Dinslaken. In unserer neuen Serie stellen wir Kunst im öffentlichen Raum in Dinslaken, Voerde, Hünxe vor. Los geht es mit den Streithähnen am Ententeich.

Sie stehen in Parks und auf Plätzen, nehmen Häuserwände ein und schweben manchmal sogar über den Köpfen. Und dann verstecken sie sich wiederum ein wenig abseits der Wege und finden seit ein paar Jahren sogar ihren Platz unter Brücken. Einige haben eine ernste Botschaft, erinnern an Vergangenes. Doch die meisten von ihnen sind einfach nur da, um den Alltag etwas schöner zu machen. Dann rufen sie ein Lächeln hervor – oder vielleicht auch ein Kopfschütteln.

Kein Mahn- oder Denkmal: ein „Guckmal“!

Die Rede ist von der Kunst im Öffentlichen Raum. Von den Denkmälern, die heutzutage etwas aus der Zeit gefallen scheinen, von den Mahnmalen, die wichtiger denn je ihre stille, aber jeden erreichende Botschaft an die Gesellschaft senden – und eben jene Kunstwerke, die einfach nur das Leben für möglichst viele ein wenig schöner machen wollen. Ein solches Kunstwerk ist kein Mahnmal, kein Denkmal, sondern ein „Guckmal“! Ein Hingucker, ein kleiner Überraschungseffekt und hoffentlich irgendwann ein geschätzter, vertrauter Bekannter.

„Guckmal“ – so heißt auch die neue NRZ-Serie, in der wir uns in den kommenden Wochen die großen und kleinen, ernsten und heiteren öffentlichen Kunstwerke in Dinslaken, Voerde und Hünxe einmal näher ansehen möchten. Den Anfang macht eines der populärsten „Guckmals“ in Dinslaken: die „Streithähne“ von Kuno Lange und Klaus Jost am Ententeich.

Bezug zum Ententeich – und zum Rathaus

Da stehen sie, etwas rostig im Anstrich, aber sichtlich aufgeplustert. Zetern und krächzen sich an mit aufgerissenen Schnäbeln und machen viel Lärm – um was überhaupt? Sicher ist, die Plastik ist ein Glücksfall an diesem Platz, für den sie von den beiden Künstlern im Jahr 2001 eigens geschaffen wurde. Haben die beiden Piepmätze doch einerseits einen direkten Bezug zur Natur am Ententeich und scheinen sie gleichzeitig heiter-ironisch so manches Geschehen im Rathaus hinter sich zu kommentieren.

So sind die Streithähne entstanden

Die „Streithähne“ sind Teil eines Skulpturenwegs, der im Jahr 2002 von der Stadt zunächst als temporäre Ausstellung gedacht war. Die Dinslakener selbst sollten darüber abstimmen, welche der Kunstwerke dauerhaft in der Stadt verbleiben sollten – die „Streithähne“ lagen in der Abstimmung mit 33 Prozent der Stimmen mit Abstand vorne. Dass letztendlich alle Skulpturen im Stadtbild erhalten blieben, war dann der Verdienst vieler Sponsoren.

Die Mülheimer Künstler Kuno Lange und Klaus Jost, der inzwischen sein Atelier in Oberhausen hat, sind mit Einzelarbeiten im Skulpturenweg vertreten, aber die „Streithähne“ waren der gemeinsame große Wurf. Ein „Guckmal“, das sich harmonisch in seine Umgebung einfügt, eine leicht verständliche Aussage hat und damit den Zugang für alle Passanten erleichtert und zusätzlich noch den „Eingeweihten“ eine augenzwinkernde Botschaft sendet.

Eigentlich eine harmonische Angelegenheit

Wobei: Als Lange und Jost die „Streithähne“ schufen, hatten sie derlei Zwieträchtiges gar nicht im Sinn. „Die ‘Streithähne’ sind Teil eines gemeinsamen Projekts von Kuno Lange und mir, in dem wir uns auf eine fiktive Reise um die Welt auf den Spuren von Charles Darwin begaben“, erinnert sich Jost anlässlich des Starts der „Guckmal“-Serie. Was die beiden in ihrer Zusammenarbeit entdeckten, waren 20 bis 30 „Schräge Vögel“ in allen Größen, die Dinslakener Plastik ist die größte der Serie.

Und mit Streit hatte das damals nichts zu tun. Diese Assoziation hätten erst die Dinslakener Bürger gehabt, so Jost. Die „Schrägen Vögel“ waren eine vielleicht etwas skurrile, aber auf jeden Fall harmonische Angelegenheit. „Wir haben gemeinsam am Schweißgerät gestanden und überlegt, wie wohl das eine oder andere Teil zusammenpassen könnte – und das ohne Streit!“

Auf einen Sockel erhoben

Doch auch an den schrägsten Vögeln nagte irgendwann der Zahn der Zeit. Wie alle Kunst im öffentlichen Raum fordern sie Beachtung, aber mehr noch Pflege ein. Bereits 2007 wurden die Streithähne umfassend saniert, ihre Oberfläche erhielt einen neuen Anstrich. Und als der Ententeich neugestaltet wurde, stand sogar ein kleiner Umzug an, da die Mauer, auf der sie ursprünglich standen, abgebaut wurde. Die Streithähne aber wurden auf einen Sockel erhoben.