Dinslaken. Sabine Weiss gründete vor 30 Jahren auf den Philippinen den Verein „Pangasinan“. Eine Delegation ist vor Ort und schaut, was sich getan hat.

Valerio ist sechs Jahre alt und kann es kaum noch erwarten: Am 22. August darf er endlich in die Schule gehen, so wie zwei seiner älteren Geschwister. Die Schule in Palapar Norte ist zu Fuß etwa zehn Minuten von den Reisfeldern entfernt. Hier lebt Valerio mit seinen Eltern und fünf Geschwistern in einer kleinen selbstgebauten Hütte.

Wieder einmal ist Dinslakens ehemalige Bürgermeisterin und heutige Bundesabgeordnete auf den Philippinen unterwegs, macht Rast in „ihrem“ Dorf Palapar Norte. Vor 30 Jahren hatte Sabine Weiss den Verein „Pangasinan“ gegründet. Seitdem werden unermüdlich Spendengelder gesammelt, um den Menschen dort eine Perspektive für die Zukunft zu gewährleisten. Viel hat sich in den vergangenen 30 Jahren getan: Es konnten damit bisher unter anderem die Schule, ein kleines Hospital, Wasserpumpen, Ländereien, Schweine- und Rinderzucht finanziert werden. Auch die medizinische Versorgung der Menschen ist größtenteils gesichert.

Sich ein aktuelles Bild machen

Jedes Jahr reist eine Delegation des Vereins mit Sabine Weiss auf die Philippinen, um sich ein aktuelles Bild zu machen, von dem was dringend nötig ist. In diesem Jahr wird die Gründerin des Vereins von ihrer Zwillingsschwester Gaby Beyer und dem früheren Pressesprecher des St.-Vinzenz-Hospitals, Matthias Russ, begleitet, die über ihre Abenteuer in Palapar Norte berichten.

„Wenn man aus der Tür tritt, sieht man Reisfelder, soweit das Auge reicht“, schreibt Matthias Russ begeistert. Im Laufe der Jahre habe der Verein „Pangasinan” das Land erworben, das nun mehr als 1000 Menschen in Palapar ernährt.

Valerio hat schon früh gelernt, was Arbeit auf den Reisfeldern bedeutet, aber er ist glücklich, wenn er ein wenig beim Pflanzen mithelfen darf. Bis zu dreimal im Jahr kann geerntet werden, was allein den Wasserpumpen zu verdanken ist, die dafür sorgen, dass ausreichend Wasser für den Reisanbau zur Verfügung steht.

Etwas weiter oben im Dorf leben noch einmal etwa 1000 Menschen, die zum Teil in den nahe gelegenen Städten Arbeit gefunden haben oder im Ausland leben, um ihre Familien zu ernähren. Die Kinder können inzwischen alle zur Schule gehen. Dafür hat der Verein schon früh gesorgt, hat das Gebäude bauen lassen und bezahlt das Schulgeld für die Kinder, das sich die Familien sonst nicht leisten könnten. „Der kürzeste Weg aus der Armut ist der Schulweg” – dieses Motto ist Grundlage der schulischen Versorgung hier im Dorf.

Täglich strikter Stundenplan

Wenn Valerio an seinem ersten Schultag die Schule betritt, wird es auch wieder ein kleines Fest geben, mit dem die Erstklässler begrüßt werden. Der Schulalltag folgt einem strikten Stundenplan: Um 7.30 Uhr kommen die Kinder und säubern zunächst gemeinsam ihren Klassenraum. Anschließend erfolgt die morgendliche Fahnenzeremonie: Unter der philippinischen Flagge wird die Nationalhymne gesungen und für die Eltern gebetet. Dann beginnt der Unterricht, der sich auf vormittags und nachmittags, jeweils vier Stunden, aufteilt. Im anliegenden Kindergarten beziehungsweise der Vorschule gibt es einen ähnlichen Zeitplan.

Angestoßen durch ihr berufliches Engagement gegen Frauenhandel gründete Sabine Weiss 1992 den Verein Pangasinan, der ein privates Entwicklungshilfeprojekt in einem philippinischen Dorf betreibt. Es wurde Land gekauft, Saatgut, Vieh und kleinere Maschinen. Dank der Spenden konnten eine Schule, ein Kindergarten und ein Krankenhaus gebaut werden.