Dinslaken. Ein Lied von Friedhelm Dickmann avancierte 1973 zum Jubiläums-Song. Er hofft, dass es nun auch zu Dinslaken 750. Geburtstag vorgetragen wird.
„Paris hat seinen Eiffelturm, die Kölner ihren Dom. In München steht das Hofbräuhaus, der Römer schwärmt von Rom. So mancher Freund, den ich gekannt, zog einst die Fremde vor, denkt gern an unsere alte Stadt mit ihrem Rittertor. Dinslaken, du Stadt im Grünen, schon 700 Jahre alt am Niederrhein – und trotzdem bist du uns für immer jung geblieben, das wird in 100 Jahren auch noch so sein...“ Vor genau 50 Jahren ursprünglich als Karnevalslied für den Karnevalsverein „We sind wer dor“ aus Eppinghoven komponiert, wurde das Lied mit seiner recht flotten schmissigen Musik schließlich zum Hit der 700-Jahr-Feier der Stadt Dinslaken 1973.
Auf Schallplatte erschienen
Nun jährt sich das Jubiläum, 50 Jahre sind inzwischen ins Land gezogen – Zeit, die alte „Hymne“ noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Der Musiker und Sänger Friedhelm Dickmann hatte das Lied damals getextet, die Musik stammt ebenfalls von ihm. Der Karnevalshit machte seine Runde, beim großen Empfang der Karnevalisten im Rathaus hörte es der frühere Bürgermeister Wilhelm Lantermann und war sofort begeistert. Er erkannte wohl gleich das Potenzial, steckte er doch immerhin mitten in den Vorbereitungen zum großen Jubiläum. „Das müssen wir als Schallplatte auf den Markt bringen“, meinte Lantermann damals. Dickmann ließ also die Noten von seinem Chorleiter schreiben, die Wochen vergingen. Inzwischen war der Mai ins Land gezogen – als Bürgermeister Wilhelm Lantermann mitten in einer Ratssitzung plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Das Aus für die Hymne?
Friedhelm Dickmann wandte sich an den neu gewählten Karl-Heinz Klingen. „Der hat nur aufgestöhnt, denn er sollte ja jetzt plötzlich alles umsetzen, was sein Vorgänger versprochen hatte“, erinnert sich Dickmann und lacht. Vor allem fehlte natürlich wieder mal das Geld, alle Versprechen einzulösen. Doch die Schallplatte wurde gedruckt, wer sie letztendlich bezahlte, daran kann sich Friedhelm Dickmann heute nicht mehr erinnern.
Das Cover zeigt den Schweinehirten mit der mittelalterlichen Stadt im Hintergrund, die andere Seite das Rittertor mit der St. Vincentius-Kirche. „Wir, Horst Schepmann und ich, bildeten damals das Parodistenduo und sangen das Lied während der kompletten 700-Jahr-Feier, die über ein ganzes Jahr ging“, erinnert sich der Musiker und ehemalige Vorsitzende des MGV Liederkranz Barmingholten.
Begegnung mit Willi Brandt
Das Apothekerehepaar Elisabeth und Elmar Sierp (auch Vorsitzender des Heimatvereins) soll 1973 das Lied zur Hymne erklärt haben. „Und jedes Mal an Karneval musste ich das Lied singen“, erzählt Dickmann. Noch heute schmetterten seine musikalischen Kollegen und er das Lied bei Auftritten des MGV Liederkranz. „Wir hoffen, dass wir es auch in diesem Jahr vortragen dürfen – zur 750-Jahr-Feier“, sagt Dickmann. Immerhin gebe es das Lied inzwischen auch auf CD.
Rund 40 Lieder hat der rührige Komponist im Laufe der Jahre geschrieben. Manches davon handelt von seiner Heimatstadt. Wie das Brunnenlied. „Der Brunnen auf dem Altmarkt sollte eingeweiht werden, Karl-Heinz Klingen war der Redner“, erinnert sich Friedhelm Dickmann. „Also kam er zu mir und meinte, Reden wären doch was Trockenes, ob ich nicht lieber singen könnte.“ Und für die Einweihung des Brunnens wünschte sich Karl-Heinz Klingen ein eigenes Brunnenlied. „14 Tage hatte ich dafür Zeit“, sagt Dickmann.
Er schaffte es trotz seines „kleinen“ Hauptjobs“ bei der Ruhrchemie. Mit dem Niederrhein-Trio (Wolfgang Köllges und Norbert Stiens) trug er so manches Lied vor, etwa „Der alte Turm in unserem Städtchen“, bei dem sich der ehemalige Stadtkämmerer Willi Brechling als Texter hervortat, der damals davon träumte, den alten Burgturm wieder zur alten Würde zu verhelfen. Selbst Kanzler Willi Brandt und Landesvater Johannes Rau beglückte das Trio mit seiner Musik. Spontan habe Johannes Rau mitgesungen, erinnert sich Friedhelm Dickmann. Kurz hält er in seinen Erinnerungen inne, sein Blick schweift in die Ferne: „Ich habe für meine Musik gelebt und eigentlich damit auch meinen Traum.“ Nicht viele könnten das von sich behaupten.