Hünxe. Anwohner des geplanten Neubaugebietes „Nelkenstraße“ in Drevenack haben nichts gegen barrierefreien Wohnungsbau, aber das Fällen von vier Eichen.

In der Gemeinde Hünxe besteht eine hohe Nachfrage von ansässigen Bürgern nach altersgerechtem Wohnraum – Wohnraum für Ein-Personen-Haushalte sowie Wohnungen für junge Familien. Dies wird durch das Gemeindeentwicklungskonzept Wohnen aus dem Jahr 2019 bestätigt. Im Ortsteil Drevenack soll durch die 1. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 45 „Nelkenstraße“ die Errichtung von barrierefreien Mehrfamilienhäusern (zweigeschossig ohne ausgebautes Dachgeschoss) ermöglicht werden. Auch eine Tagespflege ist dort vorgesehen.

Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung seit November 2020 haben 24 Behörden und Träger öffentlicher Belange (auch der Kreis Wesel) Stellungnahmen abgegeben, davon acht mit Hinweisen und Anregungen. Seitens der Öffentlichkeit gab es eine Stellungnahme von Anwohnern mit Einsprüchen und Bedenken. Hierbei geht es vor allem um den Erhalt des alten Baumbestandes – vier Eichen und eine Platane sollen zugunsten einer besseren Bebaubarkeit noch entfernt werden.

„Ein vermeidbarer Eingriff“

„Ein vermeidbarer Eingriff. Die Gemeindeverwaltung sollte bei der Quartiersplanung umweltverträglich reagieren. Das regt auch der Kreis Wesel an. Unser Widerspruch vor Weihnachten wurde nicht berücksichtigt. Warum nicht?“, klagte Anwohnerin Katja zur Nieden im Ausschuss für Planung, Bauen und Klimaschutz im Rahmen der Einwohnerfragestunde. „Wir sind nicht gegen eine barrierefreie Wohnbebauung, aber gegen eine immer weitere Verdichtung auf Kosten des alten, erhaltungswürdigen Baumbestandes.“

So sah es noch im vergangenen Herbst aus.  
So sah es noch im vergangenen Herbst aus.   © privat | Carsten Möllers

Gisela Lehmkuhl von der Verwaltung versuchte aufzuklären: „Ihr Schreiben wurde als Stellungnahme im ersten Verfahrensabschnitt gewertet. Wir hatten einen städtebaulichen Entwurf, möglichst viele barrierefreie Wohnungen zu schaffen. Wir hätten die Bäume gerne erhalten, aber die Baufenster rücken in die Nähe des Bestandes. Wir brauchen den Platz für mehr Stellplätze und vermuten, die Bäume würden in der Bauphase sowie absterben.“ Ersatzanpflanzungen in Drevenack, vier je gefälltem Baum, und als Ausgleich über ein mit dem Kreis ausgesuchtes Ökokonto in Gartrop-Bühl seien vorgesehen.

„Ich kann Ihre Haltung nicht verstehen. Es ist ein Außerachtlassen naturschutzwürdiger Planung“, kritisierte zur Nieden. – „Dies ist die Einwohnerfragestunde“, unterbrach sie der Ausschussvorsitzende Wilhelm Windszus. „Für Diskussionen ist der Ausschuss für Bürgerangelegenheiten zuständig.“ Die Anwohnerin stellte eine zweite Frage: „Haben Sie ein Gutachten, dass die Bäume absterben werden?“

Klaus Lehmann antwortete für die Verwaltung: „Ich brauche kein Fachgutachten, wir haben einen Sachverständigen. Der zentrale Baum ist im Wurzelbereich beeinträchtigt und schon zweimal zurückgeschnitten worden. Er lebt noch, wird aber in seiner Entwicklung zurückgehen.“ Kanal- und Leitungsbau hätten den Bäumen zugesetzt. „Die Straßen sind geplant. Das ist dem Baumbestand auch nicht zuträglich“, so Lehmann. Bürgermeister Dirk Buschmann sagte den interessierten Anwohnern: „Das Verfahren beginnt jetzt mit der Öffentlichkeitsbeteiligung.“

„Wir stimmen der Änderung nicht zu“

Dann meldete sich EBH-Fraktionsvorsitzender Ralf Lange zu Wort. Der Bebauungsplan sei „sehr begrüßenswert, aber wir stimmen der Änderung nicht zu und sollten noch einmal überlegen, den alten Baumbestand zu erhalten.“ Die Einwände zum Naturschutz von Kreis und Anliegern könne er nachvollziehen und er zitierte aus der Stellungnahme des Kreises: „Im Zuge der aktuellen Klimadiskussion ist der Wert von Gehölzbeständen, vor allem von großen Bäumen mit gut ausgebildeten Kronen, unbestritten.“ Auch im Sommer seien sie „ein unschätzbarer Vorteil für eine Siedlung“. Im Rahmen der weiteren Detailplanung sei daher zu prüfen, „ob der vorhandene Baumbestand nicht in die Quartiersentwicklung eingebunden werden kann, ohne entfernt zu werden“.

Lange regte noch an, die Stellplätze in eine Tiefgarage zu verlegen. „Es wird hier viel zu dicht bebaut“, verglich der EBH-Chef die Situation in Drevenack mit dem Neubaugebiet „Högemannshof“ in Hünxe. Bei zwei Nein-Stimmen beschloss der Ausschuss die öffentliche Auslegung für die 1. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 45 „Nelkenstraße“.