Dinslaken. Trotz langer Warteschlangen vor dem Bürgerbüro Stadtmitte bleibt es vorerst bei nur zwei Öffnungstagen. Die Stadtverwaltung erklärt die Gründe.
Das Bürgerbüro in Dinslaken ist wieder geöffnet. Zumindest an zwei Tagen in der Woche – dienstags und donnerstags – können Bürger ihre Anliegen ohne Anmeldung vortragen. Allerdings müssen sie dafür Zeit, Geduld und Stehvermögen mitbringen. Denn die Warteschlange an den Öffnungstagen des Bürgerbüros ist ellenlang, eineinhalb Stunden Wartezeit sind keine Ausnahme. Und das bleibt wohl auch vorerst so.
2688 Bürger an acht Tagen
Am 3. Mai hatte das Bürgerbüro an der Friedrich-Ebert-Straße nach langer Coronapause erstmals wieder von 9 bis 16 Uhr ohne Terminvergabe für den Publikumsverkehr geöffnet. Der Andrang war groß: 420 Bürger trugen in den sieben Stunden Öffnungszeit 588 Anliegen vor. Die Warteschlange reichte über die Duisburger Straße bis zum China-Imbiss. Die Wartenden, darunter auch Familien, trugen es weitgehend mit Fassung: Schließlich schien die Sonne und es war der erste Öffnungstag. Die Nachfrage blieb allerdings auch an den folgenden freien Öffnungstagen so hoch, dass sich lange Warteschlangen bildeten. Coronabedingt seien viele Dinge liegen geblieben, erklärt Christiane Wenzel, Leiterin des Geschäftsbereichs Bürgerservice, Recht und Ordnung, im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, öffentliche Ordnung und Sicherheit: „Man konnte nicht reisen und keine Personalausweise bestellen“, Kinderausweise seien zudem jetzt nur noch ein Jahr gültig: „Das stellen die Familien meist vor Antritt des Urlaubs fest.“
2688 Bürger empfingen die Mitarbeitenden des Bürgerbüros Stadtmitte an den acht Öffnungstagen im Mai und behandelten 4362 Anliegen – also durchschnittlich 336 Bürger und 545 Anliegen pro Tag. Hinzu kamen die Besuche mit vorheriger Terminvergabe: 1794 Anliegen an 13 Tagen – 138 pro Tag also – in der Innenstadt und 402 Anliegen an sieben Tagen in Hiesfeld (57 im Durchschnitt, hier wird nur mit Terminvergabe gearbeitet).
Der Eindruck, dass das Bürgerbüro an den Tagen ohne Terminvergabe mehr schafft als an den anderen Tagen, trüge aber, betont Christiane Wenzel. Denn gegenüber 1998, als das Bürgerbüro eingerichtet und personell ausgestattet wurde, sei heute aufgrund anderer Gesetzeslagen und neuer Zuständigkeiten deutlich mehr Hintergrundarbeit vonnöten: „Wir brauchen Hintergrundzeiten, in denen die Anträge abgearbeitet werden können“, so Christiane Wenzel.
Bürgerbüro leidet unter Personalmangel
Alles, was an den Laufkundschaftstagen bearbeitet werde, erfordere noch weitere Nacharbeiten im Hintergrund. Und diese müssen „an den Folgetagen abgearbeitet werden“, so Elke Busch vom Fachdienst Bürgerdienste. Beispiel: Nach der Beantragung des Personalausweises durch den Bürger im Bürgerbüro müsse der Antrag ins System eingepflegt und der Ausweis bei der Bundesdruckerei bestellt werden, nach drei bis vier Wochen würden die Dokumente geliefert und müssten dann erfasst und einsortiert werden. „Es hängen ganz viele Prozesse hintendran, für die wir auch Zeit brauchen“, so Elke Busch. „Dann macht doch fünf Tage die Woche auf und dann sind alle glücklich“ – das sei deswegen so nicht umsetzbar.
Denn das Bürgerbüro habe „seit sehr langer Zeit viel zu wenig Personal“, so Elke Busch. Von 16,86 Stellen würden 2,67 – oder 107 Stunden wöchentlich – fehlen, hinzu kämen Krankheiten, Lehrgänge. Fünf Laufkundschaftstage könne man „den Mitarbeitern im Moment nicht zumuten“.
Viele Bürger seien außerdem auch angetan von der Möglichkeit, verlässlich einen Termin buchen zu können, sagt Elke Busch. Aber das klappt nur bei vorausschauender Planung: Wer am Montag, 13. Juni, einen Termin für einen neuen Ausweis buchen wollte, dem wurde der erste Termin am 1. August angeboten. Offenbar stellt das Bürgerbüro auch morgens Termine für den aktuellen Tag ein, die kurzfristig freigeworden sind – das wurde und wird bislang allerdings nicht bei der Online-Anmeldung kommuniziert.
Abgesehen davon habe es auch vor Corona zum Ferienbeginn Wartezeiten im Bürgerbüro gegeben, so Christiane Wenzel: Weil sich die Bürger aber nun „nicht mehr direkt im Bürgerbüro aufhalten, sehen sie die Schlangen. Die waren vorher im Büro.“
So geht es weiter
Eine der freien Stellen soll im Juli mit einer ehemaligen Auszubildenden besetzt werden. Die anderen Stellenanteile sind ausgeschrieben. Bis die neuen Mitarbeiter eingearbeitet sind, könne bis zu einem halben Jahr vergehen. Wenn das Personal vollständig sei, „können wir auch peu a peu die Öffnungszeiten verändern“, so Christiane Wenzel.
Wenn möglich, richtet das Bürgerbüro schon jetzt an den Öffnungstagen einen Schalter für schnelle Anliegen ein. Das führt dazu, „dass die Schlange schneller abgearbeitet wird“, so Elke Busch. Zudem wird geprüft, ob die Bürger, die eine Wartenummer gezogen haben, per SMS benachrichtigt werden können. Aber auch das seit nicht kurzfristig möglich.
Von Dienstag, 14. April, an ist das Bürgerbüro Stadtmitte zudem an Dienstagen bis 18 Uhr geöffnet – und unter dem Vordach wurden Bänke aufgestellt. Damit die Bürger im Sitzen warten können – und bei schlechterem Wetter im Trockenen.