Voerde. Christian Hülsermann, Betreiber des Tinthofs in Voerde-Spellen, hat sich mit der Zeit immer weiter von konventioneller Landwirtschaft entfernt.
Während es zu Zeiten der Corona-Pandemie bei vielen Hof- und Bioläden einen deutlich erhöhten Kundenzulauf gab, verlief der Betrieb auf dem Tinthof in Spellen vergleichsweise ruhig. „Es gab Kollegen, die nicht wussten, wie sie überhaupt die Kundenanfragen bewältigen sollten. Das ist im Grunde an uns vorbeigegangen. Bei uns sind nach wie vor die Kunden gekommen, die vorher auch schon da waren. So ist es zum Ende der Pandemie aber auch nicht eingebrochen“, erklärt Christian Hülsermann, der in der sechsten Generation den Hof betreibt.
„Wir können nicht sagen, dass es besser oder schlechter ist. Es ist durchweg konstant. Das Wichtigste ist, dass die Arbeit Spaß macht“, findet der Landwirt.
Sehr persönlicher Umgang mit den Kunden
„Es ist schon sehr persönlich bei uns. Jeder darf das probieren, was er probieren möchte. Dann dauert es manchmal ein bisschen länger, aber so kann man direkt mit den Leuten ins Gespräch kommen. Im Grunde wollen wir eine Message verkaufen: ,So kann man Landwirtschaft betreiben’. Für die meisten ist es noch unvorstellbar, dass alle das so machen könnten wie wir. Aus unserer Sicht, mit dem Blick auf den Tierschutzgedanken, Wasser- und Energieressourcen und so weiter, ist das der Weg“, betont Hülsermann.
„Was ich ganz wichtig finde, ist, dass wir zu einer gewissen Ehrlichkeit kommen. Egal, ob es Lebensmittel, der Elektromarkt oder Autoverkäufe sind, es wird so viel gelogen. Wenn wir dahinkommen, dass ich mich gut betreut fühle und demjenigen, der mir gegenübersteht glauben kann, was er mir erzählt, ist das ein ganz wichtiger Schritt.“ Es werde sehr viel über Nachhaltigkeit geredet, „das ist heutzutage ein Must-Have, um verkaufen zu können, aber dann muss man auch ehrlich sein.“
Frühzeitige Bildungsangebote sind ein wichtiger Faktor
Entscheidend sei, dass man für Bildung sorge, „dass wir bereits in den Kindergärten und Schulen ein Bewusstsein dafür schaffen. Wir brauchen auch Bildung unter den Bauern, damit wir überhaupt wissen, wie wir zu einem lebendigen Organismus kommen. Und dann braucht man die Bildung in der breiten Masse, das ist eine wahnsinnige Aufgabe.“ Das Problem sei, dass den Konzernen, die heute an dem System gut verdienten, nicht daran gelegen sei, dass diese Bildung stattfinde.
„Wir wollen bei allem, was wir tun, so natürlich wie möglich arbeiten. Wenn man mal in die Natur schaut, dann ist vieles perfektionistisch eingerichtet“, betont der Spellener. So habe sich Hülsermann vor einigen Jahren von der konventionellen Kuhhaltung losgeeist und es sei „genial“, die Kühe mit ihren Kälbern auf der Weide zu sehen.
„Wie toll ist das, wenn am Ende noch etwas von der Milch für den Menschen übrig bleibt.“ Früher seien 30 bis 35 Liter von einer Kuh am Tag gemolken worden, mittlerweile seien es nur noch sieben bis zehn Liter. Aktuell hat Hülsermann 35 Kühe im Stall. „Man muss uns auch wollen. Das ist eine bewusste Entscheidung, hier zum Tinthof zu kommen, für die Qualität, die wir anbieten, und ich freue mich für jeden, der den Weg zu uns findet“, sagt der Landwirt.
Öffnungszeiten und weitere Angebote in Voerde
An einem Mittwochabend (17-19 Uhr) würden meist rund 20 Kunden kommen. Auf dem Spellener Bauernmarkt (freitags, 14-18 Uhr) würden je nach Wetterlage 40 bis 50, mitunter aber auch 80 bis 90 Kunden kommen, sagt Hülsermann. Samstags (9 bis 12 Uhr) laufe auch der Hofladen sehr gut. Außerdem gibt es einen Selbstbedienungsraum, der von 8-20 Uhr täglich geöffnet ist.
Weitere Hofläden in Voerde sind: Hof Straeter (Frankfurter Straße 399, Donnerstags, 14.30 Uhr bis 18.30 Uhr) sowie Hinrik Bernds (Rönskenstraße 130, Mo. bis Fr. 8-13 Uhr, 14-18 Uhr, mittwochs geschlossen, samstags 8-14 Uhr) und Walter Hüsken (Langenhorster Weg 20, Mo. bis Fr. 14-18 Uhr, Sa. 9-13 Uhr)