Dinslaken. Duisburger Kabarettist begeisterte bei „Kult im Gas(t)werk“ das Publikum mit seinem Programm „Hömma, so isset!“ Alltagsgeschichten aus dem Pott.
„Die Atmosphäre hier in Dinslaken ist unschlagbar. Es ist schön, wieder vor Publikum zu spiele. Wir Künstler leben davon“, sagt der 43-Jährige dankbar und lächelt. Für Kai Magnus Sting gibt es nichts Schöneres, als abends auf der Bühne zu stehen und die kleinen und großen Alltagsgeschichten aus dem Ruhrpott zu erzählen. Am Samstag war es wieder soweit: Der Duisburger Kabarettist machte sich auf den kurzen, 20-minütigen Weg über die A59 und besuchte das Alte Gaswerk der Stadtwerke Dinslaken, um dort das zu tun, was er am liebsten mag.
Eigentlich war es längst überfällig: Ruhrpott-Sprache ist „Kult im Gas(t)werk und wer kann schöner sagen „Hömma, so isset!“, als Kai Magnus Sting. Britta Rohkämper, Abteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, begrüßte die rund 100 Besucher im Alten Gaswerk sowie die Streaming-Nutzer. „Unser heutiger Künstler soll uns wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern, er spricht unsere Sprache.“
Und das tat Kai Magnus Sting. In seinem aktuellen Programm erklärt er, wie der Mensch im Ruhrgebiet denkt und tickt. Dafür hat er den Leuten „aufs Maul geschaut“, hört hin und macht sich so seine eigenen Gedanken darüber: Wie begrüßt man sich hier, wie verabschiedet man sich und was passiert dazwischen? Und reicht es nicht auch, wenn nix gesagt wird? Da ist oft am meisten mit gesagt.
„Tach!“ – „Tach auch!“, „Hömma, wie isset?“ – „Muss, und selbst?“ – „Wie sollet sein?“, „Bisse krank? Wat hasse? – „Frag nicht!“ Sting erklärt: „Das ist Kommunikation, wunderbare Grammatik, typisch für unsere Region.“ Wie der Plural von Butterbrot heißt? – „Schnittkes.“ Der Umgang mit der Denke und Sprache im Pott ist für ihn herrlich, „das ist Heimat, ich will gar nicht hier weg“. Ganz klar, wer solche Gedankengänge verfolgt, ist in jedem Fall einer „von hier“.
Schon in den 1990er Jahren ergriff der Duisburger als Teenager die Chance, für eine Radio-Aktion den Ur-Niederrheiner Hanns Dieter Hüsch und den Rheinland-Experten Konrad Beikircher zu interviewen. Die Kontakte blieben bestehen und nach dem Abitur zog es Sting gleichermaßen zum Kabarett, zum Radio – und zum Krimi. Doch das ist wieder eine andere Geschichte.
Eigentlich wolle er nicht über Corona und Politik sprechen, doch dann rutscht es ihm doch heraus: „Der Mundschutz hat vielen gestanden“, oder „Die Baerbock kann bestimmt gut Kartoffelsalat machen“. Gern greift Sting unsere Essgewohnheiten auf, schaut an sich herunter: „Ich muss mich bewegen.“ Die App sage 10.000 Schritte. Im Jahr? – am Tag. „Wie soll ich das im Liegen schaffen?“ Seine Idee: „Ich gebe dem Briefträger mein Handy mit und bekomme es abends zurück. So komme ich auf 40.000 Schritte in der Bewegungs-App!“
Auch das Publikum bezieht der Duisburger gern mit ein, fragt nach Lieblingsgerichten oder was gar nicht geht: etwa Graupensuppe mit Pfötchen drin. Eine Dame im Publikum stammt aus Wuppertal. „Konnten Sie mir soweit folgen?“, fragt Sting und es entwickelt sich ein nettes Gespräch. Dann geht es um Ruhestörung in der Nachbarschaft nachts um halb drei wegen eines Rezeptes für Nudelsalat. Die Polizei soll gerufen werden. „Soviel Nudelsalat haben wir nicht!“
Dankbarer Applaus nach zwei Stunden Kabarett für Kai Magnus Sting („das ist unser Abend“), der mit seinem Zugabe-Klassiker „Butterkuchen“ und dem leise mitgesungenen Steigerlied aus der Spieluhr die Bühne verlässt. Manche Bücher und Tonträger wurden anschließend noch signiert.
Leider ließ es die Pandemielage derzeit noch nicht zu, mit einem vollen Saal zu planen. Deshalb wurde die Veranstaltung zusätzlich im Livestream übertragen – für alle, die gerne dabei sein wollten, aber keine Karten gewonnen haben.
Im Saal wurden die rund 100 Gäste – wie immer – von den ehrenamtlichen Helfern der Betriebssportgemeinschaft der Stadtwerke (BSG) versorgt, die nicht nur Getränke ausschenkten, sondern auch wieder kleine Leckereien vorbereitet hatten.