Dinslaken. Nach fast 40 Jahren als Inhaber der Fleischerei Mölleken gehen Thomas und Claudia Mölleken in den Ruhestand. Ein Nachfolger wird noch gesucht.

Hiesfeld verliert Ende dieses Monats ein echtes Traditionsunternehmen. Die Fleischerei Mölleken, 1958 gegründet und seit 1984 vom jetzigen Inhaber Thomas Mölleken weitergeführt, wird am 25. Februar ihren letzten Verkaufstag begehen. Es gebe mehrere Gründe, dass sie nun das Geschäft aufgeben, „aber der Hauptgrund ist unser fortgeschrittenes Alter. Meine Frau und ich wollen noch ein bisschen genießen“, sagt der 63-jährige. „Ich denke, ich habe meinen Dienst lang genug gemacht.“ Er sei den Mitarbeitenden und seiner Frau sehr dankbar, dass sie einen großen Anteil zum Bestehen des Geschäfts beigetragen haben.

Er habe seine Arbeit immer mit Leidenschaft und handwerklich betrieben und „immer versucht, individuell zu sein und zu bleiben. Ein paar Besonderheiten werden uns hoffentlich in guter Erinnerung bleiben, zum Beispiel, dass wir unser eigenes Schwarzbrot backen oder in der Weihnachtszeit Spekulatius. „Wir sind immer versucht gewesen, am Ball zu bleiben und uns zum Wohle der Kunden etwas einfallen zu lassen.“

In den über vier Jahrzehnten, die Mölleken in der Branche tätig ist, hat sich viel getan. „Wenn man nicht flexibel ist, kann man nicht bestehen. Man muss mit der Zeit gehen. Ich muss sagen, dass die Chancen heute größer sind als früher“, findet der Fleischermeister.

Mölleken hofft, dass ein Nachfolger gefunden wird

„Man muss sich nur bemühen, dann hat man auch Erfolg.“ Er fände es „absolut bedauernswert“ für Hiesfeld, „wenn hier keine Nachfolge installiert werden kann, aber das ist eine Entscheidung der Eigentümerin. Ich bemühe mich natürlich. Es sind mehrere Möglichkeiten im Gespräch, aber da möchte ich nicht im Einzelnen drauf eingehen. Ich glaube sagen zu dürfen, dass uns der Ruhestand zusteht.“ Es tue ihm „wahnsinnig leid“ für die Kunden, „wir bedauern das alle, aber irgendwann muss Schluss sein.“

Mölleken ist selber gebürtiger Hiesfelder. „Das ist meine Heimat und hier will ich auch bleiben“. Den Bezug zu Hiesfeld und der Fleischerei spüre er auch bei den Kunden.

Fleischerei bietet auch vegetarische Alternativen

Auf die Frage, ob es schwierig sei, bei dem Trend in Richtung vegetarischer und veganer Ernährung die Leute noch von einer Fleischerei zu überzeugen, meint der Fachmann: „Ich denke, auch in diesem Bereich kann man Angebote entwickeln und etwas anbieten.“ Beispielsweise habe er sein selbst gebackenes Schwarzbrot bei Wettbewerben als „Vegetarischen Hackbraten“ angemeldet und zwei Jahre hintereinander die Goldmedaille gewonnen. Man müsse sich etwas einfallen lassen und flexibel sein.

„Die Individualität, die ein Fleischereifachgeschäft bringen kann, ist mit nichts zu vergleichen. Das kriegen Sie bei den großen Supermärkten nicht.“ Die Produkte in der Fleischerei würden alle gut laufen. „Wir produzieren alles selber und das zeichnet uns aus.“ Insgesamt habe sich in den letzten Jahren die Spreu vom Weizen getrennt, was die Fleischereibranche angeht. „Die, die noch da sind, sind wirklich gut.“

Gestiegene Kosten und die angespannte Personallage werden die größten Probleme sein

Für die Zukunft in der Zunft sieht Mölleken die Kostenfrage als größte Herausforderung. „Das Überleben wird mehr ein Kostenfaktor als alles andere. Da muss man schon kaufmännisch versiert sein, aber natürlich auch fachlich. Die, die im Fleischerhandwerk noch da sind, haben eine absolut berechtige Chance.“ Gerade an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern sei die Nachfrage sehr groß.

Eine weitere Schwierigkeit sei die Personallage. „In jeder Branche wird Personal ohne Ende gesucht. Das ist bei uns nicht anders. Es sind viele Gründe, die es nicht einfacher machen, aber trotzdem bin ich der Meinung, dass es geht.“ Für die Mitarbeitenden in seinem Betrieb mache er sich keine Sorgen. „In unserer Branche ist es einfach, Arbeit zu finden. Aber die würden natürlich am liebsten hier in Hiesfeld bleiben.“

Seit über 20 Jahren Fünf-Sterne-Geschäft

Im Jahr 2001 wurde die Fleischerei Mölleken als Fünf-Sterne-Fleischerfachgeschäft zertifiziert und hat sich seitdem bei der jährlichen Prüfung immer wieder auf höchstem Niveau beweisen können. Im Laufe der Jahre hat die Fleischerei auch oftmals beim Qualitätswettbewerb des Fleischerverbandes NRW Auszeichnungen ergattern können. Allein im Jahr 2011 gab es für Mettwürstchen, Fleischwurst, Rinderbraten (Konserve), Rinder-Sauerbraten (Konserve), „Hackbraten für Vegetarier” (Schwarzbrot) sowie Senf sechs Goldmedaillen und einen Pokal.