Dinslaken. Bereits zum vierten Mal spielte Cesare Siglarski in Malta eine Reihe von Konzerten. Die Läden sind klein, aber in ihnen ist immer etwas los.

Winzige Liveclubs mit Programm an sieben Tagen - oder besser: Nächten - die Woche, Festgagen für die Künstler und vielleicht noch ein Clubbesitzer, der selbst Musiker ist und zum Schluss des Gigs ins Set mit einsteigt: In Deutschland ist eine solche Clubkultur die Ausnahme geworden. In Malta dagegen scheint dies die Regel zu sein. „Es gibt so viele Liveclubs, dass Musiker dort jeden Tag spielen können - und das bei nur 52.000 Einwohnern“, berichtet Cesare Siglarski. Ist er doch selbst einer dieser Sänger und Gitarristen, die regelmäßig in Malta auftreten. Schon vier Mal war er seit 2017 dort auf Tour, das letzte Mal vom 6. bis 12. Oktober. In dieser Zeit absolvierte er drei Konzerte allein und vier gemeinsam mit Sängerin Anna Jakob aus Mehrhoog: ein dicht gedrängtes Programm.

In den Clubs trifft man Franzosen und Finnen

Einfach mal Malta. 2014 bereiste Cesare Siglarski zum ersten Mal die Insel. Damals noch Anglistikstudent in Essen gehörte der Auslandsaufenthalt im englischsprachigen Malta dazu. Schon da lernte er neben der Amtssprache als Relikt aus britischer Zeit das einheimische Malti kennen. Maltesisch, eine Sprache so multikulturell wie die Insel selbst. Sie gehört zu den arabischen Sprachen, wer aber italienisch kann, erkennt viele Wörter wieder. Und wenn man abends im Club ist, treffe man Franzosen und Finnen, Niederländer und „die Bekannten von dem, der die Youtube-Videos von der Acoustic Lounge am Tenderingssee macht“, so Siglarski.

Malta hat eine Impfquote von 90 Prozent

Derzeit punktet Malta aber nicht nur mit Sprachen, sondern mit Zahlen. Eine Impfquote von 90 Prozent, eine Inzidenz von unter 20. Damit sprach für Cesare Siglarski nichts dagegen, dort weiterzumachen, wo er 2020 unmittelbar vor dem Lockdown aufgehört hat: Malta touren. Die Idee war 2017 aus der Kombination aus viel Zeit und wenig Geld geboren.

Ist auch in der Dinslakener Innenstadt als Straßenmusiker unterwegs: Cesare Siglarski.
Ist auch in der Dinslakener Innenstadt als Straßenmusiker unterwegs: Cesare Siglarski. © FUNKE Foto Services | Foto: Arnulf Stoffel

Siglarski, der sich als Musiker Cesare Acoustic nennt und Marius Füßl, der ebenfalls zur Akustikgitarre greift und Coverversionen singt, fanden daheim zu wenig Auftrittsmöglichkeiten. Der Flug nach Malta war billig, der Kontakt zu den lokalen Clubs über die sozialen Medien einfach und prompt konnten sich die beiden eine Tour mit sieben Konzerten organisieren. Cesare Siglarski trat inzwischen auch in Portugal, Griechenland und Zypern auf. Aber nach Malta zieht es ihn immer wieder zurück. Wenn er beginnt zu erzählen, versteht man auch, warum.

Livemusik gibt es auch für 15 bis 20 Gäste

Da ist der Clubbesitzer vom „Offbeat“, der jetzt in Coronazeiten auch für 15 bis 20 Gäste seinen Laden geöffnet hält, Livemusik anbietet und sich, als alter Jazzpianist, zum Schluss mit ans Klavier setzt. Dass die Wirte in den Gig mit einsteigen, scheint üblich zu sein, meint Siglarski. Und berichtet von einem anderen Konzert, bei dem der Clubbesitzer von „Carey’s Bar“als ehemaliger Orchestermusiker zum Schluss sein Cello dazu holte.

Und auch das sei anders als in Deutschland: „Die Gäste kommen von überall her, es ist super Multikulti. Aber wir haben drei Sets à 45 Minuten gespielt und die Leute waren wirklich ruhig. Die haben echt zugehört.“ Besonders begeistert hat ihn allerdings ein neun oder zehn Jahre alter Junge beim Konzert draußen auf der Terrasse des „Djungle Joy“ in Maltas Hauptstadt Valletta. Zwischen den mitsingenden Briten und Deutschen wurde er nicht müde, sich Songs von einer Playlist auf Spotify zu wünschen. Und er überredete seine Mutter sogar, das letzte Konzert von Cesare Siglarski und Anna Jakob im „Storeroom“ ebenfalls zu besuchen.

Ein Konzert in einem Farmhaus

Unvergessliche menschliche Momente: Das Konzert im Farmhaus auf der Nachbarinsel Gozo, wo das Käsebuffet mit der lokalen Spezialität aufgebaut war und jemand kilometerweit fuhr, um noch ein fehlendes Gitarrenkabel zu besorgen. Der Clubbesitzer vom „Offbeat“, der seinen musikalischen Gast nicht nachts von Valletta mit dem Bus ins Hotel in den Nachbarort fahren lassen wollte („21 Euro fürs Sieben-Tage-Ticket, gültig für den ÖPNV auf der gesamten Insel“) und dann einen „Zwischenstopp“ einlegte.

„Früh am Morgen hielten wir vor der kleinen Bäckerei eines seiner Verwandten und gingen in die Backstube. „Das war da noch alles richtig klein und privat und wir bekamen das ganz frische Brot mit Schinken“, schwärmt Siglarski von der Überraschung. „Die Gastfreundschaft gegenüber den Musikern ist in Malta wirklich groß“.