Dinslaken/Voerde/Hünxe. Nun sollen auch Hausarztpraxen in Dinslaken, Voerde und Hünxe gegen Corona impfen. In einigen Praxen gab es viel Andrang, aber wenig Dosen.

Bis Ende April soll etwa ein Fünftel der Bevölkerung die erste Dosis der Corona-Schutzimpfung erhalten haben. Dies kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn von der CDU an. Damit dies gelingt, dürfen seit dem 6. April auch Hausarztpraxen impfen.

Doch wie viele Impfdosen werden in den Praxen verabreicht? Und wer darf als Erstes zum impfen? Hausärzte aus Dinslaken, Voerde und Hünxe berichten über den Impfstart.

In Voerde herrscht Unzufriedenheit

„Der Impfstart bei uns ist katastrophal angelaufen“, schimpft Dr. Till Smidt. Seine Praxis auf der Lippestraße in Voerde habe „keinen Impfstoff bekommen“. Deswegen konnte der Allgemeinmediziner auch noch nicht loslegen und muss Patienten, die ihn wegen einer Impfung anrufen, zunächst an das Impfzentrum verweisen. „Der Andrang und die Nachfrage ist sehr groß, deswegen ist das alles mehr als ärgerlich“, sagt Smidt. Für die Impfungen seien zwar eh nur seine Stammpatienten vorgesehen, die müssten aber jetzt erstmal warten, erklärt Till Smidt unzufrieden.

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Auch in einer Praxis an der Tönningstraße herrscht Unzufriedenheit. „Wir haben viel zu wenig Impfstoff bekommen“, erklärt Dr. Peter Scheufens. Lediglich 18 Impfdosen der Firma Biontech habe seine Praxis erhalten. Von der Firma Astrazeneca gab es bislang noch keine Lieferung. „Das ist lächerlich. Es wird von Impfoffensive gesprochen und dann bekommen wir so wenige Dosen. Unglaublich“, schimpft auch Scheufens.

Die Termine für die 18 Dosen seien „natürlich längst vergeben“, verrät der Internist. Vorgesehen für die Impfungen sind Personen aus der Priorisierungsgruppe und Personen die vorerkrankt sind. Stammpatienten werden von der Praxis angerufen, ansonsten stehe das Telefon nie still, sagt Scheufens. Doch wegen des Impfstoffmangeld kann der Arzt keine weiteren Termine annehmen. Verantwortlich dafür macht Peter Scheufens die Apotheken, die für die Impfstoffverteilung zuständig seien: „Die Apotheken verteilen ja in der Region die Impfstoffe. Ich weiß nicht, ob wir vergessen worden sind, oder man uns nicht mehr Impfstoffe geben kann. Genauere Informationen haben wir aber nicht.“

Impfstart in Dinslaken und Hünxe läuft besser

In Dinslaken und Hünxe läuft es hingegen besser. „Wir freuen uns, dass wir endlich loslegen können“, sagt Dr. Michael Wefelnberg. Der Allgemeinmediziner leitet drei Praxen - eine in Dinslaken, eine in Hünxe und eine in Bruckhausen - und scharrt wegen dem Auftakt bereits mit den Hufen. Aus gutem Grund: Bis nächste Woche darf Wefelnberg über 265 Impfdosen an die Menschen im Kreis Wesel verabreichen.

Viele Termine seien für die kommende Woche bereits weg, dennoch bekommt der Arzt immer mehr Anfragen wegen Impfterminen in seinen Praxen. „Die Anfragen kommen zuhauf. Das zeigt, dass die Leute bereit sind sich impfen zu lassen“, berichtet Wefelnberg. Von den insgesamt 265 Impfdosen, die seine Praxen alleine in dieser Woche erhalten, sind 45 Impfdosen von der Firma Biontech. Der mehrheitliche Rest stamme von der Firma Astrazeneca, verrät der Arzt.

„Wer geimpft werden will, kann einen Termin über das Internet machen“, erklärt Wefelnberg. Über eine extra eingerichtete Seite, können sich impfbereite Personen die verfügbaren Zeitfenster ansehen, und sich für die Coronaschutzimpfung eintragen lassen, fügt Michael Wefelnberg an. Die freien Termine richten sich dabei an die Anzahl der verfügbaren Impfdosen, die die Praxen in Dinslaken und Hünxe erhalten. „Wir erhalten nicht immer die gleiche Anzahl an Impfdosen. Daher variiert auch die Anzahl der Impftermine. Aber bislang läuft es gut an, wir sind voll“, freut sich Wefelnberg über die Impfbereitschaft der Bürger im Kreis Wesel. Lediglich für Impfungen mit Astrazeneca gebe es noch einige Termine.

Praxen haben Anweisung für Priorisierung

Mit seinen 265 Impfdosen liegen die Praxen von Dr. Michael Wefelnberg zumindest für die erste Impfwoche weit über dem Durchschnitt. Vor Ostern kündigte Dr. Franz-Joachim Weyers, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Kreis Wesel an, dass Arztpraxen bis Ende April zunächst nur 50 Impfdosen pro Woche erhalten würden. Wie viele Dosen die Praxen erhalten, hänge aber auch von den Kapazitäten der Ärzte und der Anzahl der Bestellungen ab.

Wen die Arztpraxen zuerst impfen sollen, gibt die Corona-Impfverordnung vor. Priorisiert sind dabei „immobile Patienten in der eigenen Häuslichkeit sowie maximal zwei Kontaktpersonen oder pflegende Angehörige“ wie es auf der Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KNVO) heißt. Zudem werden auch Personen mit Vorerkrankungen priorisiert. „Natürlich gegen den Nachweis eines Attestes. Ansonsten haben wir die Anweisung, nach Alters- und Impfgruppen vorzugehen“, verrät Dr. Wefelnberg.

Wefelnberg: „Bei Astrazeneca haben viele natürlich Redebedarf“

Pflegende Angehörige, die über 60 Jahre alt sind, bekommen dann den Impfstoff der Firma Astrazeneca verimpft. Michael Wefelnberg stellt sich deswegen bereits auf lange Vorgespräche mit den Patienten ein. „Bei Astrazeneca haben viele natürlich Redebedarf und sind unsicher. Aber ich werde meine Patienten beruhigen: Aktuell gibt es für keinen aus der Impfgruppe ein erhöhtes Risiko, eine Sinusvenenthrombose zu bekommen“, erklärt Wefelnberg. Die Bereitschaft sich impfen zu lassen, sei von den Schreckensmeldungen rund um den Impfstoff von Astrazeneca nicht beeinträchtigt, berichtet der Mediziner.

In den kommenden Wochen hofft Wefelnberg auf eine ähnlich hohe Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Damit die Impfkampagne allmählich Früchte trägt und die Impfstoffe nicht in den Arztpraxen versauern: „Die Impfstoffe gehören in den Arm und nicht in den Kühlschrank.“ Dafür müssten jedoch alle Hausarztpraxen auch Impfdosen erhalten.