Voerde. RWE hat in Möllen einiges vor. Vertreter des Unternehmens informierten über den Stand der Planung. Das soll ab Mitte 2023 passieren.
Der Kühlturm des im März 2017 stillgelegten Kohlekraftwerks ragt 160 Meter in den Himmel, die Schornsteine sind noch einige Meter höher und das Kesselhaus ist an die 100 Meter hoch. Viele Jahre standen diese Bauwerke für den Energiestandort Möllen, wurde aus Kohle Strom erzeugt. Von der Emschermündung sind sie sehr gut sichtbar, auch von vielen Stellen in Voerde sind die Bauwerke zu erkennen. Das Bild wird sich in ein paar Jahren ändern, denn RWE möchte auf dem Kraftwerksgelände an der Frankfurter Straße in die Zukunft mit grünem Wasserstoff starten. Der Stand der Planung wurde am Freitag bei einer gut besuchten Informationsveranstaltung in der Aula des Gymnasiums Voerde vorgestellt.
Ein Projekt mit Leuchtturmcharakter
In der Zukunft werden aber die vorhandenen Gebäude und Bauwerke nicht benötigt. Ab Mitte des nächsten Jahres sollen deshalb in Möllen die Abrissarbeiten beginnen. Anstelle des Kohlekraftwerkes soll ein Projekt mit Leuchtturmcharakter entstehen, wie Christian Gummig, der die Veranstaltung moderierte, sagte. RWE befinde sich nun im Planungsstadium, einige Dinge seien aber noch zu klären.
Auf dem Gelände, auf dem noch der Kühlturm steht, sollen mehrere Elektrolyseure für die Herstellung von Wasserstoff gebaut werden. Hier werde Wasser in die Bestandteile Sauer- und Wasserstoff geteilt. Der Parkplatz an der Rahmstraße soll Platz für wasserstoffaffines Gewerbe bieten und anstelle der Kraftwerksblöcke werden Kühlzellen, die nur 40 Meter hoch sind, ein Gaskraftwerk und ein Umspannungswerk errichtet. Auf dem Gelände werde es in der Zukunft auch mehr Grün als jetzt geben, Flächen würden entsiegelt.
Einige Jahre geschah nichts. Es wurde befürchtet, die Bauwerke bleiben einfach stehen, denn eine Verpflichtung zum Rückbau gibt es nicht. Mit der Energiewende, dem Ziel, CO2-neutral zu werden, die Versorgung sicherstellen zu wollen und dabei die Wirtschaftlichkeit im Auge zu halten, sei Möllen als Energiestandort für RWE wieder interessant geworden. Von der Steag wurden Flächen erworben, so dass über das gesamte Grundstück verfügt werden kann.
Standort bietet gute Voraussetzungen
Neue Kraftwerke werden benötigt, weil Energie aus Wind und Sonne nicht zuverlässig zur Verfügung stehen. Wasserstofffähige Gaskraftwerke bieten sich an, denn sie werden mit einem erneuerbaren Treibstoff betrieben. Und der Standort Möllen bietet gute Voraussetzungen, für ein solches Projekt.
Wie Jörg Kerlen von der RWE erklärte, sei es ein genehmigter Kraftwerksstandort, der über eine hervorragende Infrastruktur verfüge: Ein Bahnanschluss und Straßen seien vorhanden, es gebe Wasser in der Nähe, das für den Betrieb der Anlage benötigt wird, und eine Stromleitung, die direkt am Kraftwerk vorbeiführt. Und er erwähnte, dass zwei Gaspipelines quasi durch das Gelände gehen. Die Wasserversorgung sei durch den Steinkohlebergbau gesichert.
In den vier Blöcken des ehemaligen Kohlekraftwerkes wurden 2400 Megawatt Strom (MW) erzeugt. Die Elektrolyseure sollen Ende 2026 in Betrieb genommen werden und zunächst eine Kapazität von 400 MW erzeugen. Es sei aber möglich, die Kapazität auf 800 MW zu erhöhen. Im Gaskraftwerk sollen 900 MW Strom erzeugt werden. Hier ist ein Ausbau auf 1800 MW möglich. Dieser Betriebsteil soll 2030 in Betrieb genommen werden. Zunächst werden Gas und Wasserstoff zur Stromgewinnung eingesetzt, ab 2035 nur noch Wasserstoff.
Wichtiger Beitrag für die Energiewende
Zu Beginn der Veranstaltung blickte Bürgermeister Dirk Haarmann zurück. Seit der Stilllegung im März 2017 seien auf dem Gelände nur noch eine Handvoll Beschäftigte, die das Objekt schützen. Technisch sei der Standort ausgeräumt worden. „Wir warten eigentlich seit über fünf Jahren darauf, dass auf dem Gelände etwas passiert“, so der Verwaltungschef. Jetzt sei es endlich so weit. „Wir sind nach intensiven Gesprächen nicht nur zur Vorbereitung des heutigen Tages, sondern auch zur Vorbereitung der weiteren Schritte in einem Stadium, wo wir jetzt auch die planungsrechtlichen Schritte in der Verwaltung, im Planungsausschuss und Rat einleiten können.“ Kühlturm, Schornsteine und Gebäude könnten nicht einfach abgerissen werden.
Für einen Teil der Nutzung, die vorgesehen sei, ist eine Änderung des geltenden Bebauungsplanes erforderlich. Da sei die Stadt am Zuge, sie sei dafür verantwortlich, den neuen Bebauungsplan aufzustellen. Abschließend sagte Haarmann: „Ich bin sehr davon überzeugt, dass wir mit diesem Projekt ein sehr gutes Projekt nach Voerde holen, ein innovatives Projekt, wo wir vor allem auch einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten können.“