Dinslaken. Kulturschaffende aus Dinslaken fühlen sich von der Stadtverwaltung ignoriert. Tim Perkovic hat deswegen an die Bürgermeisterin geschrieben.

Kein Rückruf unter dieser Nummer? Mehrere Kulturschaffende beklagen sich über die Stadt Dinslaken. Die Stadtverwaltung ignoriere die heimischen Künstler und deren Belange, reagiere nicht auf Anrufe. Die Künstlergruppe „Urban Arts“ sieht sich daher „quasi gezwungen, Dinslaken auf kurz oder lang zu verlassen, wie sie jüngst öffentlich kommunizierte. Und auch Tim Perkovic, Comedian und Moderator, ist tief enttäuscht. „Ich ziehe weiter“, sagt er – dorthin, „wo man respektiert und ernst genommen wird.“

Die Stadt scheint, so der Vorwurf, für die eigenen Kulturschaffenden kein offenes Ohr zu haben. Die jungen Künster von Urban Arts haben sich deswegen an die Öffentlichkeit gewandt. Die Künstlergruppe aus Dinslaken, die in den vergangenen Jahren von talentierten Jugendlichen zu weltweit tätigen Künstlern gereift ist, ist auf der Suche nach einem gemeinschaftlich genutzten Atelier auf das Programm zur Belebung der Innenstädte gestoßen, an dem auch Dinslaken teilnimmt. Dabei mietet die Stadt – gefördert durch Landesmittel – leere Ladenlokale an und vermietet diese an potenzielle Mieter reduziert weiter.

Die Künstler bewarben sich – und wurden tatsächlich zur „perfekten Immobilie“ vermittelt, wie sie auf Facebook schreiben. Sie erarbeiteten – und überarbeiteten auf Bitte der Stadt – ein Konzept, das eine Galerie für langfristige Ausstellungen vorsah, „die uns quasi die Welt nach Dinslaken holen“ würden, sowie ein Atelier, in dem die Kunstschaffenden ihre Werke vorbereiten können und das außerdem auch von lokalen Künstlern genutzt werden könnte, damit diese nicht gezwungen seien, in umliegende Städte auszuweichen. Das war im Januar.

Verbindung zur Stadt sei schlechter geworden

Seitdem war Funkstille, trotz Nachfragen. Im Mai erhielten Urban Arts dann die Absage per Mail: Man habe die Gruppe nicht erreicht, habe es geheißen, berichtet Julian Schimanski im Podcast „Statt Radio“ bei Tim Perkovic. Was die Künstler – abgesehen von der Absage – ärgert, ist die Art und Weise der Kommunikation – oder Nicht-Kommunikation. Die Verbindung zur Stadt sei „definitiv“ schlechter geworden, so Schimanski bei „Statt Radio“, der das Problem ausdrücklich nicht bei der im September 2020 neu gewählten Bürgermeisterin Michaela Eislöffel sieht sondern in mehreren Stellenwechseln innerhalb der Verwaltung. Den Kulturschaffenden fehlt offenbar der kurze Draht zur Stadt.

„Natürlich werden wir weiter unser Glück versuchen, aber solange Mieten für Kulturschaffende schlichtweg unbezahlbar sind und auch unsere Stadt keinen Schritt in diese Richtung unternimmt, wird es wohl darauf hinaus laufen, dass wir als Kunstschaffende hier keine Zukunft haben. Das ist für uns, die wir unsere Stadt lieben, hart“, schreiben Urban Arts auf Facebook.

Perkovic: Din-Event sollte auch auf heimische Künstler zurückgreifen

Tim Perkovic, Gewinner des NDR-Comedypreises und unter anderem Moderator des Comedy Rodeo, hat sich in einem Schreiben an Bürgermeisterin Michaela Eislöffel gewandt. Nicht, weil seine Bewerbung mit dem Podcast „Statt Radio“ keine Berücksichtigung bei den „DNSLKN“-Momenten zum Stadtjubiläum gefunden hat, obwohl die Wirtschaftsförderung zuerst „total positiv“ reagiert hatte. Er sei „sehr enttäuscht von der Stadt Dinslaken“ wegen der „Art und Weise, wie mit Menschen umgegangen wird, die viel für die Stadt leisten oder geleistet haben“. Mehrfach habe er sich bei der Wirtschaftsförderung nach dem aktuellen Stand erkundigt. Niemand habe zurückgerufen. In der Wirtschaftsförderung nicht und an anderen Stellen auch nicht.

Die Stadt „übersehe“ die eigenen Künstler, schrieb Perkovic an die Bürgermeisterin und sprach dabei nicht nur für sich selbst sondern für „viele andere Künstlerinnen und Künstler“. Die Din-Event als Tochtergesellschaft der Stadt „sollte auch auf hiesige Künstler zurückgreifen und nicht nur große Stars in die Stadt holen“ – „denn: wir hatten auch eine Coronakrise und das Ganze irgendwie überlebt“. Tatsächlich aber werde er – ganz anders als früher, als Tim Perkovic einige öffentliche Veranstaltungen wie die Din-Tage oder das Eisstockschießen moderiert hat – von der Stadt nicht mehr angefragt. „Hier findet doch nichts mehr für hiesige Künstler und Künstlerinnen statt, also von der Stadt“, bedauert er. Und das stimme ihn „echt traurig“.