Hünxe. Auf Einladung der Kreis-CDU Wesel sprach Karl-Josef Laumann in der Hünxer Praxis von Dr. Wefelnberg über „Hausärztliche Versorgung auf dem Land“.

„Der Bestand von Arztpraxen ist ein wichtiges Thema der Kommunalpolitik. Pflege im Alter funktioniert nur, wenn ein guter Doktor im Dorf ist und auch Patientenbesuche macht.“ Das sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch bei einem Besuch der Hausarztpraxis von Dr. Michael Wefelnberg in Hünxe. Diese gehört zum Medizinischen Versorgungszentrum (MZV) Niederrhein, ein Praxisverbund. Auf Einladung des CDU-Kreisverbandes Wesel mit MdL Charlotte Quik sprach Laumann über das Thema „Hausärztliche Versorgung auf dem Land“. Mit dabei waren auch die CDU-Landtagskandidaten Julia Zupancic und Sascha van Beek sowie der Bürgermeister von Alpen, Thomas Ahls.

Bei einem Rundgang stellten Dr. Wefelnberg und sein Team dem Minister zunächst die Praxisräume und ihre Arbeit vor. Anschließend gab es eine interne Diskussion und ein Pressegespräch. Alle Teilnehmer waren zuvor vom Hünxer Chefarzt persönlich auf Corona getestet worden.

Medizinstudienplätze erhöht

„Uns fehlen in der Arbeitswelt, nicht nur in der Medizin, Menschen, die ausgebildet hier arbeiten und hier bleiben“, sprach Dr. Wefelnberg von einer „Arbeiterlosigkeit“. Der Minister erklärte darauf, dass jährlich 400 Allgemeinmediziner in NRW aufhörten, weil sie mit über 70 Jahren zu alt seien. Von 2000 ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten würden nur 200 später Allgemeinmediziner. Ländliche Räume hätten es schwerer als Städte, Ärzte zu bekommen. In 50 Prozent der Kommunen seien die Ärzte älter als 55 Jahre.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann im Gespräch mit Dr. Michael Wefelnberg.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann im Gespräch mit Dr. Michael Wefelnberg. © FUNKE Foto Services | Gerd Hermann

„Die Landesregierung hat in den letzten drei Jahren die Anzahl der Medizinstudienplätze um 400 erhöht, heute gibt es Professuren für Allgemeinmedizin an allen Universitäten, nicht nur in Düsseldorf“, so Laumann. 7,8 Prozent der Studienplätze gingen an junge Leute für Allgemeinmedizin auf dem Land, es gebe hier zehn Bewerber pro Platz. Allgemeinmedizin sei „die Basisversorgung für das Gesundheitssystem in Deutschland“, sagte der Minister. „Leute aller Berufsgruppen möchten Ärzte als Ansprechpartner, die lange am Ort sind und deren Krankheitsgeschichte kennen.“

Hier gebe es Nachholbedarf, warb Laumann für die Landarztpraxen, die „ein breiteres Spektrum als der Facharzt in Großstädten“ abdeckten. Gleichzeitig sprach er sich für den „unabhängigen, freiberuflichen Allgemeinmediziner“ aus, der nicht mit Krankenhäusern vertraglich gebunden sei. Diese Strukturen seinen entscheidend in einem Sozialstaat – neben der Wirtschaftlichkeit.

Dr. Michael Wefelnberg betonte die geschaffene Vertrauensbasis zu seinen Patienten, er sehe sich selbst „als Lotse durch das Gesundheitssystem“. Und: „Fachärzte sind gut, aber nicht alles. ‘Doktor Google’ mit vielen Halbwahrheiten macht unser Geschäft nicht einfacher.“ Hausbesuche seien immens wichtig und würden innerhalb seines Ärzteteams aufgeteilt. „Die Arbeit macht mir große Freude“, so der Hünxer Arzt.

Ländliche Struktur verbessern

Alpens Bürgermeister Thomas Ahls erklärte aus kommunaler Sicht, in seiner Gemeinde sei mitten im Zentrum ein Grundstück freigemacht und mit drei Arztpraxen bebaut worden („wir sind Vermieter“), damit Ärzte, auch jüngere, sich auf dem Land niederlassen könnten. Landtagskandidatin Julia Zupancic sagte, Ärzte und Freiberufler seien mit ihrer individuellen Beratung wichtige Anker, um die Struktur auf dem Land zu verbessern. Bei leer werdenden Praxen müsse rechtzeitig für eine Nachfolge gesorgt werden.

Dr. Wefelnbergs Wunsch zum Abschluss an den Gast aus Düsseldorf: „Wichtig ist, die Lage zu erkennen und zu handeln. Wir brauchen Menschen, die hier arbeiten und auch bleiben.“