Dinslaken. Wenn die Gebühren für das Parkhaus am Bahnhof zu gering sind, könnte es zur Konkurrenz für andere werden. Stadt erwägt Verzicht auf Fördermittel.

Wie hoch sollen die Parkgebühren im geplanten Park & Ride-Parkhaus am Bahnhof sein? Und soll die Stadt auf Fördermittel in Höhe von drei Millionen Euro verzichten und höhere Gebühren verlangen, um mit dem neuen Parkhaus keine Konkurrenz zu bestehenden zu schaffen? Diese Fragen stellen sich in der Sitzung des Ausschusses für Mobilität und Verkehr am Montag, 17. Mai.

Das ist der Hintergrund

Um mehr Parkplätze für Pendler zu schaffen und den Parkdruck aus den Wohngebieten rund um den Bahnhof zu nehmen, soll am Bahnhof ein Parkhaus für Pendler entstehen. Derzeit gibt es 60 Parkplätze auf dem Park & Ride-Parkplatz hinter der Wendeschleife der Straßenbahn – und die sind in der Regel morgens sehr früh vergeben. Eine Parkraumanalyse hat gezeigt, dass im Umfeld des Bahnhofs etwa 300 Langzeitparker zu finden sind. Es bestehe also eine „hohe Nachfrage“, so die Stadt. Es gelte, die Nutzungskonflikte zu entflechten.

 So soll das Parkhaus am Bahnhof Dinslaken aussehen.
 So soll das Parkhaus am Bahnhof Dinslaken aussehen. © PR | Stadt Dinslaken

Weil die Wendeschleife der Bahn im Rahmen der Überplanung des Bahnhofsvorplatzes wegfällt und durch ein Kehrgleis ersetzt wird, entsteht an der Stelle Platz für den Bau der Parkpalette. Aus Kostengründen hatte die Stadt eine ebenerdige Stellplatzanlage mit 120 Plätzen und weiteren Parkmöglichkeiten entlang des Weges zwischen Bahnhof und B8 bevorzugt. Allerdings wollten die dortigen Eigentümer ihre Grundstücke nicht dafür abgeben.

Nun ist eine zweigeschossige Anlage mit 200 Stellplätzen auf der Fläche der Wendeschleife und des Park & Ride-Parkplatzes geplant. Dazu gehören auch sieben Stellplätze für Behinderte sowie vier Elektroladeplätze, die aus Brandschutzgründen ebenerdig und nicht überdacht eingeplant sind. Die Abmessungen der einzelnen Parkplätze sind mit 2,50 mal 5,10 Metern den immer größer werdenden Fahrzeugen angepasst, so die Stadt. Die Zufahrt erfolgt über die Westseite des Bahnhofsplatzes.

Das Parkhaus soll rund um die Uhr nutzbar sein. Schranken an der Zufahrt sollen nächtliche „Belästigungen durch die Raser- und Poserszene“ verhindern. Als zusätzlicher Sicherheitsaspekt wird eine 24-Stunden-Videoüberwachung installiert, so die Stadt. Die Parkpalette soll eine „helle und freundliche“ Atmosphäre bekommen, die Fassade soll aus Holz sein und zum Teil begrünt werden, auf dem oberen Parkdeck soll es Photovoltaikanlagen und zur Wohnbebauung hin Lärmschutz geben.

Das sind die Kosten

„Die Stadt Dinslaken wird für die Nutzung der P+R-Parkpalette Gebühren erheben“, teilt sie per Beschlussvorlage für die Stadt mit. Nur deren Höhe ist unklar. Die Kosten für den Bau der Parkpalette betragen inklusive Sicherheitsaufschläge bis zu 4,1 Millionen Euro, hinzu kommen Kosten für den Unterhalt. Eine Förderung durch den VRR in Höhe von drei Millionen Euro wäre möglich. Allerdings darf die Stadt dann nicht mehr Parkgebühren nehmen als zur Deckung der reinen Betriebskosten (39.000 Euro) nötig sind. Rechne man die Förderung gegen die Betriebs-, Bauunterhaltungs- und Kapitalkosten (220.000 Euro), müsse die Stadt jeden Stellplatz im Monat mit 75 Euro bezuschussen, so die Verwaltung.

Es gelte also, „Inanspruchnahme und Verzicht der Fördermittel gegeneinander abzuwägen“, so die Stadt. Bei Inanspruchnahme der Fördermittel und Einnahmen von 20 Euro monatlich pro Stellplatz liege der Verlust nach 30 Jahren bei drei Millionen Euro. Die geringen Parkgebühren könnten einen Anreiz darstellen, „das Kfz am Bahnhof abzustellen und mit dem ÖPNV weiterzureisen“, so die Stadt.

Sie könnten das geplante Parkhaus aber auch zu einer Konkurrenz zur Tiefgarage am Platz d’Agen machen. Dort fallen im Monat 60 Euro Gebühren an. Dauer- oder Tagesparker könnten von der Tiefgarage zur Parkpalette abwandern, so die Stadt. Als Folge stünden den Pendlern am Bahnhof dann weniger Stellplätze zur Verfügung „und die Wirtschaftlichkeit der Tiefgarage am Platz d‘Agen wäre problematischer“, so die Stadt

Verzichte die Stadt auf Fördermittel und erhebe 65 Euro Parkgebühren, liege der Verlust nach 30 Jahren ebenfalls bei drei Millionen Euro. Nur bei 120 Euro Parkgebühren entstünden keine Verluste.

Das ist der Zeitplan

Der Ratsbeschluss für den Bau der Parkpalette – und damit auch eine Entscheidung über die Gebühren – soll im Oktober fallen. Der Mobilitätsausschuss berät nur vor. Der Bauantrag wird schon im Juli eingereicht. Der Baubeginn ist für das Jahr 2022 geplant, nach 18 Monaten Bauzeit soll das Parkhaus voraussichtlich im Herbst 2023 stehen.