Dinslaken. Nachdem es mit dem Kinoneubau nicht geklappt hat, rüsten die Eigentümerinnen die Lichtburg auf: D-Box-Sitze und eine neue Soundkulisse.
Ein Krachen und Bersten, das Eis kalbt, stürzt samt des Versammlungszeltes der Inuit ins tosende Meer, wird auf den Wellen fortgetrieben in schlingender Fahrt. Orcas tauchen auf, ein Schiff kommt auf die Überlebenden auf der Eisscholle zu. Rammt es sie, nein, noch einmal Glück gehabt. Werden sie es schaffen, die Eisscholle lebend zu verlassen? Wer jemals in der Zoom Erlebniswelt das Eisabenteuer erlebt hat, wird es kaum noch erwarten können, bis die Lichtburg endlich wieder die Pforten öffnet. Denn die dortige hydraulische Bewegungsplattform soll nichts im Vergleich zu den neuen D-Box-Sitzen im Dinslakener Kino sein.
Hautnah erleben, was dem Filmheld widerfährt
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Diese Sessel nämlich bewegen sich synchron zu Bild und Ton des ausgesuchten Filmhits, mal hoch und runter, mal von Seite zur Seite, mal nach vorn, dann wieder nach hinten. „Stellen Sie sich vor, der Actionheld fährt in waghalsiger Fahrt mit seinem Jeep durch die Wüste, schießt über die Dünen hinweg und Sie als Zuschauer sind mit dabei, erleben hautnah, was Ihrem Helden auf der Leinwand widerfährt.“ Heidrun Grießer, die mit ihrer Tochter Heike das Traditionskino führt, klingt begeistert. Und nicht nur die Sessel sind die absolute Neuheit in den altehrwürdigen Kinosälen.
Durch das Dolby-Atmos-System ist es möglich, mehr Front-, Rücken- und Deckenlautsprecher zu nutzen als bisher. Mit diesem System wird eine einzigartige Soundkulisse erzeugt. „Der Regenschauer taucht zu Ihrer rechten Seite auf, wandert weiter über Sie hinweg, um dann links von Ihnen zu entschwinden“, zählt Grießer weiter auf.
Lüftungsanlage wird erneuert
Den derzeitigen Lockdown nutzen die Kinoinhaber um das Filmtheater von Grund auf zu renovieren und vor allem mit der neuesten Technik auszustatten. Dazu gehören nicht nur oben genannte Kinoeffekte, sondern auch die Lüftungsanlage. „Die alte war bereits ausgezeichnet, doch nach den neuen Erkenntnissen der Corona-Pandemie rüsten wir um auf eine Frischluftanlage“, erzählt Heidrun Grießer.
Und auch ansonsten tut sich viel im Kino. Zwei der Säle sind bereits entkernt, das Kino 3, das kleinste und ihnen, bekommt neue, breitere Ledersitze, die Zugänge zu den anderen beiden Räumen werden geändert, so dass im Kino zwei Rollstuhlfahrer nicht mehr nur in der ersten Reihe Platz nehmen müssen. Auch ein Behinderten-WC wird es nach der Renovierung geben. Die alten Kinositze sind inzwischen verkauft oder warten noch auf ihre Abholung. Heike Grießer hatte sie bereits im vergangenen Jahr online angeboten und innerhalb weniger Stunden hatten Cineasten zugeschlagen. „Wir haben alle verkauft, lediglich Kino eins ist noch bestuhlt. Allerdings sind auch diese schon vorbestellt“, berichtet Heidrun Grießer weiter.
Die Leinwände werden größer sein
„Wir renovieren zuerst Kino zwei und drei“, verrät die Kinofrau, „so dass wir sofort reagieren können, wenn die Kinos wieder öffnen dürfen.“ Dabei soll Kino zwei ausstattungsmäßig an den Neutorplatz anknüpfen. Genaueres will Heidrun Grießer nicht verraten. Nur soviel: „Die Besucher werden ihre Kinos nicht mehr wiedererkennen.“ Die Leinwände werden größer sein, die Plätze allerdings weniger. Das sei den Räumen geschuldet. Immerhin könne man keine weiteren Säle ans Kino anbauen, man sei in der Fläche also eingeschränkt.
Leider habe es mit einem Neubau des Kinos nicht so geklappt wie vorgesehen, der Investor sprang schließlich ab, obwohl es eigentlich recht gut aussah. So fügt man sich jetzt in sein Schicksal und renoviert. Zum Auftakt des neuen James-Bond-Filmes am 30. September soll das Filmtheater in neuem Lichterglanz erstrahlen. Dann wird auch der große Saal, Kino eins, fertiggestellt sein.
Die Coronazahlen sprechen noch eine andere Sprache
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Man hofft natürlich, dass der Betrieb in den anderen Sälen schon vorher beginnen kann. „Öffnungsstrategien sind zwar wünschenswert, aber die Coronazahlen sprechen eine andere Sprache. Und wer würde derzeit ohne Angst ins Kino gehen, wenn die Ansteckungsgefahr durch die Mutanten des Virus noch hoch sind“, fragt sich Heidrun Grießer. Sie hofft, dass die Impfungen schneller voranschreiten und das Virus dadurch seinen Schrecken verliert. „Wir haben das Glück, das die November- und Dezemberhilfen bereits geflossen sind. Jetzt haben wir einen Antrag bei der Filmförderung gestellt, sie gewähren Kredite zur Renovierung.“
Außerdem habe man in der Vergangenheit jeden entbehrlichen Cent gespart, um ihn in den Neubau zu stecken. Jetzt profitiere man von den Reserven. Zwar werde nach wie vor Popcorn verkauft, doch die Aktion liefe nicht mehr so gut wie im ersten Lockdown. „Allerdings immer noch kostendeckend. Aber vor allem halten wir Kontakt zu unseren Besuchern und das ist das wichtigste daran.“ Bleibt nur zu hoffen, dass es mit der Pandemie bald vorbei ist, damit man in gemütlicher Atmosphäre seine Blockbuster genießen kann.