Kreis Wesel. Tierhalter aus Hünxe, Wesel und Schermbeck fühlen sich mit dem Herdenschutz allein gelassen und schreiben offenen Brief an Landrat Brohl.

In einem offenen Brief fordern die Weidetierhalter im Kreis Wesel Landrat Ingo Brohl und die Politik im Kreis Wesel auf, sich für eine rechtliche und finanzielle Basis einzusetzen, um flächendeckenden Herdenschutz für alle Tierarten im Wolfsgebiet Schermbeck zu ermöglichen.

Verantwortung für Wolf werde Weidetierhaltern aufgebürdet

Der Wolf sei „gesellschaftspolitisch gewollt“ und stehe unter strengem Schutz. Die Verantwortung für den Wolf werde aber „allein den Weidetierhaltern aufgebürdet, indem hohe praktische und bürokratische Anforderungen an den Herdenschutz umgesetzt werden müssen“, schreiben Tobias Schult von der Hengststation Schult in Hünxe, Hartmut Neuenhoff aus Schermbeck sowie der Weseler Schäfer Maik Dünow stellvertretend für die Weidetierhalter im Kreis Wesel.

Herdenschutz dürfe aber „nicht die alleinige Aufgabe der Weidetierhalter sein“. Er trage auch zum Schutz des Wolfes bei und müsse gemeinschaftlich umgesetzt werden. „Etliche Bitten und Bemühungen seitens der Tierhalter“ in Richtung der Behörden und des Landes-Umweltministeriums „einen praktikablen und unbürokratischen Herdenschutz für alle Weidetierarten zu ermöglichen, sind bislang ins Leere gelaufen“, heißt es in dem Schreiben. „Nur ein ausreichender Herdenschutz wird unsere Weidetierhaltung dauerhaft sichern“, zitieren die Weidetierhalter NRW-Umweltministerin Heinen-Esser. Aber dafür würden „die Grundlagen sowie in erheblichem Maße die finanzielle und rechtliche Basis“ fehlen.

Das sind die Forderungen der Weidetierhalter

Deshalb fordern die Tierhalter die Adressaten auf, „schnellstmöglich eine regionale und unbürokratische Anlaufstelle zur Erhaltung und Unterstützung der Weidetierhaltung im Kreis Wesel einzurichten sowie dies auch gegenüber dem Ministerium zu vertreten und umzusetzen“. Bislang seien Wolfsübergriffe durch die vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) beauftragten Wolfsberater dokumentiert und vom LANUV bewertet worden.

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„Diese Vorgehensweise führte in der Vergangenheit oft zu Unstimmigkeiten und Missverständnissen,“ so die Weidetierhalter, die verlangen, diese „sehr unbefriedigende Situation“ zu „entschärfen“: Künftig sollen nach ihrem Willen “neutrale Rissgutachter“eingesetzt werde, Kreis-Veterinäre oder Tierärzte sollen DNA-Proben nehmen, die Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer soll Zäune begutachten und bewerten.

Die „Anlaufstelle zur Erhaltung und Unterstützung der Weidetierhaltung“ solle „überwiegend mit Praktikern besetzt werden, alle Weidetierhalter unterstützen, präventiv aufklären, praktikablen Herdenschutz entwickeln“ und Hilfestellung und Betreuung vor und nach Wolfsübergriffen leisten. Die Forderungen der Tierhalter: „Flächendeckender Herdenschutz für alle Tiergattungen im Kreis Wesel, Finanzierung von Aufbau und Unterhaltung der Zäune, Finanzierung des Unterhaltes von Herdenschutzhunden, rechtssichere Haltung von Herdenschutzhunde ermöglichen. Außerdem solle die Beweislast beim Ausbruch von Tierherden im Wolfsgebiet umgekehrt und die Kriterien, die zu einer Entnahme eines Wolfes führen, definiert werden.

„Situation wird sich weiter zuspitzen“

Wölfin Gloria habe bereits zwei Ponys getötet und „mehrfach den empfohlenen Herdenschutz“. Mittlerweile habe sich ein Rudel gebildet und die „Situation wird sich voraussichtlich weiter zuspitzen, da in diesem Jahr höchstwahrscheinlich weitere Wolfswelpen geboren werden und ein großes Rudel sich eher an größere Weidetiere wagt“, so die Weidetierhalter, die deswegen fordern, die Förderrichtlinien auch auf „Pferde, Rinder und sonstiges Großvieh“ auszuweiten: Nur so könne eine „weitere Spezialisierung des Rudels auf große Weidetiere“ verhindert werden.

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„In der heutigen Zeit, wo tierwohlgerechte Haltung gefordert und gefördert wird, der Ruf nach Insektenschutz, Artenschutz, Klimaschutz, Landschaftspflege, Biodiversität und Naturschutz groß ist und die Beweidung der Deiche zur Sicherung des Hochwasserschutzes im Zeitalter des Klimawandels extrem wichtig ist, sollte sich der Kreis Wesel und die Politik für die Erhaltung der Weidetierhaltung im Wolfsgebiet Schermbeck stark machen“ so die Weidetierhalter. (aha)