Dinslaken. Das Error Art Festival setzt sich kritisch mit den Fragen nach Akzeptanz verschiedener Lebensweisen in der Dinslakener Bevölkerung auseinander.

Man muss mit sehr wachen Augen durch die Stadt laufen, um es zu bemerken: Zwei Spiegel hinter der Jeanette-Wolff-Stele zwischen Rutenwall und Neutor-Galerie, darauf das Statement: „Dinslaken: Wo in der Innenstadt ein Kaufhaus nicht wirklich gebraucht wird und es in Lohberg am Wesentlichen mangelt.“ Ein Bauzaunbanner mit Statements über das Leben in einem Stadtteil, mit dem Lohberg gemeint sein dürfte, direkt am Ententeich. Wen das jetzt irritiert, hat diese Art von Kunst erreicht. Das Error Art Festival bringt seit dem 19. November und noch bis zum 5. Dezember Kunst zum Thema „Akzeptanz unterschiedlicher Lebensweisen“ in den öffentlichen Raum. Gefördert wird es durch #heimatruhr der ecce, mitgetragen vom Forum Lohberg und veranstaltet vom sozialen Start-up jens2911. Das gemeinsam mit der Universität Arnheim entwickelte Konzept teilten die Organisatoren um Torben Lukow von jens2911 in einer Pressemitteilung mit.

Es soll ein Dialog entstehen

Es soll ein Dialog in der Gesellschaft entstehen und gemeinsam ein nachhaltiges Umdenken erwirkt werden, dass zu einer Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts führt. Denn „[j]eder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt”, zitierten die Festivalmacher Artikel 2, Abs. 1 des Grundgesetzes, ein zentraler Ausgangspunkt des Projekts, wie Lukow betont.

Das Festival setze direkt bei der Mehrheitsgesellschaft Dinslakens an. Diese müsse sich in ihrem alltäglichen Leben nur selten mit fehlender Akzeptanz aufgrund des Nachnamens, der Herkunft oder des Aussehens auseinandersetzen. „Wenn privilegierte Dinslakener:innen für weniger privilegierte Mitbürger:innen und deren Lebensmodelle sensibilisiert werden und diese akzeptieren, dann steigt der Zusammenhalt in Dinslaken.“ Das Konzept, Kunst aus dem Museum auf die Straße zu holen und sich damit an „Privilegierte“ zu wenden, ist jene „challenging art“ – „herausfordernde Kunst, die von der Universität Arnheim“ für das Dinslakener Projekt angestoßen wurde.

Fördervertrag von KSL übernommen

Seit dem 19. November arbeiten elf Künstlerinnen und Künstler hier vor Ort, um ihre Projekte zu entwickeln. Das erinnert ein bisschen an KSL. Tatsächlich gibt es noch eine andere Beziehung. KSL sollte eigentlich gefördert mit einer Summe im höheren fünfstelligen Bereich von #heimatruhr in Lohberg stattfinden. Corona zerschlug die Pläne und im März 2021 habe Ben Perdighe Lukow gefragt, ob jen2911 und das Forum Lohberg den Fördervertrag nicht übernehmen wollten. Das veränderte Konzept in neuer Trägerschaft wurde akzeptiert und somit wird nun das Error Art Festival unterstützt.

Forum Lohberg trägt das Projekt mit

„Wir sind als Forum Lohberg gefragt worden, ob wir dieses Projekt mit tragen und haben zugesagt, weil wird das Thema Zusammenhalt begrüßen“, erklärt Janet Rauch vom Forum Lohberg auf Anfrage der NRZ. Ansatz und Grundkonzept seien nicht „wie ein Satellit“ von außen nach Lohberg hineingetragen worden, sondern mit dem Lohbergerinnen und Lohbergern von innen heraus entwickelt.

Janet Rauch verweist auf den umfangreichen Datensatz, der für das Projekt erfasst wurde. Denn dies ist eine Besonderheit des Festivals. Die teilnehmenden 23 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland, deren Werke sukzessiv zwischen dem 19 November und 5. Dezember in der Innenstadt und in Lohberg gezeigt werden, konnten sich für ihre Arbeiten auf aktuelle Erfahrungsberichte, Umfragen und Interviews zum Thema stützen bzw. sich von diesen inspirieren lassen.

Pop-up-Store auf dem Neutorplatz

Weitere Informationen zum Error Arts Festival auf https://errorartfestival.com. Am Freitag öffnet das Festival einen Pop-up-Store im Schaufenster der Partei auf dem Neutorplatz.

Kunst, darunter die Großplastik „Koks 4“ findet man auch in Lohberg an der Zechenwerkstatt.