Voerde. Da die vorhandenen Kapazitäten für die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine bei weitem nicht ausreichen, werden Turnhallen genutzt.
Die Stadt geht davon aus, dass die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine, die sie kurzfristig in Voerde wird unterbringen müssen, schnell deutlich ansteigen wird. Dies vor allem dann, wenn der Krieg in deren Heimatland noch länger andauern wird. Ein weiterer Punkt ist, dass zwar bislang ein großer Teil der Geflüchteten privat bei bereits in Deutschland lebenden Bekannten und Verwandten untergekommen sei – diese teilweise nur „notdürftigen Unterbringungen“ müssten jedoch durch längerfristig funktionierende Lösungen ersetzt werden, macht die Verwaltung in einer Drucksache deutlich, in der sie das von ihr geplante Unterbringungskonzept erläutert. Als erstes wird darüber der Haupt- und Finanzausschuss beraten.
Schwierige Planung
Die Planung gestaltet sich schwierig: Wie viele Unterbringungsplätze benötigt werden, lasse sich nur schwer bemessen. Nach ersten groben Schätzungen wird damit gerechnet, dass nach Deutschland zunächst eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine kommen werden – 200.000 davon nach NRW, wie Bürgermeister Dirk Haarmann sagt. Davon ausgehend, würden Voerde in einem „ersten Step“ nach dem „Königssteiner Schlüssel“ rund 450 Menschen zugewiesen. Die Genauigkeit der Schätzung wird der Verwaltung zufolge von der „bislang sehr hohen Dunkelziffer der Personen, die selbstständig eingereist und ohne Registrierung privat untergekommen sind, beeinträchtigt“.
In ihren eigenen Unterkünften hatte die Stadt – Stand Dienstag, 22. März – noch 20 freie Plätze. Die Mietangebote durch Vermieter und Wohnungsunternehmen beliefen sich auf 49 freie Plätze, die von privater Seite auf insgesamt etwa 74. Mit den vorhandenen städtischen Unterbringungskapazitäten lasse sich die zu erwartende Zahl der Zuflucht Suchenden aus der Ukraine „bei weitem“ nicht bewältigen.
Auch wenn, wie die Verwaltung erklärt, die Voerder Bürgerinnen und Bürger in nennenswerter Zahl freie Wohnungen und Zimmer anböten, „wird die kurzfristige Bereitstellung von Plätzen in hoher Zahl“ zwingend erforderlich sein. Anders als noch während der Flüchtlingskrise in den Jahren 2015 und 2016, als sie genau dies hatte vermeiden wollen und aufgrund anderer Rahmenbedingungen am Ende auch noch konnte, wird die Stadt deshalb nunmehr Turnhallen in Anspruch nehmen müssen.
Grundschulturnhallen stehen auf der Liste
Die Vorbereitung des ersten Gebäudes steht unmittelbar bevor: Die Stadt wird ab Montag die Turnhalle der ehemaligen Parkschule in Friedrichsfeld am Blumenanger für eine Flüchtlingsunterbringung herrichten. Die betroffenen Nutzer seien bereits informiert worden. Für die Vereine tue ihm die Entscheidung Leid, sagt Bürgermeister Haarmann, aber die Stadt habe keine andere Chance. Die weitere Inanspruchnahme von Turnhallen wird laut Verwaltung zurzeit priorisiert.
Auf der Liste stehen die Sportgebäude aller fünf Grundschulen im Stadtgebiet. Bei der Nutzung von Turnhallen handele es sich um eine Behelfslösung, erklärt Haarmann. Dem vorzuziehen sei es, betont die Verwaltung, die Flüchtlinge in Wohncontainern unterzubringen. Doch nach ersten Rückmeldungen belaufen sich die Lieferzeiten dafür auf acht bis zehn Wochen, erklärt Haarmann. Auch werde die Stadt Wohncontainer angesichts der bisher ungeklärten Finanzierungsfrage nur in einzelnen Tranchen anschaffen können.
Auch alte Polizeiwache im Blick
Als Standorte hat die Stadt neben dem Gelände der Parkschule und Freiflächen neben der Turnhalle auch die bereits für eine solche Nutzung konkretisierten Flächen an der Scheltheide und an der Weseler Straße in Spellen im Blick. Zudem wird erwogen, die bestehende Anlage an der Schwanenstraße zu erweitern und die Nutzungsdauer zu verlängern. Weitere potenzielle Grundstücke sind der Bolzplatz in Spellen, eine Freifläche des Sportvereins Glückauf Möllen und eine nordöstliche Freifläche des TV Voerde.
Bei der Suche nach Lösungen für die Unterbringung will die Verwaltung auch sonstige geeignete Objekte wie etwa Gewerbeimmobilien, leerstehende Wohnhäuser oder Angebote der Kirchengemeinden in den Fokus nehmen. Zudem wird über die Nutzung von eigenen Bestandsgebäuden nach Leerzug und Aufbereitung nachgedacht. Genannt werden hier die alte Polizeiwache an der Frankfurter Straße, die nach Inbetriebnahme des neuen Dienstgebäudes voraussichtlich im Frühsommer frei wird, und das alte Realschulgebäude.
Der Haupt- und Finanzausschuss tagt am Dienstag, 29. März, ab 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses. Eine Woche später entscheidet dann der Stadtrat über das von der Verwaltung vorgelegte Unterbringungskonzept.
>>Info: Die bisherige Entwicklung in Voerde
69 Menschen aus der Ukraine sind laut Stadtsprecherin Miriam Gruschka seit Beginn des Krieges in Voerde angekommen. In städtischen Unterkünften, zu denen sowohl Gemeinschaftsunterkünfte als auch von Seiten der Stadt angemietete Wohnungen zählen, sind 36 Personen untergebracht, 33 Menschen privat – etwa bei Bekannten, in kostenlos zur Verfügung gestellten Zimmern oder zur Untermiete.
Seit Montag erfolgen die Zuweisungen an die Kommunen. Bis Mittwoch kamen so 25 ukrainische Flüchtlinge nach Voerde, bis Montag werden es weitere 31 sein. Nach wie vor fänden die Menschen auch ungesteuert den Weg in die Kommunen.