympischen Winterspiele in Peking stattgefunden haben, wie der deutsche Medaillenspiegel aussah und das die Fußballlegende „uns Uwe“ am 21. Juli 2022 verstarb. Selbst Königin Elizabeth II. hält ihren Einzug in das Götterswickerhammer Buch, auch das die Lebensmittelpreise rasant ansteigen, liest man dort.
Natürlich kommt das Götterswickerhammer Leben nicht zu kurz. So zeigt die Flagge an der Gaststätte Arche grün – das bedeutet, ein Junge ist im Dorf geboren worden. Jonathan Bernds, den seine glücklichen Eltern Florian und Sara Bernds am 7. Januar in die Arme schließen konnten. „Leider gibt es kein Foto mehr, die jungen Leute wollen ihre Babys nicht mehr fotografieren lassen“, berichtet Rolf Nißen. Die Tradition an der Arche aber gibt es dennoch: Rot-weiß-grün ist sie eigentlich, wird ein Junge geboren zeigt der grüne Streifen nach oben, ist es ein Mädchen wird’s oben rot. Zum Leben gehört auch der Tod, eine Seite ist dem Andenken der in Götterswickerhamm Verstorbenen gewidmet.
Rolf Nißen thematisiert lokale Ereignisse aus Voerde
Ansonsten geht Rolf Nißen chronologisch vor: leichtes Hochwasser im Januar, die Gänse tummeln sich wieder auf den Rheinwiesen, im Februar hinterlässt das Orkantief Ylenia keine großen Schäden, beim Sturmtief Zeynep hingegen vermeldet Götterswickerhamm abgedeckte Dächer und entwurzelte Bäume. Im März legt sich Saharastaub über den Ort, dafür ist der Himmel in wunderschönen Farben abgebildet. Selbst die Verlegung der Glasfaserkabel dokumentiert Nißen, ebenso die kläglichen Überreste, nachdem Schrottdiebe unterwegs waren. Supermond, Störche, Schützenthron und Schützenfest sind genauso vertreten wie Landschaftsaufnahmen und Sporttermine.
Und dennoch, der Informationsfluss laufe nicht so wie früher, beklagt Rolf Nißen. Ob es an der Pandemie liegt, er wisse es nicht. Es gebe ja auch kaum noch Veranstaltungen im Dorf. Vor der Pandemie sei es lebendiger zugegangen. Es sei, als wäre das Dorf in einen Dornröschenschlaf versunken. Auch für Kinder gebe es kaum Abwechslung. Sara Wissing und Alicia Tinnefeld, zwei junge Studentinnen aus dem Dorf, hätten zumindest einen Adventskalender kreiert, teilweise gestaltet von Kindern. „Um ihnen zu danken, habe ich den Kalender auch ins Buch aufgenommen“, so Nißen.
Er würde gerne die Geschichte des Ortsteils aufarbeiten, doch dafür benötige er Hilfe. „Es wäre schön, wenn man daraus dann Lesungen und Vorträge entwickeln könnte“, sagt Nißen. Auch eine Bilderausstellung habe man bei ihm nachgefragt. Er sei aber zu alt dafür, diese alleine zu stemmen.