Dinslaken. Etwa 100 Bürger zogen Montag im Rahmen eines Spaziergangs durch Dinslaken. Die Versammlung war nicht angemeldet. Die Polizei erstattete Anzeige.

Etwa 100 Menschen sind am Montagabend vor dem Dinslakener Rathaus zusammengekommen. Bei der Veranstaltung handelte es sich um einen der „Montagsspaziergänge“, mit denen Bürger in ganz Deutschland derzeit ihrem Protest gegen die Corona-Maßnahmen Ausdruck verleihen.

Die Veranstaltung in Dinslaken war, wie es häufig bei solchen „Spaziergängen“ der Fall ist, weder bei der Stadt Dinslaken noch bei der Polizei angemeldet. Damit haben die Veranstalter gegen das Versammlungsrecht verstoßen, so die Polizei im Kreis Wesel, die deswegen Anzeige erstattet hat. Die Teilnehmenden, Erwachsene und zum Teil auch Familien mit Kindern, versammelten sich zunächst vor dem Rathaus, zogen dann durch den Stadtpark, die Altstadt und die Neustraße. „Es wurden keine Banner gezeigt und keine Parolen gerufen“, so die Auskunft einer Sprecherin der Kreispolizeibehörde. Parallel gab es ähnliche Veranstaltungen in Moers und Alpen mit 100 beziehungsweise 70 Teilnehmern.

Organisiert und beworben wurde der „Spaziergang“ über den Messenger Telegram unter dem Titel „Dinslaken geht Spazieren“ mit dem Ziel: „Sich kennenlernen, austauschen und unterstützen“. Offenbar haben ähnliche Spaziergänge schon mehrmals – aber mit deutlich weniger Teilnehmern – in Dinslaken stattgefunden.

Netzwerk wurde Sonntag gegründet

Am Sonntag, 12. Dezember, also einen Tag vor dem „Spaziergang“ wurde eine Telegram-Gruppe unter dem Namen „Netzwerk Dinslaken steht auf“ gegründet. Ausgewiesenes Motto der Gruppe: „Dinslaken steht auf und zeigt mit dem Montagsspaziergang, dass es reicht – raus auf die Straße“. Die Gruppe wächst rasant: Bis Dienstag hatte sie bereits mehr als 170 Mitglieder, zum Teil auch aus anderen Kommunen.

Als „Inhaber“ – also mutmaßlich der Gründer der Gruppe – ist Ralf Wosnek, aus Dinslaken stammender Co-Vorsitzender der Partei „die Basis“ im Kreis Wesel, ausgewiesen. Diese holte auch mit der Kritik an Corona-Maßnahmen bei der Bundestagswahl 351 Zweitstimmen in Dinslaken (0,89 Prozent). Auf ihrer Facebookseite rief die Partei im Kreis Wesel nun zur Teilnahme an einer Demo unter dem Titel „Impf-Apartheid nicht mit uns“ in Düsseldorf auf. Ein Aufruf zum „Spaziergang“ in Dinslaken findet sich dort nicht. In der Telegram-Gruppe „Netzwerk Dinslaken steht auf“ bittet Wosnek jeden „der jemanden kennt, der montags mit uns auf die Straße will“, einen entsprechendenolle Link zur Gruppe zu verschicken: „Auf dass wir Hunderte werden“. Teilnehmer der Demo haben bereits am Montag mehr als 200 Teilnehmer gezählt.

Aufrufe am ganzen Niederrhein

In der Gruppe wird zu regelmäßigen „Spaziergängen“ in Dinslaken sowie auch in anderen Kommunen am ganzen Niederrhein aufgerufen – unter anderem in Emmerich. Alpen, Issum, Kleve, Moers, Rees, Uedem, Wesel und Xanten.

>>Hintergrund

In ganz Deutschland gehen derzeit viele Menschen gegen die Coronaregeln auf die Straße - oftmals sind die Veranstaltungen nicht angemeldet und werden dann als „Spaziergänge“ deklariert. In Sachsen zog ein Fackelmarsch vor das Haus der Gesundheitsministerin. Nach Einschätzung von Experten mischt dabei nicht nur die Querdenker-Bewegung sondern auch rechte Gruppen mit. Die Vernetzung geschieht meist über Telegram. Derzeit wird über eine Regulation des Netzwerks nachgedacht. (dpa)