Dinslaken. Um Krebspatienten besser behandeln zu können, wird in der radiologischen Gemeinschaftspraxis Borad am EV ein Linearbeschleuniger installiert.
Langsam, ganz langsam senkt sich der Arm des Kranes zu Boden. „Ein bisschen mehr nach rechts, jetzt weiter runter“, lauten die Befehle der Techniker am Boden. Zentimeter um Zentimeter gleitet der Beam-Arm des Linearbeschleunigers zu Boden. Der größte und schwerste Teil an diesem Morgen ist geschafft – der Beschleuniger steht schon im Untergeschoss des Borad-Nuklear- und Strahlentherapiezentrums. Jetzt muss noch der lange Arm heruntergelassen werden. Doch die Männer verstehen ihr Handwerk, sanft gleitet der Arm auf den Transportwagen. Nun ist es nur noch ein kleines Stück durch den Flur in den Strahlentherapieraum. Geschafft.
Doch fertig ist das gute Stück dadurch noch lange nicht. Drei Tage müsse der Beschleuniger jetzt zusammengebaut werden, dann folge die Konfiguration, die auch noch einmal rund vier Wochen in Anspruch nehmen wird. Dann erst steht er für die Patienten bereit. Und die radiologische Gemeinschaftspraxis Borad wird an ihrem Standort in Dinslaken einen neuen, hochmodernen Linearbeschleuniger in Betrieb nehmen können. Für die Krebspatienten bedeute dies ein enormer Vorteil, so Mitarbeiterin Carolline Quast, denn der medizinische Apparat erfüllt die neuesten Ansprüche für eine präzise und schonende Bestrahlung, mit der Möglichkeit, schneller und hoch dosierter zu bestrahlen und trotzdem das umliegende Gewebe bestmöglich zu schonen. Damit können also Hochpräzisionsbestrahlungen durch die VMAT-Technik (Volumentic Modulated Arc-Therapy) oder zu deutsch „volumenmodulierte Strahlentherapie“ bei allen bestrahlbaren Tumoren eingesetzt werden.
Gezielt den Tumor treffen
Schon die alte IMRT-Technik (intensitätsmodulierte Strahlentherapie) machte es den Ärzten möglich, gezielt den Tumor zu treffen, doch dauerte dies oft zu lang. „Patienten mit bestimmten Tumoren ist es aber oft nicht möglich, lange in einer Lage zu verweilen. Sie haben Schmerzen“, erklärt Anna Brol, die medizinische Physikerin der Praxis. „Der neue Linearbeschleuniger ermöglicht nun eine viel schnellere Bestrahlung, die dennoch das umliegende Gewebe noch besser schont und auch den kleinsten Tumor noch mehr eingrenzen kann.“
Dank einer speziellen Software ist die Bestrahlungsdauer sogar um achtmal schneller. Bei Lungentumoren beispielsweise, die durch Atmung eine starke Bewegung zeigen, kann durch eine Bestrahlungsplanung mittels mehrer CT’s dann bestrahlt werden, wenn der Patient in der richtigen Atemlage liegt. Die angefertigten Computertomographien (CT) können mit der so genannten Bestrahlungsplanungs-CT überlagert und angepasst werden. Durch eine Oberflächenerkennung (Scan) ist vor jeder Bestrahlung die genaue Positionierung des Patienten für die Bestrahlung möglich. Übrigens können nicht nur bösartige Tumore, sondern auch gutartige damit bestrahlt werden.
Während der Aufbauzeit des Linearbeschleunigers müssen die Patienten der radiologischen Borad-Gemeinschaftspraxis nicht auf ihre Therapien verzichten. Sie werden an den Standorten in Dorsten und Bottrop vorgenommen.
Die Krankenkassen bezahlen den Transport auch in diese Praxen zur Weiterbehandlung. „Das Gerät muss ja auch immer wieder gewartet werden, auch dann müssen die Patienten ausweichen“, so Caroline Quast. Das sei ganz normaler Praxisalltag.