Dinslaken/Voerde/Hünxe. Wegen der Kälte gibt es für Obdachlose Sonderausgaben. Winterdienste arbeiten sich an Schneebergen und Eisplatten in DInslaken, Voerde, Hünxe ab.
Die Kälte hat den Kreis Wesel fest im Griff: Minus 9 Grad zeigte das Thermometer am Dienstagmorgen an. Wer eine Wohnung hat, der dreht an einem solchen Morgen die Heizung ein Stück höher. Aber in Dinslaken leben auch Menschen auf der Straße – wenn auch nach Kenntnisstand der Stadt nicht viele. Caritas und Wunderfinder kümmern sich darum, dass sie versorgt werden.
Ausnahmeregelung in der „Herberge“ in Dinslaken
Die Caritas betreibt seit mehr als 20 Jahren für die Stadt Dinslaken die „Herberge“, die Notunterkunft an der Siegfriedstraße. Hier stehen zehn Schlafplätze in Doppelzimmern bereit, es gibt ein Wohnzimmer, Küche, Bad. Normalerweise müssen die Obdachlosen die Unterkunft morgens wieder verlassen. Diese Regel ist nun ausgesetzt. Zudem ist die Herberge derzeit von 8 bis 12 und 18 bis 19 Uhr besetzt. Wenn jemand außerhalb dieser Zeiten klingelt, fährt ein Mitarbeiter zur Unterkunft, so Caritasdirektor Michael van Meerbeck.
Auch wenn alle Plätze der Herberge belegt sein sollten oder jemand mit Hund einen Unterschlupf sucht, „finden wir immer eine Möglichkeit“, verspricht van Meerbeck. Als Ausweichquartier stünde dann etwa die Unterkunft im Hardtfeld bereit. „Niemand muss bei der Kälte draußen schlafen“, so van Meerbeck. Darüber hinaus gibt die Caritas Notfallpakete an Bedürftige aus: Sie bestehen aus Schlafsack, Decke, Isomatte, Rucksack mit Hygieneartikeln und einer Tasche mit Lebensmitteln.
Sonderausgaben der Wunderfinder
Der Verein Wunderfinder, der Obdachlose am Bahnhof versorgt, richtet aufgrund der Kälte Notausgaben ein: Täglich um 18 Uhr halten die Wunderfinder am Bahnhof Instant-Suppen, Kaffee, Tee und Handschuhe bereit.
Denn es gebe immer wieder Obdachlose, die trotz der Eiseskälte die Unterkünfte meiden, weiß Ludger Krey, Vorsitzender der Wunderfinder. „Das kann unterschiedliche Gründe haben. Das Gefühl, eingesperrt zu sein, Angst vor anderen Menschen, Alkoholprobleme“, so Krey. Die Wunderfinder suchen für solche Fälle einen Stellplatz für eine „Reserve-Unterkunft“ in Form eines Wohnwagens. Der Bewohner würde von den Wunderfindern betreut, alle rechtlichen Details vertraglich abgesichert.
In Voerde und Hünxe gebe es derzeit keine Menschen, die auf der Straße leben, heißt es aus den Kommunen. In Voerde wohnen zwei Alleinstehende in der Unterkunft an der Alten Bühlstraße 11, die insgesamt sechs Plätze bietet. Daneben stehen auf dem Schulweg 2 acht kleine Wohnungen für Familien zur Verfügung, die obdachlos werden. Zwei sind bewohnt. „Bei Bedarf können dort aber ebenfalls alleinstehende Obdachlose untergebracht werden,“ so Beigeordneter Jörg Rütten.
Winterdienste im Dauereinsatz
Obwohl die Winterdienste im Dauereinsatz sind, gab es Dienstag noch Probleme auf den Straßen. Auf Kreuzungen der B 8 in Dinslaken wurden die teils nicht geräumten Schneedecken zu Eisplatten, auf der Dinslakener Straße in Möllen und im Bereich Wohnungswald staute es sich.
„Da der Schneefall aufgehört hat, kommt der Din-Service besser voran“, berichtet Dinslakens Stadtsprecher Marcel Sturm. Die Straßen würden nun nach und nach abgearbeitet. Allerdings: „Bei Eisplatten kommen die Räumfahrzeuge an ihre Grenzen. Es wird nach und nach Salz aufgebracht, damit es wirken kann. Das dauert aber und wirkt nicht sofort.“ Die B8 liege allerdings in der Zuständigkeit von Straßen.NRW.
Nur für die Ortsdurchfahrt Friedrichsfeld der B8 sei die Stadt Voerde zuständig, erklärt deren Erste und Technische Beigeordnete Nicole Johann. Die Dinslakener Straße, eine Kreisstraße, liege innerhalb der Ortsdurchfahrt – und damit auch in Möllen – in der Zuständigkeit der Stadt und sei in der Kategorie 1 eingestuft. Zu Problemen kam es dort, da die Stadt gleichzeitig die Erreichbarkeit der Außenorte wie Spellen sicher stellen musste, „insbesondere mit Blick auf den Einsatz der Rettungskräfte“, sagt Johann. „Die Schneemengen und Verwehungen waren in unserem Stadtgebiet schon eine wirkliche Herausforderung“, so die Beigeordnete.
Pflichten der Bürger
Auch, wenn man kaum noch weiß, wohin mit dem Schnee: Grundsätzlich sind Bürger laut Dinslakens Stadtsprecher Sturm verpflichtet, den selber geräumten Schnee von Gehwegen „auf dem an die Fahrbahn grenzenden Teil des Gehweges oder am Fahrbahnrand so zu lagern, dass der Fahrzeug- und Fußgängerverkehr hierdurch nicht mehr als nach den Verhältnissen unvermeidbar beeinträchtigt wird“.
Wochenmarkt fällt aus
Wegen der Kälte fällt der Friedrichsfelder Wochenmarkt am heutigen Mittwoch aus. Derzeit wird geprüft, ob die Wochenmärkte am Freitag in Voerde und am Samstag in Friedrichsfeld stattfinden.
Vorsicht im Wald
Die Förster des Regionalverbandes Ruhr (RVR) weisen darauf hin, dass die Wege in den Waldgebieten nicht geräumt sind. Zudem bestehe bei den Nadelwaldbeständen Schneebruchgefahr. Wer im Wald unterwegs ist, sollte vorsichtig sein und nicht querfeldein wandern. Das Betreten von Eisflächen auf Seen und Teichen sei verboten.
>>Kontakt
Die Wunderfinder bitten Bürger, die Augen aufzuhalten: Wer eine bewegungslose Person sehe, solle diese mit gebührendem Abstand ansprechen. Wenn diese nach mehrfacher Aufforderung nicht reagiere, solle man die Notfallnummer (112) anrufen. Die Wunderfinder seien immer unter 0152 / 14597459 erreichbar.
Auch der städtische Ordnungsdienst Dinslaken hält bei Rundgängen die Situation im Blick und würde bei Bedarf „umgehend unser städtisches Büro für Wohnungsnotfälle informieren“, so Stadtsprecher Marcel Sturm.
Die Herberge der Caritas an der Siegfriedstraße 38 in Hiesfeld ist unter 02064/606460 erreichbar. Hier werden auch die Notfallpakete ausgehändigt.