Hünxe. In einem Offenen Brief wenden sich die Hünxer Fraktionen FDP, CDU und SPD an Ministerin Ursula Heinen-Esser: Wölfin “Gloria“ entnehmen.

Zur "Wolfsproblematik im Wolfsgebiet Schermbeck" wenden sich die Fraktionen von FDP, CDU und SPD der Gemeinde Hünxe in einem Offenen Brief an Ministerin Ursula Heinen-Esser, Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz.

Nach mehreren Weidetierrissen im Jahr 2018 und der Bestätigung der Wölfin GW954f, genannt „Gloria“, sei in Hünxe/Schermbeck zum 1. Oktober 2018 das erste Wolfsgebiet in NRW ausgewiesen.

Aufgrund der Besorgnis der Nutztierhalter sowie der Bevölkerung sei durch die Experten des LANUV eine Informationsveranstaltung in der Gesamtschule in Hünxe durchgeführt worden, um die Besorgnisse möglichst auszuräumen. "Die Argumentation des LANUV erschien zunächst schlüssig und nachvollziehbar." Ferner sei den Nutztierhaltern finanzielle Unterstützung zugesagt worden, die auch tatsächlich, bezogen auf den reinen Materialwert zum Herdenschutz, umgesetzt wurde.

"Eindeutiger Problemwolf"

In den vergangenen zwei Jahren habe die Wölfin unzählige Nutztiere auf grausame Weise getötet und hierbei Jagdtechniken entwickelt, "die von Ihren Experten nicht vorausgesehen wurden.
Gloria ist zu einem eindeutigen Problemwolf geworden", so Stephan Barske (FDP) in Vertretung der drei Fraktionen.

Sie weisen auf die folgenden "falschen Prognosen" der Experten des LANUV hin: Der Wolf werde durch 0,9 Meter hohe Elektrozäune von den Nutztieren abgehalten. Der Wolf werde durch 1,2 Meter hohe Elektrozäune von den Nutztieren abgehalten. Herdenschutzhunde hielten den Wolf sicher ab. Geschwisterwölfe zeugten keinen gemeinsamen Nachwuchs. Großtiere (z.B. Pferde) würden durch den Wolf nicht angegriffen und gerissen. "Sämtliche hier aufgeführten Aussagen sind durch Gloria widerlegt worden."

Was sich das LANUV an Expertenaussagen in Bezug auf die Wölfin im Wolfsgebiet Hünxe/Schermbeck geleistet habe, "ist schlicht und ergreifend eine Frechheit und erweckt den Anschein, dass diese Mitarbeiter entweder inkompetent sind oder die Bevölkerung absichtlich getäuscht werden sollte".

"Kein frei weidendes Tier mehr"

Die Wölfin habe entgegen aller Aussagen des LANUV auch durch Zäune geschützte Weidetiere gerissen, zuletzt sogar zwei Ponys. Wenn die Wölfin nun ihre erlernten Techniken zur Überwindung von Schutzmaßnahmen an ihren Nachwuchs weitergebe, werde es bald im Wolfsgebiet Schermbeck kein frei weidendes Tier mehr geben, welches sich nicht der unmittelbaren Bedrohung der Wölfe ausgesetzt sieht. Für diese Schlussfolgerung benötige man keinen Experten, "hierzu reicht der gesunde Menschenverstand".

Die Wölfin habe mittlerweile Nachwuchs bekommen. "Wie immer spielt das LANUV auch diese Tatsache herunter". Nach Augenzeugenberichten von Menschen hier aus der Gegend habe die Wölfin vier Junge "und nicht, wie vom LANUV behauptet, nur eins".

Die Mitarbeiter des LANUV hätten frühzeitig erkennen müssen, dass „Gloria“ kein mit normalen Maßstäben zu messender Wolf ist. Sicherlich hätten sie erkannt, dass eine Umsiedlung, beispielsweise in ein Wolfsgehege, für den Wolf und die Nutztiere die beste Lösung gewesen wäre.

"LANUV handelt bisher nicht"

Nach eigener Aussage der Experten während der Informationsveranstaltung sei ein Wolf bereits dann als Problemwolf zu betrachten, wenn er mehr als zweimal die Herdenschutzmaßnahmen überwindet. „Gloria“ habe also schon zig-fach bewiesen, dass sie dieser Definition als Problemwolf entspricht, "nur gehandelt hat das LANUV bisher nicht".

Am 15. Januar 2021 gegen 18.30 Uhr, "also ganz aktuell", hätten sich mindestens vier Wölfe einem Landwirt im Gartroper Busch an dessen Kälberstall bis auf etwa 25 Meter genähert. Sie hätten sich nicht fluchtartig entfernt, wie es bei menschenscheuen Wölfen der Fall sein müsste, sondern hätten sich im Gegenteil dem Landwirt weiter genähert. "Sicherlich wird auch dieser Vorfall vom LANUV als nicht bestätigt heruntergespielt. Wir hier in Hünxe vertrauen aber auf die Augenzeugenberichte unserer Bürger", schreiben Barske und Co.

Nunmehr erscheine eine Entnahme der Wölfin nahezu unumgänglich. "Oder wollen Sie und diese Experten es verantworten, wenn ein Mensch durch diese Problemwölfin zu Schaden kommt?" Diese Wölfin halte sich an keine Aussagen der Experten. "Also warum sollte sie menschenscheu sein und keinen Menschen angreifen?"

"Bestandsregelung sinnvoll"

"Den Aussagen des LANUV ist nicht zu trauen. Es hat jegliches Vertrauen verspielt." Es stelle sich nun die Frage, wie mit dem beschriebenen und nicht zu leugnenden Problem umzugehen ist. Barske und Co.: "Unseres Erachtens gibt es zwei Möglichkeiten: Die Wölfin wird umgehend lebend entnommen und beispielsweise einem Wolfsgehege zugeführt. Es wird durch Ihr Ministerium eine Regulierung des Wolfrudels genehmigt, wie es bei vielen problematischen Wildtierarten bereits heute der Fall ist. Um eine übermäßige Ausbreitung des Wolfsrudels zu verhindern, wäre eine Bestandsregulierung im Wolfsgebiet Schermbeck sinnvoll."

Dies würde den Wolfsbestand erhalten, der Wolf würde nachhaltig eine größere Scheu vor dem Menschen entwickeln und das Wolfsgebiet Schermbeck wäre gesichert. Es dürfe auf keinen Fall passieren, dass man den Aussagen von scheinbaren Experten folge und nach dem Motto „Schauen wir mal was passiert und wie sich die Situation entwickelt“ handelt. Monitoring sei gut, "aber bitte nicht durch Experten, die offensichtlich jeglichen Bezug zur Realität verloren haben".

"Ideologiefreie Entscheidungsträgerin"

"Sehr geehrte Frau Ministerin, wir schätzen Sie als ideologiefreie Entscheidungsträgerin. Wie der NRZ vom 13. Januar 2021 zu entnehmen ist, haben Sie beim Neujahrsempfang der CDU Hamminkeln hierzu Stellung bezogen: Es vergehe kein Morgen, an dem man sich nicht mit „Gloria“ und Schermbeck auseinandersetze. "Nach Ihren Worten wird immer noch über die Verhaltensauffälligkeit der Wölfin diskutiert": Den Ärger, den man in Schermbeck mit den Wölfen habe, gebe es an keinem anderen Ort im Land, auch nicht in Eitorf, wo ein weiteres Rudel lebe.

"Wir freuen uns sehr, dass Sie die außergewöhnliche Problematik der Wölfin GW954f erkannt haben." „Gloria“ habe bewiesen, dass sie eine Problemwölfin sei. Und das schon seit zwei Jahren. "Nur durch die Verzögerungstaktik der LANUV-Mitarbeiter stehen alle, die mit ihren Besorgnissen Recht behalten haben, jetzt vor dem Scherbenhaufen falscher Monitoringpolitik. Bitte beenden Sie dieses aberwitzige Verhalten ihrer Mitarbeiter und geben Sie die Wölfe teilweise und somit nachhaltig für das Wolfsgebiet Schermbeck zur Entnahme frei", schließen Barske und Co.