Dinslaken. Anwohner der Hünxer Straße klagen seit Jahren über Ratten im Hinterhof. Sie kommen aus einem Nachbarhaus, das seit Jahrzehnten verfällt.

Vor fast genau zwei Jahren haben wir an dieser Stelle über ein Rattenproblem in der Nähe der Innenstadt geschrieben. Ein Haus an der Hünxer Straße steht seit vielen Jahren leer. Anwohner beklagen sich über Ratten, die den Hinterhof bevölkern. Sie kommen unter anderem aus einem Loch in der Kellerwand des Hauses, aus dem auch ein Baum heraus wächst. Die Stadtverwaltung hat nach dem damaligen NRZ-Bericht Kontakt mit dem Hauseigentümer aufgenommen. Passiert ist seitdem aber wenig. Nur der Keller-Baum ist gewachsen und inzwischen fast höher als das Haus. Die Ratten, so klagen die Nachbarn, sind immer noch da.

„Sie kommen aus den Löchern und sonnen sich“

Das Haus, in dem Christel Siedek wohnt, steht neben dem Problemhaus. Aber die drei Nachbarhäuser haben einen gemeinsamen Hinterhof. Christel Siedeks Haus hat im Erdgeschoss einen kleinen abgetrennten Außenbereich für alle drei Wohnungen. Früher, erinnert sich die 79-Jährige, haben sie sich dort gerne zum Kaffee getroffen und geklönt. Das geht schon lange nicht mehr. Wegen der Ratten im Hinterhof. Schon seit Jahren rasselt sie mit dem Schlüsselbund oder macht sonst wie Lärm, bevor sie den Hof betritt - damit die Ratten in die Löcher huschen. Trotzdem sei ihr neulich eine über den Fuß gelaufen, berichtet die Seniorin angeekelt. „Wenn es ruhig ist, kommen die aus den Löchern und sonnen sich“, berichtet sie. Ein Fenster des Hauses steht auf Kipp. Seit Jahren.

Der Baum wächst aus dem Keller des Hauses.
Der Baum wächst aus dem Keller des Hauses. © nrz | aha

Manchmal versucht Christel Siedek den gammeligen Hinterhof zu fegen. Damit es wenigstens ein bisschen ordentlich aussieht. Einen Teil der Löcher im Boden hat sie notdürftig mit herumliegendem Schotter verstopft – und wenig Hoffnung, dass das lange hilft. Neben der mit Barken abgesperrten Kellermauer, aus der der mittlerweile kapitale Baum wächst, türmt sich Müll. Und wenn Nachbarn ausziehen, würden sie noch Sachen dazu stellen. Ein Sack mit altem Grünschnitt liegt dort, ein Karton und ein Eimer, in die man lieber nicht hinein sehen möchte, alte Sessel, Undefinierbares.

Auch im Vordereingang liegt Müll, irgendjemand stopft außerdem immer wieder Werbung in die herrenlosen Briefkästen. Die Scheiben sind mit Brettern vernagelt, zwischen Wand und Bordstein wächst ein Busch. Vor Jahrzehnten habe der Eigentümer hier eine Pizzeria betrieben, meint Christel Siedek. Nun lebe er wohl im Ruhrgebiet. Wo genau, das weiß sie nicht. Sie kann nicht verstehen, warum er das Haus so verkommen lässt: „Wir haben doch Mangel an Wohnraum!“

Nachdem die Stadtverwaltung den Eigentümer vor zwei Jahren angeschrieben habe, habe dieser drei Ratten-Köderboxen aufstellen lassen. Seither sei aber nichts mehr passiert. Eine der Köderboxen ist von einem neuen Busch umwachsen.

Stadt schreibt Eigentümer an

Das Problem ist, dass es sich bei dem Hinterhof um privaten Grund handelt. Der Stadtverwaltung Dinslaken sind „grundsätzlich in privatrechtlichen Angelegenheiten die Hände gebunden, so weit keine konkrete Gefahr für die Öffentlichkeit besteht“, erklärt Stadtsprecher Marcel Sturm. „Trotzdem war und ist es uns ein Anliegen zu helfen“, ergänzt er. Der Eigentümer hat der Stadt offenbar signalisiert, dass er „seit 2020 regelmäßig eine Beköderung und Bekämpfung des Rattenproblems“ durchführen lasse. Die Stadt habe ihn nun „eindringlich darum gebeten, die Maßnahmen an die aktuelle Situation anzupassen.“ Der Din-Service, der für die Bekämpfung von Ratten im öffentlichen Raum zuständig ist, werde nun „den Kanal kurzfristig dahingehend überprüfen, ob auch dort weitere Maßnahmen angebracht sind“, so Marcel Sturm.

So geht die Stadt Dinslaken gegen Ratten vor

Die Stadt Dinslaken bekämpft Ratten auf öffentlichem Grund. Dafür wird laut Homepage der Stadt Dinslaken regelmäßig das öffentliche Kanalnetz kontrolliert und bei sichtbarem Befall in den Kanalschächten Giftköder ausgelegt. Deren Wirkstoff beeinflusse die Blutgerinnung, so dass die Ratten einige Tage nach der Aufnahme „schmerzlos verenden“, so die Stadt. Eine völlige Ausrottung des Bestandes sei dadurch aber nicht möglich. Bei Bedarf bekämpfe die Stadt Wanderratten auch oberirdisch durch die Auslegung von Rattenköderboxen.

Die Nager seien allerdings „äußerst misstrauisch, deshalb wirken unsere Schädlingsbekämpfungsmittel oft sehr langsam und die Bekämpfung kann mehrere Wochen dauern“, so die Stadt. Bei Rattenbefall auf Privatgrundstücken rät sie, eine Fachfirma zur Bekämpfung hinzu zu ziehen.

Generell gelte: „Erst wenn ein sauberes Umfeld geschaffen wurde, macht eine Beköderung der Schädlinge Sinn. Bei ausreichendem anderen Nahrungsangebot nehmen die Nager die ausgelegten Köder nicht an und die ergriffenen Maßnahmen sind wirkungslos.“ Deswegen sollen Bürger keine Speisereste über Toilette oder Spüle entsorgen und auch nicht offen in den Hausmüll werfen. Müllsäcke sollen nicht tagelang neben den Mülltonnen lagern, gelbe Säcke gehören erst kurz vor der Abholung an die Straße.

Außerdem bittet die Stadt, keine Abfälle in Grünanlagen liegen zu lassen, keine Tauben, Enten oder Schwäne zu füttern. Hauseigentümer sollten offene Stellen am Gebäude verschließen, um den Tieren keinen Unterschluft zu bieten. Bodendecker im Garten sollten kurz gehalten werden und Bürger sollten keine „Müllecken“ auf ihrem Grundstück entstehen lassen.

Auf ihrer Homepage hat die Stadt einen „Wegweiser Nagerbekämpfung“ veröffentlicht, Fragen werden unter Tel. 02064 / 66-628, 66-682 oder 66-547 beantwortet.