Dinslaken. Roter März: Adnan Köse bringt mutiges Handeln des Lohberger Pfarrers Albert Nienhaus auf die Bühne. Darsteller in Videos sollen Dinslakener sein.

Es ist ein Stück deutscher Geschichte und Stadtteilhistorie, ein Kampf zwischen den Fronten, ein Bekenntnis zu sozialer Gerechtigkeit, Demokratie und: Gott. In den Märzunruhen 1920, die die Region in einen blutigen Bürgerkrieg stürzen, gerät Albert Nienhaus, der Pfarrer der noch jungen katholischen Kirchengemeinde St. Marien Lohberg, zwischen die Fronten der Bergwerksdirektion und der Roten Armee. Gewaltbereite Aggressoren säen Zwiespalt und Hass, um die Bevölkerung zu spalten, Pfarrer Nienhaus stellt sich schützend vor die verängstigte Gemeinde und tritt, mit nichts weiter als seinem unerschütterlichen Glauben an Gott, mutig gegen die Bedrohung an.

100 Jahre später haben Adnan Köse und Hans Feldhoff diese dramatischen Ereignisse für die Bühne aufbereitet. „Roter März“ lautet der Titel ihres Theaterstücks, mit dem die sanierte und umgebaute Kathrin-Türks-Halle am Donnerstag, 29. April, wiedereröffnet werden soll. Eine doppelte Premiere also, „Roter März“ erlebt an diesem Tag seine Uraufführung. Nach zwei weiteren Aufführungen in Dinslaken zieht die Produktion weiter zur Zeche Zollverein in Essen, die DVD zum Theaterstück wird an Bildungseinrichtungen und Museen ausgegeben. Für die Rolle des couragierten Lohberger Pfarrers konnte Dieter Landuris gewonnen werden.

Albert Nienhaus noch als Kaplan. Von 1919 bis 1968 wirkte er in St. Marien Lohberg.
Albert Nienhaus noch als Kaplan. Von 1919 bis 1968 wirkte er in St. Marien Lohberg. © NRZ | NRZ-BILD

Lohbergs Geschichte auf der Bühne in einer dramatischen Inszenierung, die zugleich Lehrstück über die Bedeutung von Werten für eine intakte Gesellschaft ist. Werte, die auf christlichen Überzeugungen beruhen, universelle Werte für eine freie, gerechte und gewaltlose Demokratie. Allgemeingültig und doch zugleich sehr persönlich und lokal. Authentisch. Dies soll auch auf der Bühne sichtbar sein. Adnan Köse plant, in die Inszenierung Videosequenzen einzubauen, in denen die Protagonisten der 1920er Jahre sich in den 1960er Jahren an die Geschehnisse in Lohberg erinnern. Für diesen „TV-Bericht“ in Schwarz-weiß möchte er aber nicht die Darsteller „auf alt“ schminken. Vielmehr sollen die Augenzeugen von einst von Menschen zwischen 69 und 79 Jahren gespielt werden.

Und hier kommen die Dinslakener der entsprechenden Altersgruppe mit ins Spiel: Gesucht werden vier Männer und drei Frauen voller Spielfreude und ohne Scheu vor der Kamera. Dabei sein ist „Ehrensache“, es gibt einen kleinen Text zu lernen und circa zwei Stunden Dreharbeiten pro Person. Die Filmeinspieler werden im Zeitraum vom 22. bis 24. März gedreht, selbstverständlich unter hohen Corona-Sicherheitsauflagen. Abstand, Maske und ein Drehteam von nur zwei Personen sind garantiert.

Aufgrund der aktuellen Corona-Situation kann es natürlich auch kein öffentliches Casting geben. Deshalb bat Adnan Köse die NRZ- Lokalredaktion, Bewerbungen interessierter Leserinnen und Leser in der genannten Altersgruppe entgegenzunehmen. Wer in den Videoeinspielungen von „Roter März“ auf der Leinwand in der Kathrin-Türks-Halle und später auf der DVD zu sehen und zu hören sein möchte, wird gebeten, sich mit Foto und kurzer Vita entweder per E-Mail an lok.dinslaken@nrz.de oder per Brief an die NRZ-Lokalredaktion, Friedrich-Ebert-Straße 40, 46535 Dinslaken, zu bewerben. Betreff in beiden Fällen: „Roter März“.

Adnan Köse und Hans Feldhoff erinnern mit „Roter März“ an Pfarrer Albert Nienhaus, der von 1919 bis zu seinem Tod 1968 in St. Marien Lohberg tätig war.

Wer als „alter Lohberger“ oder „alte Lohbergerin“ noch Fotos und Erinnerungen an diese Jahre der Kirchengemeinde und der Gartenstadt hat, ist ebenfalls eingeladen, sich bei uns zu melden. Gerne stellen wir dann diese persönlichen Lohberger Geschichte und Geschichten hier im Lokalteil vor.