Dinslaken. Der Bergpark, Vorzeigeprojekt des Strukturwandels in Lohberg, wird bald zehn Jahre alt. Was dort fehlt ist eine Toilette. Jetzt gibt es Hoffnung.

Leicht hat es sich die Stadtverwaltung nicht gemacht mit diesem Thema. Immerhin steht es schon seit vier Jahren auf der Wunschliste der Menschen in Lohberg. Jetzt aber soll es angepackt werden. Weil es eine Frage der „Glaubwürdigkeit für das Stadtteilprojekt Lohberg“ sei. Und um dem „Bedarf vor Ort“ nachzukommen, wie es in der entsprechenden Beschlussvorlage für die Politik heißt. Oder dem Bedürfnis, aufs Örtchen zu gehen? Der Bergpark in Lohberg, Leuchtturmprojekt des Strukturwandels auf dem Zechengelände, soll eine Toilette bekommen.

Im Oktober 2014 wurde der Bergpark fertiggestellt: Eine Parklandschaft mit See und Spielplatz, Kraft- und Parkwerk, Kunst und künstlichem Flöz – aber eben keinem Ort, um ganz profanen Bedürfnissen nachgehen zu können. Das bemängelten die Lohberger schon 2019 – nachzulesen im Integrierten Handlungskonzept. Konsequenzen: keine. Folgen: unappetitlich. Die Parkbesucherinnen und Parkbesucher von nah und auch von fern – der Park wird vielerorts als Ausflugsziel beworben – nutzten die Toiletten der Künstler und Gastronomie oder „entledigen sich ihrer Notdurft illegal auf der Parkfläche“, so die Stadtverwaltung nun. Was „in beiden Fällen zu Unzufriedenheit“ führe.

„Nutzungen ohne verfügbare Toilette dauerhaft nicht realisierbar“

Im Fall des Kraftwerks sowie des Parkwerks führte das Fehlen einer Toilette sogar zum Aus! Beides seien „partizipative Kunstprojekte“, die aber heute „ohne Nutzung und Nutzungsperspektive“ seien, weil „Nutzungen ohne verfügbare Toilette dauerhaft nicht realisierbar sind“, so die Stadt. Denn wer möchte schon vorm Wasserturm mit Blick auf den plätschernden See einen Kaffee trinken, wenn er ihn nachher nicht wegbringen kann?

Jetzt hätte die Stadt vielleicht innerhalb von neun Jahren den Park um eine Toilette bereichern können. Hat sie aber nicht. Bewusst nicht. „Bisher wurde von der Aufstellung einer Toilettenkabine abgesehen, da das Risiko für Vandalismus und Sachbeschädigungen als zu hoch eingeschätzt wurde.“ Offenbar hat die Toilettenarchitektur zuletzt große Fortschritte gemacht, so dass dem durch „moderne Bauweisen und die Nutzung vandalismus-resistenter Baumaterialien“ entgegengewirkt werden könne. „Vollständig abwendbar“ sei das Vandalismus-Risiko nicht, aber im Sommer 2022 sprach sich die Steuerungsgruppe Lohberg, bestehend aus Verwaltungsvorstand und dem Projektteam Lohberg“, dafür aus, eine „entsprechende Infrastruktur“ vorzuhalten. Für eine „sachgerechte Nutzung“. Eine echte Erleichterung – für Künstler, Gastronomen und vor allem für die Besucher des Bergparks. Auch ein möglicher Standort ist schon gefunden: Die Kreuzung „Grünes Tor“/„Lohberg Corso“ würde „sich beispielsweise anbieten, um möglichst vielen Besucher*innen auf dem Zechengelände eine Nutzung zu ermöglichen“, so die Stadt.

Das wären die Kosten

Benötigt werden: ein ebener Standort, an dem Wasser-, Abwasser- und Stromversorgungsleitungen vorhanden sind. Und Geld. Anschaffung, Transport und Aufbau des Örtchens sollen 120.000 Euro kosten. Hinzu kommt der Wartungs- und Reinigungsservice – für 1300 Euro im Monat. Und die „jährliche Grundwartung“: 1500 Euro. Insgesamt ergäben sich also jährliche Kosten in Höhe von 17.000 Euro. Das allerdings nur bei oben genannter „sachgerechter Nutzung“. Bei Vandalismus wird es teurer.

Nun wird sich die Politik mit dem Thema befassen. Erstmals berät der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung darüber am Montag, 13. Februar. Sollte der Beschluss pro Toilette ausfallen, hat das zunächst noch keine finanziellen Auswirkungen, heißt es in der Vorlage für die Politik. Denn es werde ja „vorerst nur die Planung beauftragt“. Vielleicht klappt es ja bis Oktober 2024 – als Geschenk, zum zehnten Geburtstag des Bergparks.

>>Hintergrund

Die Zeche Lohberg wurde 2005 geschlossen. Der Bergpark ist dort, wo sich früher Kohlenaufbereitung und Verladeanlagen mit Güterbahnhof befunden haben. Er ist, so heißt es auf der von RAG und Stadt Dinslaken gestalteten Homepage des Kreativ Quartiers Lohberg, „ein wesentlicher gesamtstrategischer Entwicklungsbaustein zur Revitalisierung des verbrauchten Industrieareals“. Auf dem Gelände gibt es neben Kunst, See und Spielplatz auch Outdoor-Fitnessgeräte.

Bergpark und KreativQuartier wurden 2015 von der Stiftung „Lebendige Stadt“ mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Dinslaken sei es gelungen, ein 45 Hektar großes, brach liegendes Areal gemeinsam mit der RAG „zu einem Stadtquartier für Arbeiten, Kultur, Freizeit und Erholung zu machen“. Die Baukosten lagen bei 7,9 Millionen Euro.