Voerde. Bei der künftigen Flüchtlingsunterbringung sind in Voerde neben der mobilen Wohnanlage an der Schwanenstraße auch feste Unterkünfte im Fokus.
Die Stadt will sich mit einem auf mehreren Säulen basierenden Konzept in die Lage versetzen, auf steigende Flüchtlingszahlen kurzfristig reagieren zu können. Zudem steht dahinter das Ziel, langfristig ein gesichertes Unterbringungskonzept realisieren zu können. Alle zurzeit zur Verfügung stehenden Plätze – insgesamt werden 439 vorgehalten – würden mit Blick auf die bestehende Verpflichtung, noch 177 Menschen aufzunehmen, zwingend benötigt. In Voerde sind – Stand April – 261 Menschen untergebracht.
Unter Berücksichtigung der Pandemie und sozialer Aspekte will die Verwaltung die Ressourcen jedoch nicht voll ausschöpfen. Sie spricht von einem „theoretischen Maximalwert“, dem ein „verfügbarer tatsächlicher Nettowert“ gegenüber stehe. Diesen beziffert sie mit 312 Plätzen. Vor diesem Hintergrund schlägt die Verwaltung der Politik unter anderem vor, die Option zu nutzen, die Nutzungsdauer für die in Modulbauweise errichtete Wohnanlage an der Schwanenstraße um drei Jahre zu verlängern.
Stadt: Kostenvermeidung in Höhe von 660.000 Euro
Die individuellen Belegungszeiten dort sollen den Zeitraum von sechs Monaten „nach Möglichkeit“ nicht überschreiten, ist in der Drucksache zu lesen, über die als erstes am Dienstag, 8. Juni, der Sozialausschuss berät. Die Wohnanlage soll bis zum 31. August 2024 als Einrichtung für ankommende Flüchtlinge dienen und sei danach zurückzubauen. Die Verwaltung begründet die Verlängerung, die aufseiten unmittelbarer Nachbarn auf Vorbehalte stößt, insbesondere mit dem finanziellen Mehraufwand, der mit einer Verlagerung des Standortes einherginge. Es könnten Kosten in Höhe von 660.000 Euro vermieden werden.
Des weiteren plädiert die Verwaltung dafür, „die bereits erfolgreich praktizierte Anmietung von Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt weiter auszubauen“. Insgesamt 222 Plätze stehen hier zur Verfügung. Verteilt sind diese auf 51 Privatwohnungen. Belegt sind (Stand April 2021) 167 Plätze. Darüber hinaus soll die Verwaltung, so schlägt sie es vor, aufzeigen, wie die Ende August 2024 wegfallenden Plätze der mobilen Wohneinrichtung an der Schwanenstraße im Bedarfsfall kompensiert werden können, und erforderliche Sanierungsarbeiten in den anderen festen Unterkünften vorbereiten.
Die Stadt verfügt über insgesamt sieben Adressen, wobei sie an einigen zwischen verschiedenen Objekten unterscheidet: so etwa im Fall des Komplexes an der Straße „Am Nordturm“ in Friedrichsfeld, wo ein Bungalow sowie der vordere und hintere Bereich des ehedem als Hotel dienenden Gebäudes genutzt werden. Anders als dort hat die Stadt an dem einen der beiden Häuser an der Alten Bühlstraße, am Gebäude an der Poststraße sowie im Fall der Unterkunft an der Rahmstraße einen Sanierungsbedarf ausgemacht.
Neben baulichen Mängeln spielt ein weiterer Aspekt eine Rolle: Bei den Gebäuden an der Alten Bühlstraße 11 und der Rahmstraße 199 spricht die Stadt davon, dass die Unterbringungskonzepte „veraltet und nicht mehr mit heutigen Standards vereinbar“ seien. Die Kosten beliefen sich nach einer ersten Schätzung für das Objekt an der Alten Bühlstraße auf etwa 200.000 Euro und an der Rahmstraße auf circa 80.000 Euro. Das Haus an der Poststraße weise bauliche Mängel auf und sei im ersten Obergeschoss und im Dachgeschoss für die Unterbringung von Geflüchteten „ungeeignet“, erklärt die Verwaltung. Ein tragfähiges Sanierungskonzept werde aktuell erarbeitet.
Das höchstmögliche Maß an Integration verspricht sich die Verwaltung davon, grundsätzlich zu versuchen, Flüchtlinge – insbesondere Familien und Wohngemeinschaften – vorwiegend in Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt unterzubringen.
Bürgerdialog lieferte Hinweise für optimierte Nutzung
Ein Punkt in der Beschlussvorlage für die Politik sind auch die Anregungen und Hinweise, die vonseiten der Verwaltung im Zuge des Bürgerdialoges mit Nachbarn der Wohnanlage an der Schwanenstraße aus den dort aufgezeigten Problemstellungen abgeleitet wurden, um im Falle eines etwaigen Weiterbetriebes „eine optimierte Nutzung zu ermöglichen“. Die Punkte sollen aufgegriffen und umgesetzt werden.
Es geht unter anderem um die Verbesserung der Abfallentsorgung, indem selbst schließende Müllgefäße aufgestellt und zum Straßenrand versetzt werden. Die Wallbepflanzung soll ausgebessert und es sollen Spielgeräte aufgestellt werden. Darüber hinaus steht eine regelmäßige Betreuung der Asylsuchenden durch Sozialarbeiter in den Räumen der Unterkunft auf dem Plan wie auch ein Sprechstundenangebot für die Nachbarn – gegebenenfalls auch mit den Bewohnern der Unterkunft. Die Verwaltung schlägt auch vor, halbjährlich im Sozialausschuss zu berichten.
>>Info: Stadtrat entscheidet am 29. Juni
Die Sitzung des Sozialausschusses am Dienstag, 8. Juni, beginnt um 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses (Raum 101). Das letzte Wort zu dem von der Verwaltung vorgelegten Konzept zur Unterbringung von Flüchtlingen hat der Stadtrat. Dieser tagt am 29. Juni. In Folge der Pandemie muss für die gesamte Dauer der Sitzung ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz getragen werden.