Dinslaken/Voerde. Der Nabu hat an der B8 für Amphibien einen Zaun aufgestellt. Die Bundesstraße soll für die Tiere nicht zu einem tödlichen Hindernis werden.
An der B8 ist in Höhe des Pflanzgartens an diesem Vormittag nicht nur verkehrstechnisch viel los: An mehreren Stellen auf dem Straßenabschnitt zwischen Dinslaken und Voerde wird gearbeitet. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Kreisgruppe Wesel und der Ortsgruppe Dinslaken des Naturschutzbundes (Nabu) sind vor Ort: Am Freitag und auch am Samstag stellten sie hier einen insgesamt rund 500 Meter langen sogenannten Krötenzaun auf.
Dieser stellt eine provisorische Amphibienschutzanlage dar, um nicht nur Kröten, sondern alle wandernden Amphibien auf ihrem Weg zu schützen. „Wir haben die Hoffnung, dass die Tiere so zur Unterführung am Lohberger Entwässerungsgraben geleitet werden und die Straße dort dann sicher unterqueren“, erläutert Ulf Unterberg vom Nabu. Gemeinsam mit Edmund Rodzinski und einer Handvoll weiterer Helferinnen und Helfer hat er vor etwa zwei Stunden mit dem Aufstellen des Krötenzauns begonnen.
Der lässt sich recht leicht konstruieren und wird parallel zur Straße aufgebaut: Eine etwa 50 Zentimeter hohe und undurchsichtige Kunststoffplane wird dafür an im Boden steckenden Heringen oder Holzpflöcken festgemacht. Zusätzlich wird die Plane leicht im Boden eingegraben und mit Erde beschwert, sodass die Amphibien auch wirklich nicht hindurch kommen können. „Wenn die Amphibien vor den Zaun kommen, nehmen sie das natürlich als Hindernis wahr und versuchen es zu umgehen“, erklärt Unterberg.
Hier kommt dann eine Raffinesse der Konstruktion zum Tragen: Die rund 45 Eimer, die die Nabu-Mitglieder ebenerdig etwa alle zehn Meter eingraben. Da plumpsen die Kröten, Frösche & Co. hinein – „und auch so mancher Beifang wie Mäuse, Igel oder Blindschleichen, die wir dann befreien müssen, sofern sie nicht schon selbst heraus gelangen konnten“, erzählt er und erklärt: „Deshalb werden wir die Fangeimer in den nächsten acht Wochen auch täglich einmal morgens und einmal abends kontrollieren und die Amphibien dann sicher über die B8 und in Richtung Lohberg bringen“, sagt Unterberg.
Denn in die dortigen Gewässer oder aber auch schon in die direkt auf der Straßenseite gegenüber liegenden Teiche des Pflanzgartens wollen die Amphibien um diese Jahreszeit, um zu laichen. Vor allem Erdkröten sammeln die Freiwilligen vom Nabu auf – zwischen 700 und 1000 der Wirbeltiere könnten es auch in diesem Zeitraum wieder werden, schätzt Unterberg. „Hinzu kommen dann noch ein paar wenige Teichmolche und Grün- sowie Grasfrösche, die wir in den Eimer finden und auf der anderen Straßenseite wieder aussetzen“, sagt er. Denn eine vielbefahrene Straße wie die B8 könne nun mal zum tödlichen Hindernis für die Amphibien werden.
Den Krötenzaun an der B8 haben die Naturschützenden nicht zum ersten Mal angebracht, schon seit 2019 wird er jedes Jahr um diese Zeit hier errichtet. „Ein saisonaler Amphibienzaun ist gut und an dieser Stelle auch richtig und wichtig“, sagt Unterberg, betont aber: „Er kann nicht eine Dauerlösung sein.“ Auch deswegen hoffen die Nabu-Mitglieder darauf, dass die Amphibien sich so langsam mit der leicht abgeänderten Route unterhalb des Lohberger Entwässerungsgrabens arrangieren. „Es dauert etwa fünf Jahre, bis es soweit sein kann“, schätzt Edmund Podzinski. Zurzeit sei die Unterquerung hier auch noch nicht optimal: Sobald das Wasser zu hoch steht, wird der Boden komplett geflutet. Der Landesbetrieb Straßen.NRW werde den Bereich demnächst aufschütten und um etwa 50 Zentimeter erhöhen, damit er nicht mehr so leicht geflutet werden könne, sagt Unterberg.
Der Naturschützer appelliert außerdem an die Bevölkerung, den Krötenzaun und die dort vergrabenen Eimer nicht anzufassen. „Das ist vielleicht nett gemeint, aber wir kümmern uns darum schon zwei Mal täglich.“ Die gesamte Aktion werde akribisch dokumentiert und es werde festgehalten, wie vielen Amphibien beim Überqueren der B8 geholfen werden konnte.
>>Info: Die Rückwanderung
Sobald die Amphibien im Frühjahr gelaicht haben und die Nachkommen geschlüpft sind, machen sie sich alle auf den Rückweg. Dann werden die Nabu-Mitglieder den Krötenzaun erneut aufbauen, dieses Mal auf der anderen Straßenseite der Bundesstraße B8.
„Unser Vorgehen ist dann aber weniger intensiv, weil die Rückwanderung der Amphibien weniger konzentriert verläuft“, erklärt Ulf Unterberg und führt das auf die unterschiedlichen Laich-Zeiträume sowie die unterschiedlich lange dauernden Schlupf-Prozesse zurück.