Voerde. Rund 400 Bürger in Voerde setzten ein Zeichen für den Frieden: Sie folgten dem Aufruf der Politik zur Friedenskundgebung auf dem Rathausplatz.

„Voerde für den Frieden“ stand auf dem Plakat über der Rednerbühne, darüber leuchteten die Fenster des Ratssaals in den Farben der Ukraine. Rund 400 Menschen in Voerde folgten dem Aufruf der Ratsparteien und kamen zur Friedenskundgebung auf den Rathausplatz. Voerde für den Frieden – dieser Leitsatz fand sich in einem großen Friedenszeichen aus Kerzen auf dem Rathausplatz wieder.

Die Stimmung war sorgenvoll, aber begleitet von der Hoffnung, dass ein zusammenstehendes Europa den Krieg möglichst schnell beenden könnte. Die Bürger hatten Plakate dabei: „Stop Putin – Stop War“ stand etwa darauf, „Peace“ oder „Wir müssen helfen“. Ein Mädchen, das mit ihren Eltern auf dem Rathausplatz war, fragte auf ihrem Plakat: „Was will Putin mit einem Land ohne Menschen?“ angesichts der bereits nach wenigen Tagen zahlreichen Tode im russischen Nachbarland.

„Es ist Krieg. Für uns nicht greifbar. Für uns nicht begreifbar“

„Es ist Krieg. Für uns nicht greifbar. Für uns nicht begreifbar. Wir erleben es im Fernsehen, im Netz, im Radio und doch scheint es weit weg. Vor wenigen Tagen hat der russische Präsident Putin begonnen oder fortgesetzt, das Haus des Nachbarn anzuzünden und die Nachbarn zu ermorden. Die Situation scheint offen und es ist nicht klar, ob aus dem Haus- ein Dorfbrand wird. Menschen kämpfen in diesen Minuten um das Überleben, kaum 1600 Kilometer von unserem Marktplatz entfernt“, begann Moderator Stefan Weltgen, Vorsitzender der SPD Voerde.

Die Fenster des Ratssaals leuchteten in den Farben der Ukraine.
Die Fenster des Ratssaals leuchteten in den Farben der Ukraine. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

„Krieg war noch nie ein wirksames Mittel zur Durchsetzung der eigenen Interessen“

„Wir verurteilen aufs Schärfste die Verletzung der staatlichen Souveränität der Ukraine und das gewaltsame Einmarschieren der russischen Truppen. Wir verabscheuen, dass es als legitimes Mittel betrachtet wird, anderen Menschen die Freiheit zu rauben, sie zu verfolgen und zu töten, die Dörfer und Städte zu bombardieren und verbrannte Erde zu hinterlassen. Wir trauern bereits jetzt um die vielen Toten, die dieser Krieg mit sich bringen wird. Dabei vergessen wir nicht, dass auch russische Soldaten sterben, um die in den Familien getrauert wird. Auch viele Menschen in Russland sehnen sich nach Frieden“, sagte Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann: „Krieg war noch nie ein wirksames Mittel zur Durchsetzung der eigenen Interessen und zur Lösung von Konflikten.“

Wenn plötzlich ein ganzes Leben in den Koffer passen muss

Michael van Meerbeck, Diakon der katholischen Kirche und Caritasdirektor des Kreises Wesel, betonte: „Wir müssen Zeichen setzen. Zeichen des Friedens. Hier, Jetzt und in Zukunft. Jeden Tag müssen wir stehen und deutlich machen, dass es für den Frieden keine Alternative für uns gibt.“ Symbolisch brachte van Meerbeck einen Koffer mit und zeichnete das Szenario, welches viele Menschen in der Ukraine aktuell erleben: „Überlegen Sie. Was würden Sie in den Koffer packen, wenn Sie nicht wüssten, dass Sie wiederkommen? Ihr ganzes Leben muss in diesen Koffer passen. Nichts anderes können Sie mitnehmen, weil sie an der anderen Hand Ihren Verwandten, Ihr Kind führen müssen und Sie nicht wissen, ob Sie das überhaupt so lange tragen können.“

Botschaften von einem Freund aus der Ukraine

Markus Gehling, Pastoralreferent der katholischen Kirche in Voerde, trug einige Nachrichten eines aus der Ukraine stammenden Freundes vor: „Viele Familien haben ihre Häuser schon verlassen und flüchten mit den nötigsten Dingen in Richtung Westen“. Ob der Krieg überraschend gekommen sei, fragte Gehling seinen Freund. Dieser antwortete: „Wir haben im Osten der Ukraine schon acht Jahre Krieg, 14.000 Menschen sind bereits getötet worden. Es gab anderthalb Millionen Geflüchtete innerhalb des Landes. Die Angriffe Russlands auf das ganze Land habe ich bis vor einer Woche für unmöglich gehalten, weil ich an Diplomatie, Vernunft und die Lösungen des 21. Jahrhunderts geglaubt habe, aber die Putin-Rede zur Ukraine markierte eine Wende und mir war klar, dass es zu einem Angriff kommen würde.“ Das Schlimmste sei nun, „dass er die ganze Ukraine haben will und vielleicht sogar weitere Länder.“