Dinslaken. In der Dinslakener Innenstadt werden elf weitere Stolpersteine verlegt. Die jüngsten Opfer wurden im Alter von zwölf Jahren ermordet.

Elf neue Stolpersteine sollen in Dinslaken künftig an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Die Verlegung sollte schon im vergangenen Jahr stattfinden. Künstler Gunter Demnig wollte die Steine in Kooperation mit dem Verein Stolpersteine Dinslaken selbst verlegen. Wie vieles andere hat die Corona-Pandemie auch diesen Termin verhindert.

Am Donnerstag, 1. Juli, 10 Uhr, beginnend an der Wielandstraße 1 wird er nachgeholt. Der Künstler kann an diesem Tag nicht anwesend sein, der Din-Service übernimmt den praktischen Teil.

Die Gedenksteine werden an vier Orten in der Innenstadt verlegt. Im Pflaster vor dem jeweiligen Haus sollen sie daran erinnern, dass hier einst jüdische Mitbürger gelebt haben. Vor dem Krieg gab es eine große jüdische Gemeinde in Dinslaken. Einige ihrer Mitglieder sind geflüchtet, viele wurden ermordet.

Fünf Stolpersteine für Bewohner des israelischen Waisenhauses

Fünf Gedenksteine werden allein an der Neustraße 43 verlegt. Dort, wo jetzt die dm-Filiale ist, war früher das israelitische Waisenhaus. Die Kinder des Waisenhauses wurden am 10. November 1938 aus dem Haus und von SS-Leuten durch die Stadt getrieben. Nur die Hälfte der Kinder des Waisenhauses überlebte den Holocaust. Der Leiterwagen des Künstlers Alfred Grimm erinnert im Stadtpark an das Verbrechen.

Die Brüder Max und Oskar Steuer waren bei dem Pogrom gerade einmal acht bzw. sieben Jahre alt. Sie wurden nach Belgien gebracht, dann in die Niederlande zu ihrer Mutter Rachel Steuer-Weiss. Am 14. September 1943 wurden sie vom so genannten Übergangslager in Westerbork nach Auschwitz deportiert. Die Jungen waren zwölf und 13 Jahre alt, als sie in Auschwitz am 17. September 1943 ermordet wurden.

Regine und Franziska Garbowniks Eltern waren früh verstorben. Regina, die ältere der beiden, arbeitete als Kindermädchen, bevor die Geschwister nach Dinslaken kamen. Die Mädchen waren 14 und 16 Jahre alt, als sie vor den Augen der Bürger durch die Neustraße gehetzt wurden. Die Geschwister wurden im August 1942 nach Auschwitz deportiert.

Heinz Eschwege lebte im israelischen Waisenhaus in Dinslaken.
Heinz Eschwege lebte im israelischen Waisenhaus in Dinslaken. © Yad Vashem

Heinz Eschwege schaffte es nach dem Pogrom mit dem ersten Kindertransport von Dinslaken nach Belgien – wurde von dort aber 1944 nach Auschwitz deportiert. Von Auschwitz wurde er am 17. Januar 1945 auf einen Todesmarsch Richtung Westen gezwungen und starb am Tag seiner Ankunft am 29. Januar 1945 im Krankenbau des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora, berichtet Anne Prior, Vorsitzende des Vereins Stolpersteine Dinslaken.

Start an der Wielandstraße

An der Wielandstraße 1 lebte Lehrer Mendel Heilbronn. Er war ab 1927 Lehrer an der jüdischen Volksschule und geriet 1933 in die Mühlen der NS-Behörden. Er wurde wohl ein Opfer der NS-Euthanasie. Seine Frau Helene Heilbronn wurde im Ghetto Litzmannstadt ermordet. An der Wielandstraße werden am Donnerstag, 10 Uhr, die ersten Stolpersteine verlegt.

Sara Mahnke, geb. Josef, Wilhelm-Lantermann-Straße 51, war mit einem Christen verheiratet, der sich dann scheiden ließ. Danach war sie „völlig schutzlos“, sagt Anne Prior, Vorsitzende des Vereins Stolpersteibe. Sara Mahnke wurde in Kulmhof ermordet.

An der Bahnstraße 3 lebten Salli, Sofie und Ilse Stahl. Salli und Sofie Stahl (geb. Moses) hatten dort eine Metzgerei. Sie sind die einzigen Personen, für die am Donnerstag Stolpersteine verlegt werden, die überlebt haben. Sie konnten in die USA flüchten. Tochter Ilse Stahl wurde in Auschwitz ermordet.

Im nächsten Jahr, also 2022, sollen weitere Stolpersteine in Dinslaken verlegt werden – dann mit Gunter Demnig, hofft Anne Prior.