Dinslaken. Rosi Karbach näht Mützen für Frühchen und Decken für Kinder, die während oder kurz nach der Geburt verstorben sind, verteilt sie in Hospitälern.

Die Nähmaschine summt leise und der rosa gemusterte Stoff, den Rosi Karbach unter der Nähnadel herschiebt, nimmt mehr und mehr die Form einer kleinen Einschlagdecke an. 145 Stück hat die Hobbyschneiderin ehrenamtlich im vergangenen halben Jahr schon in ihrem Nähzimmer unterm Dach angefertigt und an umliegende Krankenhäuser verteilt. Dort sind sie das letzte Gewand für Sternenkinder. Im Internet ist Rosi Karbach auf den Begriff gestoßen und wusste zunächst nichts damit anzufangen. Als Sternenkinder bezeichnet man Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Bei ihren Recherchen las Rosi Karbach von einer Mutter, die ihr totes Kind nackt in einem Plastikbehälter überreicht bekam, um Abschied zu nehmen. „Da hat sich mein Magen umgedreht“, erinnert sich die Hobbyschneiderin. Sie fand die Vorstellung so furchtbar, dass sie gerne etwas tun wollte.

Bedarf an Hilfe groß

Also suchte sie nach Mustern für Einschlagdecken, in die man die Sternenkinder einhüllen kann, fragte bei Krankenhäusern und Hebammen, ob es Bedarf dafür gebe – und stieß auf offene Ohren. Seitdem fertigt Rosi Karbach, die früher Taschen und Accessoires genäht hat, neben den Einschlagdecken für die Sternenkinder auch Decken für Inkubatoren (bisher 55 Stück) und Mützen für Frühchen (bisher 375 Stück). Fünf Stunden sitzt Rosi Karbach jeden Tag an ihrer Nähmaschine, um aus Jersey, Bündchen und Baumwolle die verschiedenen Teile zu fertigen. Darunter sind auch ein paar Spenden – Bettlaken oder dehnbare T-Shirts – die sie aus ihrem Umfeld erhalten hat.

Eine Bekannte aus einem Nähkurs habe Bilder der fertigen Sachen gesehen und nachgefragt, worum es gehe, erzählt Rosi Karbach. Als sie erfahren habe, worum es ging, sei die Bekannte so begeistert gewesen, dass sie nicht nur ein paar Stoffreste vorbeigebracht habe, sondern auch eine Karte mit der Aufschrift „Alltagsheldin“ dazugelegt habe. „Als ich die Karte gelesen habe, hatte ich Tränen in den Augen“, erinnert sich Rosi Karbach an die netten Worte ihrer Bekannten.

Überhaupt ist sie froh und dankbar für die Unterstützung, die sie bisher erhalten hat. Rosi Karbach hat sich immer schon ehrenamtlich engagiert und sie freut sich, wenn sie anderen eine Freude machen kann. Vor Kurzem konnte die Hobbyschneiderin ihr Angebot noch ausweiten, fünf Frauen, die stricken und häkeln, unterstützen sie in ihrer Arbeit.

Starter-Pakete für Bedürftige

Unter dem Motto „Rosi für Kinderherzen“ fertigen sie Starter-Pakete mit Kleidung für Neugeborene wie Strampler, Pumphose oder Wickeljacke, manchmal ist auch ein kleines Spielzeug dabei. Dank einer Kooperation mit dem Jugendamt kann Rosi Karbach diese Pakete bedürftigen Familien oder Alleinerziehenden zur Verfügung stellen. Über diese Unterstützung freut Rosi Karbach sich sehr und sucht noch weitere Mitstreiter und Sponsoren, denn sie hat eine Vision: „Mein Wunsch wäre es, in Dinslaken etwas aufzubauen. Ich möchte hier, wo ich wohne, etwas tun und helfen und in einer Gruppe kann man mehr bewegen.“

Wer Rosi Karbach gerne bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit unterstützen und Material spenden oder selbst Decken und Kleidung für Sternenkinder und Frühchen nähen, stricken oder häkeln möchte, kann sich telefonisch unter der Nummer 0160 3769424 mit Rosi Karbach in Verbindung setzen.