Dinslaken. Ein leidiges Dauerthema: Rat gab Genehmigung für Beantragung von Städtebau-Fördermitteln zur Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes.

Grün statt grau – so sieht der aktuelle Entwurf für die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes aus. Dabei handelt es sich zwar nur um einen Vorentwurf – auf dessen Basis die Stadt aber schon einmal die Städtebau-Fördermittel beantragen wird. Der Rat gab dazu seine Genehmigung. Damit könnte ein leidiges Dauerthema seiner Lösung zumindest einen Schritt näher kommen. Denn eigentlich sollte der Vorplatz schon in diesem Jahr barrierefrei sein.

Ursprünglich sollte ein Berliner Architekturbüro die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes übernehmen. Das Büro hatte einen entsprechenden Architekturwettbewerb gewonnen, den die Stadt Dinslaken 2015 ausgeschrieben hatte und an dem sich 13 Architekturbüros beteiligt hatten. Der Entwurf wurde 2016 in der Neutor-Galerie präsentiert: Pavillon, ein Aufenthaltsbereich mit Brunnen und der Busbahnhof standen auf einem „Teppich aus anthrazitfarbenem Klinker“, lobte die Stadt damals, der Entwurf überzeuge durch „Klarheit und Ordnung“.

Die Jahre gingen ins Haus, das Projekt wurde immer teurer. Mehr als 20 Millionen Euro wurden am Ende für die Umgestaltung des gesamten Platzes inklusive Parkpalette und Fahrradparkhaus veranschlagt. Die DVG hatte längst die Arbeiten zum Umbau der Straßenbahngleise eingestielt – statt der Wendeschleife soll es ein Kehrgleis geben – und somit den Startschuss für die Umbauarbeiten des Bahnhofsvorplatzes gegeben.

Da fiel dem damaligen Baudezernenten und Kämmerer Dr. Thomas Palotz auf, dass der Entwurf des Berliner Architekturbüros in einem Punkt doch nicht so überzeugend ist: Bei näherer Betrachtung, so erklärte der Dezernent dem Planungsausschuss Ende 2020, seien bei den Plänen für den Busbahnhof schwerwiegende Mängel entdeckt worden: Für Begegnungsverkehr sei zu wenig Platz, der barrierefreie Ein- und Ausstieg in Gelenkbusse sei nicht überall gegeben, damit Fußgänger gefahrlos die Bussteige erreichen könnten, hätten 20 Ampeln aufgestellt werden müssen und das angedachte Mosaikdach des Busbahnhofs sei zwar schön, aber unpraktisch (schlecht zu reinigen) und außerdem zu teuer (fünf statt drei Millionen Euro).

Die Stadt schickte Planorama die Kündigung – und setzte sich selbst an die Pläne.

So soll der Busbahnhof aussehen

Nach dem Konzept, mit dem nun Fördermittel beantragt werden, sollen acht Bushaltestellen rund um eine grüne Innenfläche im vorderen Bereich des Platzes angeordnet werden. Dort soll es Beete, Grün und eine Wasserfläche geben, außerdem erhöhte Sitzbereiche sowie tiefer gelegene Retentionsflächen. Die Sichtachsen und Wegebeziehungen zwischen den Haltestellen sollen freigehalten werden. „Es soll durchsichtig bleiben“, sagt Stadtplaner Alexandro Hugenberg. Es gehe „nicht darum, sehr große Büsche zu pflanzen“, betont er, an der Stelle sollen keine „sozial schwierigen Räume entstehen“. Auch Lichtelemente seien in dem Bereich angedacht. Die Wegstrecken zwischen den einzelnen Bussen und zum Bahnhofsgebäude werden zum Teil ein wenig weiter – es handelt sich maximal um 15 Meter. Zum Bahnhof hin soll es eine Fußgängerüberquerung geben, die Schienen sollen für Fußgänger, wie schon jetzt, nur noch an einer Stelle überquert werden können, so verringern sich die Konflikte zwischen den einzelnen Verkehrsteilnehmern.

Aktueller Vorentwurf zum Bahnhofsvorplatz.
Aktueller Vorentwurf zum Bahnhofsvorplatz. © Stadt Dinslaken

Derzeit wird noch geprüft, ob die Innenflächen des Omnibusbahnhofs mit versickerungsfähigem Asphalt hergestellt werden können, damit weniger Flächen versiegelt werden und so der Versiegelung weiterer Fläche entgegengewirkt werden kann. Ein taktiler Leitstreifen an den Randbereichen der Fläche soll sehbehinderten Menschen die Orientierung ermöglichen. Statt teuren Mosaiks sollen Pflanzen die Haltestellendächer bedecken – sie sollen, wie andere Bushaltestellendächer im Stadtgebiet, begrünt werden. Auch der Bereich vor dem Kiosk soll aufgewertet und begrünt werden. Der gastronomisch genutzte Außenbereich des Kiosks bleibt bestehen, soll jedoch zur Fahrbahn hin durch niedrige Heckenpflanzungen eingefasst werden.

Die Busse sollen alle über die Kreuzung Knotenpunkt Bismarckstraße auf den Platz fahren und den Vorplatz über die Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße verlassen. Auch an der Südseite des Bahnhofsplatzes, also direkt an der Wilhelm-Lantermann-Straße, soll es zwei Bushaltestellen geben, die zum Absetzen des morgendlichen Schülerverkehrs und als Pausenhaltestellen genutzt werden sollen. Weil der Busverkehr nur noch in eine Richtung fließt, werden die Kreuzungen entlastet, die Ampelschaltungen entsprechend angepasst. So werde die Sicherheit für Fußgänger erhöht.

Pläne für Rad- und Autoverkehr

Der bestehende Radweg an der Wilhelm-Lantermann-Straße soll verbreitert, mit einer kleinen Hecke von Bus-Ausstiegszone und Gehweg getrennt werden. Der aus der Friedrich-Ebert-Straße kommende Radverkehr soll auf der Friedrich-Ebert-Straße in den Mischverkehr geführt werden, sodass sich die Querungsmöglichkeit zum Bahnhofsplatz hin verbessert, so das Konzept. Im Bereich des Bahnhofsgebäudes – die Verhandlungen mit der Bahn über die Kostenaufteilung laufen noch – sollen 480 Fahrradstellplätze geschaffen werden, eine weitere überdachte Anlage für 144 Fahrräder soll entlang der Bahndammmauer im Wendehammer der Bahnstraße entstehen – die Fahrradwache soll in den Bereich umziehen. Den ursprünglich geplanten Fahrradparkturm hatte die Politik ohnehin schon verworfen.

Die Zufahrt zur Parkpalette soll getrennt vom Busverkehr über die Bismarckstraße erfolgen, vor der Palette soll es einen Kreisverkehr mit fünf Kiss & Ride-Plätzen geben, um ÖPNV-Nutzer zu bringen und abzuholen. Der östliche Bereich der Platzes soll vorwiegend als – ebenfalls begrünte – Wegeverbindung für den Fuß- und Radverkehr dienen. Die Bahnstraße soll ausgebaut werden – wie schon im Bereich der Innenstadt –, an ihrem Ende soll ein Kreisverkehr mit Kurzzeitparkplätzen und Taxihaltestellen liegen.

So geht es weiter

Der Förderantrag muss am Freitag, 30. September, gestellt werden. Der Antrag bezieht sich ausschließlich auf den Bereich Omnibusbahnhof, die angrenzende Fläche im Vorbereich des Kiosks sowie die Zufahrt zur Parkpalette. Die Kosten schätzt Stadtplaner Alexandro Hugenberg auf etwa drei Millionen Euro, eine belastbare Kostenschätzung sei noch in Arbeit.