Dinslaken. Die Sanierungskosten für das Burgtheater sind seit September um fast 200 Prozent gestiegen. Das sind die Gründe - und das kommt noch dazu.

Gründlich verschätzt hat sich die Stadtverwaltung Dinslaken bei den Kosten für die Sanierung des Burgtheaters. Allein für die Sanierung der technischen Anlagen wie Stromversorgung, Sicherheitsbeleuchtung und Bühnentechnik sollen statt der erwarteten 425.000 bis 470.000 Euro nun bis zu 1,2 Millionen Euro fällig werden – damit sind die Kosten seit dem Ratsbeschluss im September um fast 200 Prozent gestiegen. Und das ist erst der Anfang: Ein neues Umkleidegebäude sowie Gastroniecontainer kommen noch hinzu.

„Geschockt“ zeigte sich Beate Stock-Schröer, Fraktionsvorsitzende der Grünen, angesichts der „immensen Preissteigerung“. Diese sei weder durch Corona noch den Krieg in Ukraine erklärbar. Tatsächlich ist weder das eine noch das andere die Ursache für die explodierenden Kosten. Sondern, so Bürgermeisterin Michaela Eislöffel: „Wir dachten, das sei eine kleine Sanierung, aber dann kamen neue Auflagen auch der Feuerwehr.“

Schätzung ohne Brandschutz und Elektroplanung

Aufgrund des Zeitdrucks – der Umbau sollte während der spielfreien Winterzeit erfolgen und zur 750-Jahr-Feier beendet sein – habe man die Kostenschätzung ohne die Beteiligung von Fachingenieuren, Brandschutzsachverständigem und ohne dass die Elektroplanung vorlag, erstellt, erklärte Mario Balgar, Geschäftsführer der städtischen Sanierungstochter ProZent. Diese wurden erst involviert, nachdem der Stadtrat im September den Sanierungsbeschluss gefasst hat.

Und so kamen zum vermeintlich übersichtlichen Auftrag, eine moderne Sicherheitsbeleuchtung einzubauen und einen Hausanschluss zu erweitern, noch erhebliche weitere Anforderungen hinzu, mit denen die städtischen Planer nicht gerechnet hatten: So zeigte sich etwa, dass für die Spielstätte, die aus Gründen des Bestandsschutzes bislang mit Sondergenehmigung gelaufen ist, ein Brandschutzkonzept für eine Versammlungsstätte nach der Sonderbauverordnung vonnöten ist: „Wir haben festgestellt, dass neben der Sicherheitsbeleuchtung eine Sicherheitsrufanlage verbaut werden muss, dass wir eine Brandmeldeanlage und eine Blitzschutzanlage benötigen.“ In den vergangenen Jahren seien diese technische Defizite „mit hohen Personalaufwendungen und wahnsinnigen Kabelführungen“ wettgemacht worden. Die Kosten hierfür in Höhe von 10.000 bis 14.000 Euro pro Veranstaltung werden künftig eingespart.

„Wir waren selbst überrascht“

„Wir waren selbst überrascht, was da alles gemacht werden muss“, bekannte Mario Balgar. Zu allem Übel hatten die Planer außerdem übersehen, dass der Burgturm, in dem die Sicherheitstechnik installiert werden soll, „einige Mängel aufweist. Es regnet durch, als ob kein Dach darauf wäre“, so Balgar. Das sei zunächst nicht aufgefallen, weil die Begehung im Sommer stattgefunden habe. Nun muss das gesamte Dach neu abgedichtet und der Turm saniert werden. Hinzu kamen noch Sonderwünsche der Nutzer was eine zeitgemäße Veranstaltungstechnik betrifft.

Allein für die Sicherheitsbeleuchtung werden nun 1552 laufende Meter Kabel mehr benötigt, statt sechs Pollerleuchten werden für die Sicherheitsbeleuchtung nun 40 Leuchten im Bereich der Stuhlreihen plus fünf Pollerleuchten benötigt. „Das ist ein Unterschied und der kostet“, so Balgar.

Darum scheiden Alternativen aus

Eine Alternative gebe es nicht: „Wir können die Anlage stilllegen. Dann wird es da eben kein Sommerfest geben.“ Das Burgtheater nicht zu sanieren, bringe ebenfalls nichts: Da nun ein Bauantrag und ein Gutachten eines Brandschutzsachverständigen in der Welt sei, werde es keine Sondergenehmigung wegen Bestandsschutzes mehr geben. Und, so fügte Balgar noch hinzu, „dass die Anlage keinen Blitzschutz hat, das ist schon fahrlässig.“

Der Rat stimmte zu – und Bürgermeisterin Michaela Eislöffel verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass die Sanierung bis zu den Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum beendet ist.

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Nach der technischen Sanierung sollen die Garderoben neu gebaut werden. Die Kosten schätzt die Stadt auf 680.000 bis 750.000 Euro. Außerdem sollen drei Gastronomiecontainer für insgesamt 118.000 bis 130.000 Euro angeschafft werden.