Kreis Wesel. Daten der Luca-App landen nicht beim Gesundheitsamt. Die Software, die auch der Kreis Wesel installiert, ist nicht mit Luca kompatibel.

13 von 16 Bundesländern nutzen derzeit zur Kontaktnachverfolgung die Luca-App. Der Bund zahlt dafür insgesamt 20 Millionen Euro. NRW – und somit auch der Kreis Wesel – setzt hingegen auf eine flexible Lösung. Seit Ende Juni wird im Kreis Wesel an der Installation der digitalen Schnittstelle „Iris“ gearbeitet, die die Einbindung verschiedener Apps ermöglichen soll. Mit der weit verbreiteten Luca-App ist diese aber gar nicht kompatibel.

Darum können die Systeme nicht miteinander kommunizieren

„Iris“ erfordere, „dass die Daten bei Übergabe an Iris im Klartext unverschlüsselt beim IT-Anbieter oder der Einrichtung vorliegen“, erläutert Patrick Hennig, einer der Geschäftsführer und Mit-Gründer des für die Luca-App verantwortlichen Berliner Software-Entwickers Nexenio. Genau das sei bei der Luca-App aber nicht gewollt. Hier würden weder die Betreiber noch die Betriebe, die Luca für den Check-in nutzen, die Daten entschlüsseln. Deswegen „können weder durch Luca noch durch die Betriebe Daten an eine Schnittstelle wie Iris geleitet werden.“

„Das Risiko, das System so zu ändern, dass wir oder der Gastronom die Daten selbst entschlüsseln können und diese im Klartext besitzen, können und möchten wir als Betreiber des Luca-Systems leider nicht eingehen,“ so Hennig. Denn dass weder Luca noch die Gastronomen die Daten – also die Klarnamen auf Kontaktlisten – sehen, sei Bedingung der 13 Bundesländer gewesen, die einen Vertrag mit Luca haben.

Das Luca-System sei mit Gesundheitsämtern entwickelt worden und biete eine direkte Anbindung an die dort genutzten Fachanwendungen für die Nachverfolgung, es könne direkt mit dem dort genutzten System Sormas kommunizieren. „Iris“ diene lediglich dazu, eine Lücke zu füllen, „die andere Lösungen im Konzept haben, um digitale Kontaktlisten zu übertragen.“

Trotzdem nutzen auch in NRW 33 Landkreise Luca

Trotz der Entscheidung des Landes für „Iris“ würden auch in NRW 33 Landkreise die Luca-App von Beginn an nutzen. Mit diesen Landkreisen seien Kooperationen vereinbart, bei denen beide Seiten ihre Kosten selber tragen, so Hennig.

Insgesamt gebe es in NRW 42.000 Standorte, die die Kontaktnachverfolgung mit Luca vorsehen – in Dinslaken können etwa Gäste beim Restaurant „Zorbas“ mit Luca einchecken, ebenso die Zuschauer bei Fußballspielen des SuS Dinslaken. Die Daten gehen aber auch im Infektionsfall nicht automatisch ans Gesundheitsamt. Die Nutzer werden also etwa nicht informiert, wenn sie Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Auch die Kontaktnachverfolgung durch den Kreis Wesel ist aktuell nur dann möglich, wenn dieser explizit bei Luca nach einem Fall fragt. Der Kreis müsste sich dann bei der Bundesdruckerei verifizieren und bekäme kostenlos einen Schlüssel zur Abfrage der Daten zugeteilt.

„Wir bekommen von den Gesundheitsämtern in NRW viele Fragen, die alle nicht verstehen, warum NRW den Weg eines Flickenteppichs mit über 70 Lösungen geht,“ so Hennig. Weil laut Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz die Kosten für die Einführung eines einheitlichen Systems bei der Kontaktnachverfolgung vom Bund übernommen werden, „werden die Kosten der anderen Länder ja auch von NRW mitgetragen“, so Hennig. „Aber eine flächendeckende Nutzung von Luca ist in NRW trotzdem nicht vorgesehen. Im Gegenteil ist NRW das einzige Land, das statt hoher Sicherheitsanforderungen für die Erfassung von Kontaktdaten in der Corona-Verordnung eine Überprüfung der Klarnamen in der Gastronomie vorsieht.“

So geht es weiter

Ob die Systeme „Iris“ und Luca“ künftig technisch in die Lage versetzt werden, zu kommunizieren, bleibt offen. Beide Anbieter verweisen dazu aufeinander. „Sollte sich an der Konzeption und dem Schlüsselmanagement von Iris etwas ändern, können wir wieder einen Anschluss der Teilkomponente Luca-App an eine andere Schnittstelle mit eigenem Schlüsselmanagement anstreben“, sagt Patrick Hennig.

„Iris connect bietet einen für alle Anwendungen offenen Standard zur Anbindung. Sofern Luca diesen Standard umsetzt, steht auch Luca die Möglichkeit einer Anbindung an Iris connect offen“, heißt es dagegen auf der Seite des Innovationsverbunds Öffentliche Gesundheit und der Björn-Steiger-Stiftung.