Dinslaken. Dr. Margarita Achnoula, neue Chefin der Senologie am St. Vinzenz-Hospital, möchte sich verstärkt den niedergelassenen Gynäkologen vorstellen.

Das Brustzentrum im St. Vinzenz-Hospital gibt es eigentlich schon seit Oktober 2015 – als Geheimtipp sozusagen. Denn es ist so geheim, dass nicht einmal viele niedergelassene Ärzte davon wussten und ihre Patientinnen weiter nach Wesel und Duisburg schickten. Dabei war 2015 mit Prof. Dr. Dierk Mosny eine Koryphäe auf dem Gebiet der Brustkrebsbehandlung an Bord gekommen – allerdings nur stundenweise, denn der Arzt hatte schon damals kürzer treten wollen. Nun ist er im Ruhestand und hat das Feld der Brusterkrankung Dr. Margarita Achnoula überlassen. Seit dem 1. Mai leitet sie als Senologin und Fachärztin für Frauenheilkunde nun das Brustzentrum.

Gute Netzwerkarbeit ist wichtig

Viel Arbeit liegt vor der Ärztin, das weiß sie, doch „ich habe viel Elan, um die Dinge nach vorne zu bringen“. Außerdem habe sie von Prof. Mosny eine gut strukturierte Abteilung übernommen, die bereits nach den Leitlinien zertifizierter Brustzentren arbeite, ohne jedoch eine Zertifizierung erlangt zu haben. Das wichtigste für ein gut funktionierendes Brustzentrum sei eine gute Netzwerkarbeit, so Dr. Achnoula. Und die sei vorhanden. „Von der Diagnostik über eine internistisch spezialisierte Onkologie, Radiologie, Strahlentherapeuten, Pathologie, spezialisierte Psychoonkologen wie auch Sozialdienst ist alles vorhanden. Die besten Voraussetzungen also“, meint die Fachärztin.

Mit einem plastischen Chirurgen seien erste Gespräche geführt worden. Ausreichend Operations-Räume und Betten stehen ebenfalls zur Verfügung. Zurzeit allerdings ist Dr. Achnoula die einzige Hauptoperateurin, aber auch das soll sich ändern. „Wir bilden derzeit unsere eigenen Ärzte aus.“ Zwei Breast Care Nurses, also auf Brusterkrankungen spezialisierte Fachexpertinnen, sind ebenfalls mit an Bord, um eine individuelle Behandlung der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Ja, auch Patienten, denn Männer können ebenfalls an Brustkrebs erkranken, werden zurzeit sogar im Vinzenz behandelt. Während 70.000 Frauen jährlich an Brustkrebs erkranken, liegt die Zahl der männlichen Patienten jedoch im unteren Bereich. Dank guter Behandlungsmethoden und bei frühzeitigem Erkennen stehen die Chancen für beide Gruppen gut.

Mammografiescreening: Ärztin fordert Umdenken beim Alter

Eine der Gefahren, die auch Dr. Achnoula, wie viele ihrer Kollegen, sieht: Das Mammografiescreening für Frauen wird nur im Alter von 50 bis 69 Jahren durchgeführt. Doch durch das Älterwerden der Gesellschaft nehmen die Brustkrebserkrankungen im Alter stark zu. Und die Ausbreitung der Tumore im Körper sind wahrlich aufgrund des Alters der Patientin nicht verlangsamt, wie früher oft angenommen. „Hier muss ein Umdenken seitens des Gesetzgebers und der Krankenkassen stattfinden“, mahnt die Fachärztin. Auch müssten beim Brustkrebs der Männer – ein Tabuthema – bessere Voraussetzungen, aber vor allem mehr Informationen geschaffen werden.

Neben der Behandlung ihrer Patientinnen will sich Dr. Achnoula verstärkt den niedergelassenen Gynäkologen vorstellen. „Corona erschwert mir allerdings im Moment diese Aktion“, sagt die Ärztin. Doch die Kollegen sollen wissen, dass es auch in Dinslaken ein Brustzentrum gibt und die Patientinnen nicht mehr durch die Gegend geschickt werden müssen. „Außerdem verringert sich so die Wartezeit für die Patientinnen“, erklärt Dr. Achnoula. Zwar seien sie in der Regel keine Notfallpatienten, aber der psychische Druck laste schwer auf den betroffenen Frauen. Ein Krebsbefund sei nicht einfach anzunehmen für die Frauen, „daher gehe ich mit den Patientinnen die ganze Situation durch, spreche mit ihnen die Behandlung ab, gebe Unterlagen mit nach Hause, doch letztendlich muss die Patientin entscheiden“, sagt die Senologin.

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Die bestmögliche Behandlung werde im Team besprochen, aber nicht gegen den Willen der Patientin durchgeführt. „Sie hat immer das letzte Wort“, sagt die Ärztin. Auch nach der Operation, bei der immer auf brusterhaltende Methoden Wert gelegt wird, soll die Lebensqualität erhalten bleiben. „Mit der Operation ist es ja nicht getan, oft folgen Chemo- und/oder Strahlentherapien und Medikamente, die über Jahre genommen werden müssen.“ Bei der Chemo- und Strahlentherapie arbeitet das St. Vinzenz-Hospital mit der Praxis Borad am evangelischen Krankenhaus zusammen, auch hier sind kurze Wege das Ziel.

Das Wichtigste aber sei, ein Gespür für die Patientinnen zu entwickeln, ihnen Empathie entgegenzubringen in ihrer schwierigen Lage. Doch es gibt nicht nur den „normalen“ Krebs, auch Fälle in denen der Brustkrebs auf Genmutationen zurückzuführen ist, werden in Dinslaken behandelt. „Wir beraten die erkrankten Frauen, leisten die Vorbehandlungen, stehen mit der Fachklinik in Köln in Kontakt, so dass die Frauen nur noch zur letztlichen Behandlung in die Fachklinik müssen“, erklärt Achnoula. Wenn sie sich richtig eingelebt hat, die Abteilung weiter geformt hat, dann wolle sie auch über einen Antrag auf Zertifizierung nachdenken. „Fragen Sie mich in einem Jahr noch einmal“, sagt sie zum Abschied.