Özcan Cosar eröffnete mit „Cosar nostra“ die Sommerkultur im Burgtheater. Zusammenleben von Deutschen und Türken als roter Faden.
Dinslaken. Ganz klar: Özcan Cosar spricht die Sprache seines Publikums. Und zwar ziemlich jede. Deutsch, Türkisch, sogar auf Griechisch unterhält sich der gebürtige Stuttgarter im Burgtheater Dinslaken mit der jungen Griechin. Ein Fan, eine von über 1000, die sich den Auftritt des Comedian zum Start der Sommerkultur nicht entgehen lassen wollten. Für Cosar eine weitere Erfüllung seines Lebenstraums, Menschen mit den unterschiedlichsten Wurzeln im Lachen zu vereinen. Am Mittwoch im Burgtheater gelang es ihm spielend.
Klar zieht sich das Zusammenlebens von Deutschen und Türken als roter Faden durch das Programm – ein Thema, dem sich auch andere Kabarettisten und Comedians widmen. Und Cosar lässt dabei auch kaum ein Klischee aus. Aber mehr als andere hat er auch diejenigen als Zielgruppe im Blick, die seine Erfahrungen teilen – was die Kommunikation mit den Fans auf eine ganz andere Ebene stellt.
Kindheit im konservativen Elternhaus
Ob er von seiner Kindheit im konservativen Elternhaus spricht, von den Problemen berichtet, vor der Disko an denen vorbeizukommen, die sich mutmaßlich für den Job als Einlassverweigerer entschieden haben aus Frust darüber, dass sie selbst nie weiter kamen – oder von den Irritationen erzählt, die die deutschen Freunde der „Generation Snowflake“ mit ihrer Empfindlichkeit auslösen: Cosar landet mit seinen Pointen Volltreffer. Aber Vorsicht: keiner solle versuchen, die Gags zu Hause nachzuerzählen: der Träger des Deutschen Comedypreises 2019 als bester Newcomer und Publikumspreisträger sowohl von Tegtmeiers Erben als auch des Prix Pantheon stellt klar: Das bin ich und das kann ich – und längst nicht jeder!
Und so durchlebt Cosar auf der Bühne seine Abenteuer mit der Mafia auf der Stadtautobahn und mit der wartenden Ehefrau zu Hause, die wie alle Frauen die „größte Lüge der Welt“ perfekt beherrscht: „Viel Spaß mit deinen Freunden“. Dabei wollen die wirklich nur spielen. Playstation. Ohne zu reden. Also wie die Neandertaler.
Applaus für die wahren Helden
Nun hat sich da ja auch nicht viel geändert, Blut ist nach wie vor rot und tropft, ist die Hand erst einmal gespalten. Schlimm, wenn der Barkeeper in die Scherben fällt, noch schlimmer, wenn es sich dabei um den erklärten Hypochonder Cosar handelt. Und dann landet er auch noch beim Assistenzarzt, also quasi dem Azubi. Trotzdem ein Applaus für die wahren Helden.
Die Lebensretter. Also nicht die Hausärztin im Publikum, „die ja nur krank schreiben könne“. Ach Özcan, der Schaitan, der ihm auf der Schulter saß, als er nachts als 15-Jähriger eine gewisse VHS-Kassette in den transformer-lauten Rekorder warf und sich später nach siebenjähriger Abstinenz sinnlos betrank, flüsterte Cosar auch so manche Bemerkung nach dem Motto ein, lieber einen Fan verlieren, als eine Pointe.
Aber wahrscheinlich weiß er ganz genau: Dafür wird er geliebt und während ihm die Getroffenen lachend verzeihen, gewinnt er die anderen dazu.
Sein Fazit des Abends: „Danke! Der Applaus war berechtigt“.