Voerde. Die SPD schlägt anstelle des Vereins die Gründung einer Stadtmarketinggesellschaft mit Einbindung eines hauptamtlichen Geschäftsführers vor.

„Zukunft gestalten. Perspektiven entwickeln“ – so lautet das Motto des 2004 gegründeten Vereins „Stadtmarketing Voerde“. Dieser hat es unter anderem als seine Aufgabe formuliert, die Stadt in ihrer Entwicklung zu unterstützen und imageverbessernde Maßnahmen zu fördern, die deren Bekanntheit erhöhen. Nach 17 Jahren des Bestehens stellt die SPD-Fraktion die Frage in den Raum, ob die Organisation des Stadtmarketings in Vereinsform noch zeitgemäß ist oder ob über die Gründung einer Gesellschaft nachgedacht werden müsste. Die Sozialdemokraten haben einen Antrag auf den Weg gebracht, mit dem ein Reformprozess des Stadtmarketings in Gang gebracht werden soll. Ein zentraler Punkt ist der Vorschlag, einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzubinden, der als Citymanager erster Ansprechpartner für Einzelhandel und Gastronomie ist und als Bindeglied in die Stadtverwaltung hinein fungiert.

SPD für „enge Verzahnung zur Wirtschaftsförderung“

Die Neuorganisation des Stadtmarketings „mit dem Schwerpunkt City-Management und enger Verzahnung zur Wirtschaftsförderung“ hatten die Sozialdemokraten in ihr Wahlprogramm für die Ratsarbeit in den Jahren 2020 bis 2025 geschrieben. Bei dem von ihnen angeregten Reformprozess wollen sie unter anderem geklärt wissen, wie die Finanzierung einer Stadtmarketinggesellschaft dauerhaft gesichert und wie dafür Gesellschafter gewonnen werden können. Auch soll es um die Frage gehen, wie es gelingen kann, dass sich alle Werbegemeinschaften beziehungsweise die dort organisierten Betriebe durch das Stadtmarketing vertreten lassen. Die SPD möchte, dass die Verwaltung der Politik möglichst noch in diesem Jahr einen entscheidungsreifen Vorschlag vorlegt.

Mitglieder des Vereins Stadtmarketing sind aktuell laut dessen Webseite neben der Stadt, der Niederrheinischen Sparkasse RheinLippe, der Volksbank Rhein-Lippe, dem Heimatverein und dem Stadtsportverband die beiden Werbegemeinschaften in Voerde und Friedrichsfeld. Die in Möllen und Spellen beheimateten Organisationen indes sind vor zwei Jahren ausgetreten, da sie sich im Stadtmarketing eben nicht mehr vertreten fühlten.

Es brauche in Voerde Konzepte und Formate, wie man dem „nicht mehr aufzuhaltenden Wandel der Innenstädte durch die Digitalisierung begegnen“ wolle, erklärt die SPD in ihrem Antrag. Darüber hinaus argumentiert sie damit, dass in den bisherigen Aufgaben des Stadtmarketingvereins „Überschneidungen“ zu denen der Stadtverwaltung existieren. Auch konnte ihrer Ansicht nach die Wirtschaftsförderung bisher bei der Vermarktung von Gewerbegrundstücken den Fokus eher weniger auf den Einzelhandel und dessen Entwicklung legen.

Werbegemeinschaften in Möllen und Spellen traten 2019 aus

Die Vorsitzenden der Werbegemeinschaften Möllen und Spellen, die dem Stadtmarketing 2019 den Rücken kehrten, begrüßen grundsätzlich den Vorstoß der SPD, der auf eine Professionalisierung dieses Aufgabenfeldes abzielt. „Den Vorschlag, Stadtmarketing als kommunale Aufgabe der Stadtverwaltung unterzuordnen, finde ich richtig, vorausgesetzt, dass die Finanzierung auf Jahre hin gesichert ist“, erklärt Gudrun Hülsermann, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Spellen. Immer wieder habe sie vor dem Austritt den Wunsch vertreten, einen auswärtigen Fachmann, einen Marketingexperten hinzuzuziehen.

Hans-Ulrich Zipfel, ihr Amtskollege aus Möllen, stellt fest, dass seine Werbegemeinschaft seit Jahren eine Professionalisierung des Stadtmarketings gefordert habe. Wichtig ist ihm, dass der ursprüngliche Gedanke der „gleichmäßigen Entwicklung aller vier Stadtteile“ wieder auflebt und im Auge behalten wird. Die von der SPD vorgeschlagene Mitgliederakquise „predigen wir seit Jahren“. Die Basis sei dann breiter und der Verein mache sich deutlich unabhängiger von Großsponsoren. Aus seiner Sicht wäre es gut, wenn ein Hauptamtlicher diese Aufgabe übernähme. Zipfel unterstellt einer solchen Person eine „gewisse Unabhängigkeit“ und einen „freien Blick“. Dieser dürfe und müsse auch andere Dinge im Auge haben: Die Infrastruktur ist da für ihn etwa ein Stichwort. Kritisch sieht Zipfel allerdings den Begriff „City-Manager“, weil der für ihn suggeriert, dass ausschließlich die Förderung der City im Fokus stehen könne.