Dinslaken. Hinz und Kunz hat als erster Club in Dinslaken für Geimpfte und Genesene geöffnet. Auf Facebook gab es Hasskommentare. So lief der erste Abend.

Abends in die Kneipe zu gehen – das ist nach eineinhalb Jahren Corona etwas wirklich besonderes. So besonders, dass ein Trupp Frauen vor dem Eingang des Hinz und Kunz erst einmal ein Selfie macht. Der Oldie-Laden hat am Donnerstag nach eineinhalb Jahren Pause wieder geöffnet – als erster Club in Dinslaken mit 2G-Regeln, also nur für Genesene und Geimpfte. In den sozialen Medien hat Martin Mettlach, Inhaber der Kultkneipe, dafür eine ganze Reihe böser Kommentare kassiert – von Menschen, die sich diskriminiert fühlten und dem Clubbesitzer deswegen möglichst die Insolvenz an den Hals wünschten.

Mit 3G wären nur 60 Gäste erlaubt

Dabei wäre es eher ein finanzielles Problem für Mettlach, wenn er mit 3G-Regeln eröffnet hätte: „Dann dürften hier nur 60 Leute rein“, sagt er – unter diesen Umständen aber lasse sich der Laden auf Dauer nicht wirtschaftlich führen. Und diejenigen, die ihre Hasskommentare über dem Hinz und Kunz ausgeschüttet haben – „die waren wahrscheinlich ohnehin noch nie hier“, vermutet der 58-Jährige. Mettlach kennt seine Stammgäste schließlich. Und die sind an diesem Abend überglücklich, ihre Hinz-und-Kunz-Familie wiederzusehen, fallen vor Freude den Türstehern, die Impf- und Genesenennachweise und Pässe kontrollieren, um den Hals. Ungewohnte Normalität nach eineinhalb Jahren. Viele, die sich hier allwöchentlich getroffen haben, haben sich seit Corona kaum gesehen, weiß der Chef.

Als um kurz nach 19 Uhr Django Wagners „Mooie Bauwe Ogen“ und ein erwartungsfrohes Hinz-und-Kunz-Team die Gäste endlich in den Club geleiten, ist von Kritik an der 2G-Auflage nichts zu hören. Linda findet es nur „gerecht“, dass Geimpfte wieder feiern dürfen. Schließlich, so sagt auch Stephi, „ist die Impfung ja kostenlos zu bekommen“. Peter wäre nicht gekommen, wenn 3G-Regeln herrschen würden – die Tests hält er für nicht zuverlässig genug. Alina und Timo sind froh, endlich wieder rausgehen zu können – sie wären auf jeden Fall gekommen.

„Sonst kann man doch als Gastronom nicht überleben“

Auch Hans Gutjahr, Vorsitzender von Glückauf Möllen steht gut gelaunt an der Holztheke. Er hat nicht nur zusätzlich vorher noch einen Coronatest gemacht, sondern auch eine gute Nachricht dabei: Weil die Glückauf-Fußballer die von Hinz und Kunz gesponserten Trikots in der vergangenen Saison kaum tragen konnten, tragen sie sie eben in dieser Saison noch einmal. Für die 2G-Regeln hat Gutjahr, der lange Zeit das Gasthaus Möllen geführt hat, großes Verständnis: „Sonst kann man doch als Gastronom nicht überleben.“

Bevor die Tür des Hinz und Kunz wieder öffnen konnte, hatten Mettlach und sein während der Pandemie um 25 Mitarbeiter geschrumpftes (!) Team drei Wochen alle Hände voll zu tun. Die lange Pause hatte die Beleuchtung im Außenbereich dahingerafft, zuvor frisch gestrichene Wände waren vergilbt, Deko verstaubt. „Es hat sich fast angefühlt wie die vierte Eröffnung des Clubs“, sagt Mettlach. Der Eröffnung 1996 in der Innenstadt folgte 2001 eine Sanierung nach einem Brand, 2016 die Eröffnung am Drahtwerk – und nun die vierte, nach Corona.

Nun hofft der Chef des Oldie-Ladens, dass das Hinz und Kunz geöffnet bleiben kann und der Besuch wieder selbstverständlich wird – Selfies vor dem Eingang dürfen natürlich dennoch weiter gemacht werden.

>> So geht es weiter

Das Hinz und Kunz (Am Alten Drahtwerk 6)hat auch am Samstag, 19 Uhr, geöffnet. Für diesen Abend müssen noch Karten im Vorverkauf erworben werden, 300 sind schon weg. Die Karten nehmen an einer Verlosung teil. Es gilt 2G. An den kommenden Wochenenden ist keine Reservierung im Vorfeld mehr nötig. Infos: hinzundkunz-dinslaken.de