Dinslaken am Rhein. Von Kölle am Rhin nach Dinslaken am Rhein zur heißesten Party des Fantastivals: Die fünf Jungs von Kasalla begeisterten ihre Fans im Burgtheater.

Beginnen wir mit dem Fauxpas des Abends, dann hat es Kasalla-Sänger Bastian Campmann hinter sich. „De Jong vun de schäl sick in Kölle“ hat es nicht bemerkt, dass er nur die A3 ein Stück hochgefahren ist. Dinslaken liegt am Rhein, ebenfalls „schäl sick“. Die Frage, ob es in Dinslaken auch einen Fluss gibt, hat das Zeug zu einer Fantastival-Anekdote. Aber es war ja auch das „erste Date“ mit dem Fantastival, dem Burgtheater, „Dinslaken am Rhein“, wie Campmann für den Rest des Abends betonte. Ein schönes Date, ein Abend, an dem sich die Kölner in ihrer ganzen Vielseitigkeit zeigten. Kein Wunder, dass die Band seit „Pirate“ nicht nur im Karneval Senkrechtstarter waren, dass sie vor einem Monat ihr Zehnjähriges mit 41.000 kölschen Fans feierte – coronabedingt verschoben, wie das Debüt beim Fantastival am Dienstag.

Den kölschen Karnevalsmix aus Rock und (Irish) Folk beherrschen sie ebenso perfekt wie Indie-Rock, Alternative, Punk, Ska, und Rap. Und a capella können sie auch. Die musikalische Bandbreite, die Kasalla zwischen Party und Ballade abdeckt, ist so bunt wie die auch von der Band selbst beschworene und gefeierte Vielfalt Kölns. Vielleicht liegt darin auch der Grund, warum die Band um Gitarrist Flo Peil, der auch für die Black Fööss und Paveier schrieb und Sänger Bastian, Sohn des 2007 verstorbenen Gitarristen der Räuber, Norbert Campmann, derart geliebt wird. Jeder wird den Song finden, mit dem er sich identifizieren kann.

Kasalla-Fans im Burgtheater.
Kasalla-Fans im Burgtheater. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Der Abend beginnt mit dem punkigen „Wir sind immer noch Kasalla“, „Ooh-ooh“- und „Hey“-Stadiongesängen im aufgeheizten Burgtheater. „Wir spielen, bis es unter 30 Grad ist“, verspricht Campmann zu Beginn des langen Abends nach dem heißesten Tag des Jahres. Eigentlich viel zu heiß, um die Arme gen Himmel zu strecken, zu winken, zu klatschen, zu tanzen, zu singen. Aber was will man machen. „Pirate – wild un frei“ „eskalieren“ nun mal, wenn es „alle Gläser hu“ heißt, aufs „Levve, die Liebe und die Freiheit“. Viel brauchen die Musiker auf der Bühne gar nicht zu machen, die Fans singen alleine.

Party ist nicht alles

Aber Party ist nicht alles. Kasalla waren bei „Arsch huh“ dabei, „Fleisch und Bloot“ sucht den Dialog mit denen, die noch gesprächsbereit sind, die noch nicht völlig Verschwörungstheorien und der neuen Rechten verfallen sind. „Zuhören und reden, so lang es geht“: gerade dies sei während der Pandemie verloren gegangen. Außerdem sind Gegensätze doch prickelnd: „Pommes und Champagner“.

Kasalla zünden die „Lichtraketen“ nicht nur auf den Videowänden. Dann wir es dunkel. Schwer, brachial. Zwischen Metal und Rap steigert sich Campmann in den Schmerz über eine zerbrochene Beziehung rein, steht auf der Deutzer Brücke vor dem zerkratzen, rostenden Liebesschloss und einem wird beim Zuhören Angst und Bange um ihn, der da gerade „kapott“ jeht. Ein Hammer-Stück, das Klavier-Outro geht in die nächste Ballade über, als wollten Kasalla an dieser Stelle des Konzerts jegliche Reaktion des Publikums vermeiden.

Es folgt „Marie“ ganz kölsch versöhnlich im Sechsachteltakt.

Lea Eickhoff, Geschäftsführerin der Freilicht AG, begrüßte die Besucher und wies auch auf den Aktienkauf hin.
Lea Eickhoff, Geschäftsführerin der Freilicht AG, begrüßte die Besucher und wies auch auf den Aktienkauf hin. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Inzwischen geht es auf halb elf zu, es ist immer noch über 30 Grad. „Dausend Levve“ wünscht man sich in der „ahle Stadt am Fluss“. Und das ist die – Stadt mit D – „ole-ole-ole“. Dinslaken am Rhein feiert sich und die Band aus der „Stadt mit K“. „Mer sin eins“, entlang des Rheins – und Kasalla schrieb die Hymnen für dieses Lebensgefühl.

Aktien finden rasenden Absatz

Die Freilicht AG, gegründet 1996 zur Belebung des Burgtheaters, ist eine Kultur-Aktiengesellschaft. Derzeit steht die dritte Kapitalerhöhung an und das bedeutet, es können wieder Aktien gezeichnet werden. Dividenden werden nicht ausgeschüttet, aber neben dem ideellen Wert, der das eigentlich ist, was zählt, erhalten Aktionäre einen Rabatt von zehn Prozent auf den Ticketkauf.

Und was bietet mehr Kaufanreiz als zu erleben, was mit dem Geld gemacht wird. Die 25.000 Euro Kapitalerhöhung als Mindestziel waren bereits vor Festivalstart erreicht, am Dienstag gab Geschäftsführerin Lea Eickhoff bekannt, dass die 80.000er Marke geknackt sei – 75.000 Euro waren angestrebt. Aber die Freilicht AG steckt sich gerne große Ziele. Nun versucht man, 125.000 Euro zu erreichen.