Hünxe. Doro Rühl will kürzer treten. Der Wirtin in Bruckhausen fehlen ein Koch und Personal. Die Gemeinde Hünxe möchte helfen.
Immer häufiger werde sie gefragt, wie es mit der Gaststätte Rühl in Bruckhausen weitergehe, wenn sie in den beruflichen Ruhestand wechsele. Eine zufriedenstellende Antwort darauf habe sie bis jetzt nicht gefunden. „In zwei Jahren habe ich das Rentenalter erreicht und es wird Zeit, nach einer Lösung zu suchen“, sagt Dorothea Rühl, 63-jährige Wirtin der Traditionskneipe an der Dinslakener Straße 120, im Gespräch mit der NRZ.
Zudem habe eine unvorhergesehene betriebliche Veränderung die Dringlichkeit dafür verstärkt: „Unser jetziger Koch wird nach 14 Jahren aus gesundheitlichen und verständlichen Gründen zum Ende des Jahres unseren Betrieb verlassen und seine Stelle ist neu zu besetzen“, so Doro Rühl. Damit hätten sich die Voraussetzungen für eine Nachfolge verändert. „Eine sehr gute Lösung wäre ein Koch oder eine Köchin, der oder die den Betrieb in einiger Zeit pachtet – entweder allein oder besser in irgendeiner Form als Teil eines Teams“, wünscht sich die engagierte Wirtin.
„Offen für alle Vorschläge“
Sofort aufhören möchte sie nicht, eher das Gegenteil sei der Fall. Doro Rühl: „Gerne arbeite ich mit möglichen Nachfolgern oder Nachfolgerinnen einige Zeit weiter, um bei meinem großen Wunsch mitzuwirken, dass der jetzige Charakter des Dorfgasthofs in gewisser Form bestehen bleibt.“ Und sie fügt hinzu: „Es wäre schön, wenn die jetzigen Veränderungen nicht der Anfang vom Ende wären, sondern die Chance für ein erfolgreiches Weiterbestehen.“ Dabei sei sie „offen für alle Vorschläge“.
Um die Zukunft der über Hünxes Gemeindegrenzen hinaus bekannten und beliebten Gaststätte Rühl (mit sieben Gästezimmern) frühzeitig in die richtigen Bahnen zu lenken, hat Doro Rühl um Mithilfe und ein Gespräch mit Bürgermeister Dirk Buschmann, Wirtschaftsförderer Philip Salomon und Jan Scholte-Reh als Vertreter der Dorfgemeinschaft Bruckhausen gebeten.
„Wir haben noch keine Sofortlösung, aber wir wollen und werden helfen“, sagt Buschmann. Rühl als eine Gaststätte mit Tradition, mit gutem Zulauf, leckerem Essen und Trinken sei aus Bruckhausen nicht wegzudenken. „Hier trifft man sich und es gilt, jemanden mit Engagement zu finden, der in Doros Fußstapfen treten kann.“ Auch das Service-Personal sei knapp, sie brauche dringend jünger Verstärkung, so die Wirtin. „Meine betagte Mutter macht immer noch die Zimmer und schält die Kartoffeln.“
Viele ihrer Stammgäste kämen aus dem Dorf, aus der Gemeinde Hünxe, aus Dinslaken und Umgebung, um den Abend in ihrer Gaststätte gemütlich zu verbringen. Auch das Kneipen-Quiz bringe viel Zulauf, weiß Doro Rühl. Die Hauptarbeit habe sie und ihr Team am Wochenende, allein am letzten Sonntag seien es mittags 60, abends 100 Gäste gewesen („die meisten wollen in dieser Zeit Gans essen“).
Seit September versuche sie über das Arbeitsamt und Anzeigen (auch in sozialen Medien), einen zweiten Koch zu bekommen. Am letzten Donnerstag habe sich einer zum Probearbeiten vorgestellt. „Mal sehen, vielleicht wird das etwas für die nächsten zehn Jahre.“ Natürlich belaste Corona zusätzlich den Servicebereich, seit der Wiederöffnung der Gaststätte am 28. Mai 2012 seien zwei von sieben jungen Leuten geblieben, in der Küche alle drei nach kurzer Zeit wieder abgesprungen.
Buschmann, Salomon und Scholte-Reh loben die Attraktivität der Gastronomie bei Rühl: „ein gutes Team, Geselligkeit, kein Hungerlohn, Anerkennung“. Über die Homepage, auf Immobilienseiten, in der Gesamtschule, bei Vereinen und durch Mund-zu-Mund-Propaganda wolle man als Netzwerk dafür werben, dass die Gaststätte Rühl „in guter Form weitergeführt wird“.