Dinslaken. Zum Start in die neue Abo-Reihe am Freitag im Ledigenheim zeigte die Jazz Initiative Dinslaken, wie stark die Musikerszene in der Stadt ist.

Volles Haus zum Start in die neue Abo-Reihe für die Jazz Initiative Dinslaken am Freitag im Ledigenheim. Dies galt nicht nur für den Saal, sondern auch für die Bühne. Das Konzert war, musikalisch gesprochen, in drei Sätze gegliedert. Und die beiden Ecksätze wurden Tutti gespielt, in großen, bläserstarken Besetzungen. Das ganze Konzert dabei war jedoch der Solist, der auch dem Trio im Mittelteil des Konzertes den Namen gab: Renda Pangestu, Jazzgitarrist aus Indonesien, der seit einem Jahr in Dinslaken lebt.

Big Band, Hardbop und Jazz in all den vielen Facetten und World-Music-Einflüssen an sich. Darum ging es, dafür war das Publikum da. Aber den Abend durchzog ein spezielles Leitmotiv: Dinslaken. Es ist durchaus beachtlich, dass ein Mittelzentrum dieser Art nicht nur eine ehrenamtlich organisierte Jazz-Reihe auf die Beine stellt, die gerade zum fünften Mal den Spielstättenpreis des Landes NRW gewonnen hat, sondern so viele Profi-Jazzer zu ihren Bürgern zählt, dass diese sich zur All Star Band zusammenfinden können. Gesagt getan, der Auftritt der DinJazz AllStars beschloss den Freitagabend im Ledigenheim wie schon vor einem Jahr das Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen der Jazz Ini, wie sie intern genannt wird.

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Doch bevor die Profis an der Reihe waren, ging es der Spur nach, wie es überhaupt zu einer derart starken Szene kommen kann: Nachwuchsförderung, Stärkung der Amateur-Szene. Zum zweiten Mal bot Jan Schneider über die Jazz Initiative einen Workshop für Jazz und Improvisation an, die Ergebnisse präsentierte die Workshopband All that Jazz zum Beginn des Konzerts. Elf Jazz-Begeisterte zwischen elf und 80 Jahren, generationsübergreifend gemeinsam auf der Bühne und als Solisten gefeatured. Mit „Moanin’“, „All Blues“ und „Watermelon Man“ spielten sie Standards des Genres und die pentatonische Skala sorgte dafür, dass bei den Improvisationen nichts schief gehen konnte – egal, ob hörbar Erfahrene oder Neueinsteiger als Solistin sich mit ihren eigenen musikalischen Ideen vor vollem Saal präsentierten. Ein wenig fühlte man sich an die frühere Swinging Monday Big Band erinnert, in der übrigens auch ein Jan Schneider zu Schülerzeiten erste Erfahrungen sammelte.

Bei einer Workshopband kann es passieren, dass es zwei Keyboarder gibt, aber sich kein Bassist meldet. Kein Problem, Renda Pangestu spielt nicht nur Telecaster, sondern auch Bass und konnte mit seinem Zweitinstrument All that Jazz ein stabiles Fundament bieten. Den Gitarristen hatte es der Liebe wegen von Indonesien nach Köln verschlagen und da seine Frau in Dinslaken arbeitet, haben beide ihren Lebensmittelpunkt seit einem Dreivierteljahr in der Stadt. Jan Schneider hat den Kontakt zur lokalen Szene hergestellt, Pangestu trat bereits bei der Verleihung des Ehrenamtspreises und bei der Acoustic Lounge im Dachstudio auf. Am Freitag präsentierte er das Material seiner EP erstmals mit Moritz Götzen (Kontrabass) und Marius Lamm (Schlagzeug). „Hoffentlich mein neues Trio“, meinte er selbst und man kann sich ihm nur anschließen.

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Die Interaktion zwischen Pangestu und Götzen war, als seien die beiden seit Jahren eingespielt, und Lamm agierte feinfühlig und mit filigranem Spiel auf die verwobenen und ineinander fließenden Gitarren- und Bassstimmen. Einen waschechten Blues spielte Renda Pangestu auf seiner Telecaster. Die anderen Stücke, darunter viele Eigenkompositionen, atmeten in einer relaxten Atmosphäre, Pangestu spielte die E-Gitarre teils in einer offenen Stimmung. Auf der anderen Seite ist er von der traditionellen Musik Indonesiens beeinflusst und das bedeutet starke synkopische Akzente mit „lauten“ Pausen, nicht nur Rhythmus- sondern auch Tempiwechsel, auf die seine Mitmusiker nach Gefühl mit eingehen, und natürlich Ketten von rasanten Läufen. Das Publikum war beeindruckt und begeistert. Renda Pangestu ist eine Bereicherung für Dinslakens Musikszene.

Und da traf er am Freitag auf Jan Schneider (Trompete). Auf Ralf Bazzanella, der im Laufe des Sets ein Tenorsaxophon-Solo ablieferte, das klang, als würde er auf seinem Instrument in einen virtuosen Scat-Gesang ausbrechen. Auf dessen Sohn Julian, der ebenfalls die Profikarriere einschlägt und an der Hochschule in Arnheim Jazz-Piano studiert. Ingo Borgardts spielte Bass-Klarinette, „Dr. Jazz“ Johannes Hermens saß selbstverständlich am Schlagzeug. Aus Duisburg „ausgeliehen“ waren bei den DinJazzAllStars lediglich der seit langem mit der Jazz Initiative verbundene André Meissner am Altsaxophon und Guido Bleckmann, der seinen Stammplatz am Mischpult gegen den als Bassist auf der Bühne eintauschte. Gemeinsam ging es quer durch die USA von Art Blakey’s Hardbop zum Cool Jazz der Westcoast.

Spielfreude auf der Bühne, Freude beim Zuhören im Publikum. Jazz in Dinslaken. Jazz aus Dinslaken! Der Start in die neue Reihe begann mit einem Ausrufezeichen.

>>Info: Jazzig und erfolgreich

Zum dritten Mal in Folge hat die Jazz Initiative Dinslaken den Spielstättenpreis des Landes NRW gewonnen. Dies konnte Thomas Termath am Freitag im Ledigenheim verkünden. Die aktuelle Preisverleihung fand am 25. Januar in Bielefeld statt. Insgesamt ist es für die Jazz Initiative die fünfte Auszeichnung dieser Art. Das Preisgeld verwendet der Verein unter anderem dafür, weitere Workshops für Hobby-Jazzer anzubieten.

Profis sind The Bluesanovas: CD-Aufnahme in Memphis, Support von Eric Clapton. Und am 12. Februar sind sie in Dinslaken. Das Konzert im Ledigenheim ist bereits ausverkauft.