Dinslaken. Der Abfallkalender enthält keine Abholkarten mehr: Dinslakener müssen diese bei Schönmackers anfordern – und bekommen weniger Säcke.

Vor 30 Jahren wurde der grüne Punkt, das duale System zur Wiederverwertung von Verpackungen, eingeführt. Leichtverpackungen aus Metall oder Kunststoff können im Gelben Sack oder seit 2008 in Dinslaken auch in der Gelben Tonne entsorgt und müssen vom privatwirtschaftlich organisierten Dualen System zurückgenommen werden. Vom kommenden Jahr an wird den Bürgern die Mülltrennung ein wenig umständlicher gemacht: Denn der neue Dinslakener Abfallkalender enthält keine Gutscheine mehr für die gelben Säcke. Diese muss man nun bestellen – und bekommt dann auch nur zwei statt bislang vier Rollen.

Bislang enthielt jeder Abfallkalender jeweils vier Abholkarten. Damit konnten sich Dinslakener Bürger an diversen Ausgabestellen – Supermärkten oder Bürgerbüro etwa – insgesamt vier Rollen der dünnen Gelben Säcke kostenlos abholen. Anstelle der Gutscheine findet sich im Abfallkalender für 2022 folgende Erklärung: Die Firma Schönmackers, die im Rahmen des Dualen Systems für die Abholung der Gelben Säcke und Tonne zuständig ist, „weist darauf hin, dass aufgrund der hohen Verbreitung der Gelben Tonne mit dem Abfallkalender keine Servicekarten (Abholkarten) für Gelbe Säcke mehr ausgegeben werden“. Die Gutscheine für gelbe Säcke müssen nun telefonisch oder per Mail angefordert werden.

„Jetzt soll ich den Gelben Säcken hinterherlaufen?“

Anne Engel, Bürgerin aus Dinslaken, hat das prompt versucht – und die Erfahrung gemacht, dass bei Schönmackers „die Telefone nicht stillstehen und die Mitarbeiter angenervt sind“. Auf ihre Anfrage sei ihr mitgeteilt worden, dass ihr nicht mehr als zwei Rollen zustünden. Das habe die Stadt Dinslaken so in ihrer Satzung festgelegt, wurde ihr mitgeteilt. „Ich frage mich, wer sich so etwas ausdenkt“, ärgert sich Anne Engel. „Ich trenne Kompost, gelben Müll und Restmüll, werfe Glas in den Glascontainer und Papier in die Papiertonne, bringe meinen Sperrmüll zum Wertstoffhof, Batterien und Sondermüll zum Umweltbrummi. Und jetzt soll ich den Gelben Säcken hinterherlaufen?“

Stadt war gegen die Änderung

In der Abfallsatzung der Stadt Dinslaken ist eine solche Beschränkung nicht zu finden, auf Nachfrage der Stadt hat Schönmackers die Anschuldigung nicht bestätigt, so die Stadt. Allerdings sei die Stadt in Sachen Gutscheine von Schönmackers vor vollendete Tatsachen gestellt worden, so Stadtsprecher Marcel Sturm: „Die Stadtverwaltung hatte sich weiter für den Abdruck der Servicekarten eingesetzt.“ Schon im vergangenen Jahr wollte Schönmackers die Gutscheine nicht mehr in den Abfallkalender integrieren, berichtet Sturm. „Damals konnte sich aber noch mal auf den Abdruck im Abfallkalender für 2021 verständigt werden.“ Diesmal habe Schönmackers die Stadt über die Änderung „lediglich informiert“, so Sturm.

Das sagt Schönmackers

„Jeder Bürger hat die Möglichkeit bei einmaligem Mehrbedarf das Onlineformular zu nutzen und sich Gelbe Säcke zu bestellen“, erklärt eine Sprecherin von Schönmackers auf Anfrage der NRZ. Wobei die Formulierung „Mehrbedarf“ irreführend ist: Denn eine Grundversorgung mit Säcken findet nicht statt. Das Formular auf der Schönmackers-Homepage sieht zudem nur Abholkarten für zwei Rollen vor – also halb so viele wie bislang. Wer mehr benötige, müsse das Unternehmen telefonisch kontaktieren, heißt es.

Die gelben Säcke würden häufig als „Sammelsack” in der Küche genutzt und dann „befüllt in die Gelbe Tonne“ geworfen, begründet die Sprecherin die Umstellung: Das sei „nicht zulässig“, denn die „doppelte Systemnutzung verteuert letztendlich die Sammlung von Verpackungen auf Kosten aller Bürger“. Wenn die Säcke dann auch noch falsch befüllt seien – etwa mit Restmüll – führe das „schlimmstenfalls zum Stillstand der Sortieranlagen, mindert die Qualität der Wertstoffe oder verhindert eventuell die Verwertung“, so die Sprecherin.

„Im Hinblick auf die Papierpreise, die Nachhaltigkeit im Allgemeinen und den digitalen Fortschritt haben wir vor allem eine umweltbewusste Anpassung vorgenommen.“ Es sei „prinzipiell wünschenswert, wenn Tonnen den Säcken bevorzugt werden“, so die Sprecherin. Das sei „im Sinne der Nachhaltigkeit“. In Dinslaken seien im Rahmen eines „schleichenden Prozesses“ die Gutscheine bereits im vergangenen Jahr „auf zwei reduziert“ worden. Die Nutzung der Karten sei „sehr gering“ gewesen.

11.000 Gelbe Tonnen stehen in Dinslaken

Abgesehen davon, dass der Abfallkalender auch im vergangenen Jahr vier Gutscheine enthielt, untermauert Schönmackers diese Auskunft trotz Nachfrage nicht mit Zahlen. Wie viele der rund 30.000 Dinslakener Haushalte die Gutscheine tatsächlich nutzen, lässt das Unternehmen unbeantwortet. Nach Auskunft der Stadt werden 11.000 Gelbe Tonnen in Dinslaken genutzt – zum Teil auch von mehreren Haushalten. Weil nur Grundstückseigentümer die Tonnen bestellen können, sind gerade Mieter in Mehrfamilienhäusern oftmals auf die Gelben Säcke angewiesen.

>> Gelbe Säcke bestellen: So geht’s

Gutscheine für Gelbe Säcke müssen künftig über 0800 / 888 43 73 oder über www.schoenmackers.de angefordert werden. Sie werden dann zugeschickt. Wer eine Gelbe Tonne hat, darf die Gelben Säcke nicht nutzen.

Die Rollen können dann bei folgenden Ausgabestellen abgeholt werden: Bauzentrum Stewes, Bürgerbüro Stadtmitte (Friedrich-Ebert-Straße), Edeka Bienemann (Augustastraße und Ernst-Moritz-Arndt-Straße), Hiesfelder Buch-stube, Kinderschutzbund in Lohberg, Lotto + Tabak Thiemann Hiesfeld, Mehring, Real.

Grundstückseigentümer können Gelbe Tonnen über schoenmackers.de oder DSD-KreisWesel@schoenmackers.de bestellen.