Dinslaken. Erst durch den Elysée-Vertrag konnte es zur Partnerschaft Dinslakens mit Agen kommen, so Renate Seidel, Vorsitzende Städtepartnerschaftsverein.

„...Als wir gestern aus dem Elysée schieden, hatten wir alle, Franzosen und Deutsche, das sichere Gefühl, etwas Gutes getan zu haben für Deutschland und Frankreiche, für Europa und für den Frieden in der ganzen Welt“ – Worte von Bundeskanzler Konrad Adenauer am 23. Januar 1962 gesprochen, deren Bedeutung bereits zu jener Zeit enorm war, die aber erst später in das Bewusstsein und die europäische Einheit eingehen sollten.

Einen Tag zuvor, am 22. Januar 1962, hatten ein Kanzler und ein General, einen Vertrag geschlossen, der mehr war als nur die Aussöhnung zweier seit Jahrhunderten verfeindeter Staaten. „Ohne den Elysée-Vertrag gäbe es keine Partnerschaften zwischen den Städten, wie der zwischen Dinslaken und Agen“, ist sich Renate Seidel, Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, sicher. „Es würde aber auch kein vereintes Europa geben, deren Stärke sich gerade jetzt beim Ukraine-Krieg bewährt.“

Privatbesuch

Dem Vertrag vorausgegangen waren damals ein Privatbesuch Adenauers bei General Charles de Gaulle, Frankreichs Präsident, in seinem Haus im Elsass sowie der Staatsbesuch General de Gaulles vom 4. bis 9. September 1962 in Deutschland. „Die beiden alten Herren“, so Renate Seidel, „mussten damals allerhand Vorbehalte sowohl in Frankreich als auch in Deutschland zur Seite räumen.“ Als Adenauer im Elsass war, hatte ihn wohl am meisten die Bücherwand mit der Literatur deutscher Philosophen beeindruckt, die de Gaulle in deutscher Sprache hatte.

Nicht nur der CDU-Kanzler Adenauer, auch die damals junge Studentin Renate Seidel zeigte sich beeindruckt. Noch heute ist sie dankbar, damals in Bonn die Rede de Gaulles vor einer jubelnden Menge verfolgen zu können. „Als de Gaulle damals seine Rede in deutscher Sprache hielt, das machte etwas mit mir, als er dann noch ausrief: es lebe Bonn, es lebe Deutschland, es lebe die deutsch-französische Freundschaft, da standen mir Tränen in den Augen.“ Wie überhaupt seine Rede die junge Frau begeisterte.

Jugend angesprochen

Denn de Gaulle gelang es vor allem, die Jugend anzusprechen, für die Idee eines geeinten Europas zu begeistern, ihnen zu signalisieren, dass nur sie, da unbelastet, die „Erbfeindschaft“ zwischen beiden Ländern überwinden könnten. „Die Zukunft unserer beiden Länder, der Grundstein, auf dem die Einheit Europas errichtet werden kann und muss, und der höchste Trumpf für die Freiheit der Völker bleiben die gegenseitige Achtung, das Vertrauen und die Freundschaft zwischen dem französischen und dem deutschen Volk“, appellierte de Gaulle in seiner Rede. Er hatte damals den schwelenden Ost-West-Konflikt im Auge und wusste, dass nur ein vereintes Handeln eine sowjetische Expansion in Europa verhindern konnte. Heute zeigt sich, wie recht General de Gaulle hatte.

Renate Seidel verlor den Blick auf Frankreich nie aus den Augen, setzte sich als CDU-Politikerin für eine Städtepartnerschaft ein, die Dinslakens Bürgermeister Karl-Heinz Klingen und Agens Bürgermeister Dr. Pierre Esquirol am 23. März 1975 feierlich im Dinslakener Rathaus schlossen. Seit nunmehr 48 Jahren besteht sie, jahrelang auf offiziellem Austausch durch Verwaltung und Institutionen beruhend, seit einigen Jahren neu belebt durch den Bürgeraustausch.

Mit dem Dinslakener Städtepartnerschaftsverein und dem Comité de Jumelage aus Agen zelebrieren, ja leben zwei Vereine die Freundschaft und bemühen sich, Bürger und Bürgerinnen beider Städte einzubeziehen. Was ihnen immer mehr gelingt. 60 Dinslakener werden zu Pfingsten Agen besuchen.

Städtepartnerschaftsverein

Alljährlich feiert der Städtepartnerschaftsverein die Unterzeichnung des Elysée-Vertrages. Auch in diesem Jahr findet die leider bereits ausverkaufte Feier, das „Diner Amical“, statt. Zu ihm werden auch Mitglieder des Comité de Jumelage aus Agen erwartet.

Der am 6. Januar 2015 gegründete Städtepartnerschaftsverein hat heute 115 Mitglieder, die sich um die Freundschaft nicht nur zu Agen, sondern auch zu Arad in Israel kümmern. Durch die geografische Lage bedingt, gestalten sich die Beziehungen zu Agen jedoch leichter. Und so werden die Freunde aus Agen auch zum Frankreichfest im Juni erwartet. Und natürlich zur „Goldenen Hochzeit“ in 2025.