Kreis Wesel. Viele Bürger im Kreis Wesel sind bei der Corona-Impfterminvergabe nicht durchgekommen. In der ersten Woche stehen 1900 Impfdosen zur Verfügung.

„Leider sind derzeit alle Termine vergeben. Wir schalten in Kürze weitere Termine frei“. Diese Auskunft erhielten viele Menschen aus dem Kreis Wesel am Montag beim Versuch, einen Termin für eine Corona-Schutzimpfung zu vereinbaren. Zuvor waren die Hotline und die Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein überhaupt nicht erreichbar.

Kein Durchkommen am Morgen

„Ich bin total sauer“, schimpft Winfried Evertz am Montagmittag. Der 86-jährige Weseler ist fit im Umgang mit dem Internet und wollte für sich und seine Frau Ingrid direkt am Montagmorgen einen Impftermin in der Niederrheinhalle über die Homepage www.116117.de ausmachen – doch er kam nicht zum Ziel, ebenso wie viele weitere Senioren und Angehörige im Kreis Wesel. Sowohl die im Anschreiben genannte Rufnummer als auch die Internetseite waren schon am Montagmorgen aufgrund des Ansturms hoffnungslos überlastet: „Leider ist es aufgrund der erhöhten Nachfrage aktuell nicht möglich, Impftermine zu buchen“, teilte die Buchungshomepage den entnervten Nutzern mit.

„Sehr enttäuscht“ ist der Weseler Winfried Evertz von der Organisation der Impfterminvergabe, die am Montag gestartet ist: „Für diese organisatorische Meisterleistung hatten die zuständigen Personen zwei Monate Zeit. Es ist zum Verzweifeln, dass von Seiten des Kreises niemand vorher einen Probelauf verlangt oder durchgeführt hat.“ Er beschwert sich auch darüber, dass auf dem Online-Buchungsportal das Weseler Impfzentrum gar nicht zu finden war. Über die telefonische Hotline hatte der Weseler ebenfalls keinen Erfolg – dort war kein Durchkommen. „Auch meine Bekannten haben es alle nicht geschafft“, schildert Evertz.

Nachmittags gab es Impftermine

Ähnliche Erfahrungen macht auch Klaus Slusarek aus Hünxe, der direkt ab acht Uhr morgens online war, um einen Termin für seine 92-jährige Mutter zu buchen. „Im Zehn-Minuten-Takt“ habe er es immer wieder versucht, schildert der Bruckhausener, und war schon bei der Registrierung gescheitert. Um 11.45 Uhr konnte er dann tatsächlich einen Termin im Februar anklicken – um anschließend die Info zu erhalten, dass kein Zeitfenster mehr frei ist. Erst am Nachmittag gegen 14.30 Uhr klappte es dann endlich über das Buchungsportal: Der Termin für Februar steht nun. Auch Winfried Evertz will nicht aufgeben und es weiterversuchen. „Wir wollen schließlich geimpft werden“, sagt der 86-Jährige, der den Start der Terminvergabe als „Blamage“ wertet.

Peter Steinbeißer aus Dinslaken hat es ebenfalls morgens versucht – vergeblich. Zwar war eine Anmeldung möglich gewesen – aber die Bestätigung scheiterte an einem technischen Fehler. „Laut Info sind alle Termine vergeben und in Kürze werden neue freigeschaltet.“ Wer seine Mail verifizieren wollte, bekam eine weitere Mail – mit der Aufforderung zur Verifizierung. Das ließ sich endlos so weiterführen. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass solch ein Chaos bei der Terminvergabe besteht“, findet Sigi Krüger aus Hünxe. Erst nachmittags kamen Anrufer durch: „Ich konnte völlig problemlos online einen zeitnahen Termin für meine Oma vereinbaren“, berichtet Eva Kauenhowen aus Dinslaken.

Das sagt die KV Nordrhein

„Extrem hohe Zugriffszahlen“ hätten zu „erheblichen Verzögerungen bei der Terminbuchung“ geführt, erklärte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein in einer allgemeinen Presseinformation auf Anfrage der NRZ. Wie viele Termine im Kreis Wesel vergeben wurden, wie viele Impfdosen für das Impfzentrum zur Verfügung stehen? Darauf gab es trotz Nachfrage von der Pressestelle der KV Nordrhein keine Antwort mehr.

1900 sollen es in der ersten Woche sein, meint Dr. Michael Weyer, Vorsitzender der KV Nordrhein im Kreis Wesel. Die Termine würden aber langfristig vereinbart. Insgesamt hat der Kreis Wesel 36.000 Menschen angeschrieben, die impfberechtigt sind. „Niemand muss sich Sorgen um seine Impfung beziehungsweise seinen Termin machen“, beruhigt Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender der KV Nordrhein. „Jeder, der geimpft werden möchte, wird drankommen, aber eben nicht sofort.“ Bis Ende April, hieß es, werde es wohl dauern, bis alle über 80-Jährigen geimpft sind.