Dinslaken. Im Oktober haben am St.-Vinzenz Hospital 56 Pflegeschüler ihre Ausbildung begonnen. Nach einer Gesundheitsreform ist diese nun „generalistisch“.

Der Pflegeberuf ist schon an sich schwer, in Coronazeiten wird dem Pflegepersonal noch mehr abverlangt. Denn vor allem schwingt die Angst, sich oder andere anzustecken, immer mit. Dennoch konnte die Pflegeschule des St. Vinzenz-Hospitals im Oktober, zu Beginn des neuen Schuljahres, 56 Pflegeschüler begrüßen. Nur drei sind inzwischen abgesprungen, eine davon hat sich zum Studium entschlossen. Die anderen hatten andere gewichtige Gründe. Der Start ist nicht gerade einfach, dennoch, berichtet Annegret Oberender, Leiterin der Pflegefachschule, sind alle mit Begeisterung dabei. Verwunderlich dabei sei der hohe Abiturientenanteil.

Schwerpunkte aus drei Bereichen

Zum ersten Mal wird die Ausbildung nach der neuen Pflegereform durchgeführt. In der „generalistischen Ausbildung“ fließen ab sofort berufliche Schwerpunkte aus allen drei bisherigen Pflegebereichen – Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege – zusammen. Die Ausbildung endet nach drei Jahren mit dem Examen zur Pflegefachkraft. Damit muss es noch nicht einmal enden, denn durch eine Weiterbildung stehen der Fachkraft mehrere Möglichkeiten offen, ein Studium der Pflegewissenschaften, des Pflegemanagements und der Pflegepädagogik beispielsweise oder eine Wundmanagement-Spezialisierung nebst anderer fachspezifischer Weiterbildungen, zählt Annegret Oberender auf.

„Gerade in den Führungspositionen werden Fachkräfte gesucht“, macht sie den Auszubildenden Mut. Möglich sind in der generalistischen Ausbildung allerdings nicht nur die drei Jahre, sondern auch die einjährige Lehre zur Gesundheits- und Krankenpflegeassistentin sowie eine einjährige Ausbildung in der Altenpflege.

Gerade die einjährige Ausbildung ist wohl reizvoll für ältere Menschen, denn auch 40- bis 50-Jährige sind oft im Unterricht anzutreffen. „Sie sind hochmotiviert und notenmäßig oft die besten Schüler“, sagt Oberender.

Wechsel ist möglich

Außerdem sei es weiter möglich, bei guten Noten nach der einjährigen Ausbildung in die dreijährige zu wechseln. Wie zuvor wechseln sich auch hier Theorie (2100 Std.) und Praxis (2500 Std.) auf den einzelnen Stationen ab, die Stundenzahl ist erhöht, die Altenpflege kommt als Lehrfach hinzu. Denn durch die demografische Entwicklung kommen auch andere Aufgaben auf das Pflegepersonal in den Krankenhäusern hinzu. Sie müssen sich vermehrt um alte Menschen und Demenzkranke kümmern. Das Personal in den Altenpflegeheimen ist hingegen immer mehr auf spezielles Fachwissen in der Krankenpflege angewiesen.

Eine Umstellung für die jeweiligen Schüler also, aber auch für die Lehrer an der Pflegeschule. „Auch wir mussten uns noch einmal fort- und weiterbilden, denn grundsätzlich hat sich in der Ausbildung so einiges geändert“, bemerkten Kathrin Klang-König und Sylvia Skatula, zwei Lehrerinnen aus der Pflegeschule, unisono. Ob zum Besseren, das vermochten beide nicht zu sagen. „Das wird sich in drei Jahren herausstellen.

Überprüfung in sechs Jahren

Auch interessant

In sechs Jahren übrigens soll nach Willen des Gesundheitsministeriums die generalistische Ausbildung überprüft werden. Bis zum Ende des zweiten Ausbildungsjahres lernen alle gemeinsam, mit dem dritten Jahr beginnt die Spezialisierung hin zur Gesundheits- und Krankenpflege oder der Altenpflege. So müssen nach dem Orientierungseinsatz zu Beginn der Ausbildung Pflichteinsätze in den drei allgemeinen Versorgungsbereichen Stationäre Akutpflege, stationäre Langzeitpflege und ambulanter Akut-/Langzeitpflege absolviert werden.

Zahlreiche Kooperationspartner ermöglichen die Praxisorientierung in der ambulanten Pflege. Auch ein Pflichteinsatz in der pädiatrischen Versorgung ist vorgesehen. Im letzten Schuljahr geht es zum Pflichteinsatz in die allgemein-, geronto-, kinder- oder jugendpsychiatrische Versorgung, bevor der Vertiefungseinsatz erfolgt. Am Ende des zweiten Ausbildungsabschnittes ist eine verpflichtende Zwischenprüfung vorgesehen. „Die hat es am St. Vinzenz-Hospital schon immer gegeben“, sagt Oberender.

Jedes Jahr ein Zeugnis

Dass es zudem in jedem Jahr ein Zeugnis gibt, ist allerdings neu, im Unterkurs müssen allein fünf Klausuren geschrieben werden. Das ist hart, vor allem, da durch die Corona-Pandemie auch in der Pflegeschule bislang Distanzunterricht gegeben wurde.

Den Vorteil in der generalistischen Ausbildung sieht Oberender auch in den erworbenen Abschlüssen, denn bislang wurden die Examen der deutschen Ausbildung nicht in den übrigen EU-Ländern anerkannt. Das wird sich mit den kommenden Abschlüssen ändern, diese werden in der gesamten Union automatisch anerkannt.

„Somit können unsere Schüler in allen Ländern der EU arbeiten“, sagt die Leiterin der Pflegeschule begeistert. Einerseits, andererseits sähe sie es natürlich gerne, dass die zukünftigen Pflegefachkräfte am St. Vinzenz-Krankenhaus verblieben. Denn gut ausgebildetes Pflegepersonal stehe derzeit hoch im Kurs.