Voerde. „Elf Dörfer – eine Stadt“: Im neuen Buch „40 Jahre Stadt Voerde“ blickt der Heimatverein auf die Stadtgeschichte zurück. Hier gibt’s das Buch.

„Auch die nahe Vergangenheit sollte nicht nur in Archiven und auf Datenspeichern präsent sein, sondern einen Platz im allgemeinen Bewusstsein haben dürfen“, heißt es im Nachwort zu einem gut gestalteten Buch, das der Heimatverein Voerde am Donnerstag im großen Sitzungssaal des Rathauses seinen Besuchern darbot.

Und ein außergewöhnliches Buch erfordert auch eine besondere Vorstellung mit zahlreichen geladenen Gästen, darunter Bürgermeister Dirk Haarmann, seine Beigeordneten Nicole Johann und Jörg Rütten, der frühere Bürgermeister Leonhard Spitzer, Reinhard Hoffacker, früher Nispa, und andere Sponsoren, Heimatfreunde und Vertreter von Vereinen und Schulen wie Fritz Potz, früherer Rektor der Realschule.

Eigentlich sollte Voerde aufgeteilt werden

„40 Jahre Stadt Voerde – 1981 bis 2021 Elf Dörfer – eine Stadt“. Nun ja, die Geschichte Voerdes und seiner Dörfer reicht weit in die Vergangenheit zurück, so bedarf es an einigen Stellen auch einem Rückblick in genau diese sowie auch in die nahe Vergangenheit, ohne die die Stadtwerdung heutigen Bürgern und Bürgerinnen wohl nicht mehr zu erklären wäre. So verweist Heinz Boß, Vorsitzender des Heimatvereins und langjähriger Bürgermeister der Stadt Voerde – also direkter Zeitzeuge der vergangenen 40 Jahre – vor allem auf Helmut Pakulat, den unvergesslichen Bürgermeister, der viel zu früh verstarb, ohne den es aber „nie zur Stadtwerdung gekommen wäre“.

Denn eigentlich sollte Voerde bei der kommunalen Neugliederung in den 70er-Jahren zwischen Wesel und Dinslaken aufgeteilt werden. Wogegen sich die Voerder natürlich vehement wehrten.

Anekdote zur Entstehung des Buchs

Doch wie kam es eigentlich zum Buch? Daran hat Klaus-Dieter Steinmann keinen geringen Anteil. Der stellte eines Tages Bürgermeister Dirk Haarmann die Frage, was die Stadt denn zum 40. Geburtstag geplant hätte. „Nichts“, antwortete dieser knapp und bündig. Die Corona-Pandemie verbot eine Planung. Wie es denn mit einem Buch wäre, ließ sich Steinmann nicht abspeisen. Mit der Antwort des Bürgermeisters hatte er aber wohl nicht gerechnet: „Eine gute Idee, dann machen Sie mal und jetzt muss ich zum Termin.“ Ja, dumm gelaufen, ein Widerspruch war da nicht mehr möglich.

In seiner Not fuhr Steinmann zu Heinz Boß, klagte ihm sein Leid. Der aber ratterte gleich los mit Geschichten und Erzählungen – und so war das Buch geboren.

Nicht nur die Pandemie machte Historikern das Leben schwer

Ein Redaktionsteam wurde gegründet, Mitstreitende gesucht und vor allem in Heimatdichterin Ingrid Hassmann gefunden, die Finanzierung war dank zahlreicher Sponsoren, allen voran die Nispa, auch relativ schnell in trockenen Tüchern und los ging es. Lediglich die Pandemie machte den Historikern das Leben schwer. Ach ja, und Britta Ganz-Groos, die Korrektur lesen sollte. „Allerdings las sie nicht nur auf Fehler sondern brachte ziemlich viele Anregungen und Hinweise ein, denen wir noch nachgehen mussten“, erzählt Dieter Steinmann. Darum sei das Buch auch erst jetzt, aber rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, fertig geworden.

Betty Tendering (Ingrid Hassmann) jedenfalls ist begeistert. 1831 auf Haus Ahr geboren, hätte sie sich nie träumen lassen, wie sich Voerde nach ihrem Leben entwickeln würde, verriet sie den Gästen. „Ich hätte nicht oftmals mit sorgenvollen Gedanken in meiner Kemenate auf Haus Ahr über die Zukunft nachdenken müssen“, so Tendering. „Zu meiner Zeit konnte man nicht auf eine so große Zahl von Vereinen und ehrenamtlich Tätigen verweisen, wie es in heutiger Zeit der Fall ist.“ Sie erinnert an Ferdinand Lassalle, einer der Gründerväter der SPD, den sie bei ihrer Schwester in Berlin kennengelernt habe. Und springt zurück von Betty zu Ingrid Hassmann, als sie süffisant bemerkt, dass das Buch durchgängig SPD-lastig sei, vor allem halt durch Bürgermeister Helmut Pakulat.

Buch sei eine Perle

Trotzdem, das Buch sei eine Perle. In ihm enthalten die Auflistung vergangener Bürgermeister und Stadtdirektoren, ein Exkurs in Heraldik wird geboten, eine Übersicht der Burgen, Schlösser und Denkmäler, auch die Kirchengemeinden hätten sich vorstellen können, die Chöre, die Schulen, die Kindergärten, das Vereinsleben nehme einen Raum ein – nicht immer vollständig aber schwerpunktmäßig Jubiläen und besondere Ereignisse. Die Kultur findet sich im Buch wieder und auch die Eisenbahn und vieles mehr.

Hassmann richtet aber auch einen Appell an Verwaltung, Politik und Bürgerschaft, „die Infrastruktur dieser funktionierenden Stadt mit Augenmaß und kritischem Blick auf die wirklichen Belange der Bürger und Bürgerinnen zu erhalten und das Gemeinwesen weiterhin zu stärken.“ Bürgermeister Dirk Haarmann dankt den Handelnden für ein gelungenes Stadtporträt, das sich ganz toll für ein Weihnachtsgeschenk eigne.

>> Hier gibt’s das Buch

Das Buch „40 Jahre Stadt Voerde – 1981 bis 2021 Elf Dörfer – eine Stadt“ ist für 25 Euro ab sofort erhältlich. Unter anderem lässt sich das Buch in den Geschäften von Mila Becker (Friedrichsfeld) und Sabine Friemond (Voerde-Innenstadt) beziehen – und natürlich auch in jeder anderen Buchhandlung.